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Noch einmal leben

Noch einmal leben

Titel: Noch einmal leben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Silverberg
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voneinander entfernt aufrecht hingestellt waren. Auf ihren Befestigungsschienen sprangen sie peitschenartig hin und her. Roditis trat zwischen die Matten und sprang das linke Trampolin an. Dabei preßte er die Beine eng an den Körper. Die Matte schleuderte ihn zurück, und Roditis schnellte sich überschlagend durch die Luft. Er richtete die Füße auf das andere Trampolin aus, traf im rechten Winkel auf und prallte wieder zurück. Zwanzig Runden lang ließ der Grieche sich zwischen den Matten hin- und herwerfen. Trotz der erhöhten Schwerkraft berührte er kein einziges Mal den Boden. Dann spannte er sich an, widerstand der Elastizität der Trampolins und kam leichtfüßig und aufrecht an seinem Startpunkt auf den Boden.
    „Jetzt bist du dran“, sagte er zu Noyes.
    „John, ich …“
    „Nun mach schon!“
    Noyes betrachtete die Anlage mit wenig Zuversicht. Er trat zwischen die zwei pulsierenden Matten und sprang. Seine Füße trafen das Zentrum des linken Trampolingewebes, und die Matte schleuderte ihn fort. Mit der Schulter zuerst krachte er auf den Boden. Er stand wieder auf und rieb sich die schmerzende Stelle.
    „Nochmal“, sagte Roditis. „Du wirst zu dick, Charles. Du bist zu bequem geworden und jagst nur nächtlichen Vergnügungen nach. Laßt schlanke Männer mit hungrigen Blicken um mich sein.“
    Wütend sprang Noyes erneut. Als er die Matte berührte, zog er die Knie an und bemühte sich angestrengt, den richtigen Absprung zu erwischen, der ihn in hohem Bogen zum gegenüberliegenden Trampolin befördern würde. Aber seine Füße berührten die Matte um einen Sekundenbruchteil zu spät. Dadurch erhielt er keine neue Schwungkraft. Wieder knallte er auf den Boden. Diesmal wurden Jochbein und Unterlippe in Mitleidenschaft gezogen. Zerstoßen und blutend erhob er sich.
    „Tut mir leid, John. Ich bin einfach nicht in Form für solche Übungen. Bevor ich sie richtig ausführen kann, habe ich mich zu Tode gestürzt“, sagte er lakonisch.
    „Ich erleichtere dir die Sache etwas.“
    Roditis hantierte wieder an dem Schwerkraftregler und justierte ihn auf ein halbes g. Dröhnend veränderte das magnetodynamische Feld die Gravitation. Sofort kam sich Roditis leichter vor.
    „Versuch’s nochmal“, schlug er vor.
    Noyes stellte sich wieder in Position und sprang. Bedingt durch die geringere Schwerkraft traf er die Matte zu hoch. Aber das machte kaum etwas aus. Er wurde zum anderen Trampolin geschleudert, prallte dort mit dem Bauch auf, wurde zurückgeworfen, flog wieder durch die Luft. Von einer sportlichen Haltung konnte nicht die Rede sein. Er strampelte wild mit den Beinen, ruderte verzweifelt mit den Armen und hüpfte wie ein zu groß geratener Sancho Pansa auf seiner Satteldecke auf und nieder. Roditis sah über eine Minute zu, wie Noyes durch die Luft geschleudert wurde. Dann wurde ihm das Ganze zu langweilig. Er schaltete die Schwerkraft auf 1,1g zurück, und Noyes krachte schwer zu Boden. Dieses Mal dauerte es etwas länger, bis er aufstehen konnte. Charles’ Gesicht war dunkelrot angelaufen, seine Brust hob und senkte sich in schnellem Rhythmus.
    „Genug davon“, sagte Roditis gnädig. „Soll ich eine Ambulanz rufen, oder wenden wir uns einer anderen Übung zu?“
    Noyes zuckte die Achseln. Der Grieche nahm einen Medizinball und warf ihn Charles aus dem Handgelenk zu. Noyes fing ihn auf und stieß ihn zurück. Ein paar Minuten lang spielten sie Ballfangen. Mit der Zeit warf Roditis immer stärker, bis der schwere Ball mit enormer Geschwindigkeit durch die Luft sauste. Schließlich konnte Noyes den Ball nicht mehr fangen. Mit großer Wucht traf das Wurfgeschoß seine Magengrube. Während der Ball langsam weiterrollte, hatte Noyes Atemnot und würgte. Roditis lächelte nicht darüber.
    Sie spielten energetische Tischspiele, die Noyes schon besser gefielen. Sie schwammen. Sie kletterten Seile hoch. Roditis sprang noch ein paar Runden zwischen den Trampolins. Dann hatte er Erbarmen mit Noyes, und sie gingen wieder nach oben, um das Mittagessen einzunehmen.
    Der Grieche war in einer rastlosen Stimmung. Seine Wirtschaftsunternehmungen liefen im Moment äußerst zufriedenstellend. Aber in der Sache, die ihm am meisten bedeutete – Paul Kaufmann –, schien er auf der Stelle zu treten. Er wünschte, nicht auf Vermittler angewiesen zu sein, um Santoliquidos Gunst zu erlangen. Besonders nicht auf solche Vermittler wie Elena Volterra, eine Frau, die er nicht einmal kannte. Sie war für ihre Schönheit

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