Noch einmal - mit viel Liebe
Gespräch gebeten. Nick hatte daraufhin vorgeschlagen, dass sie sich auf der Farm treffen sollten – in der Hoffnung, die Erinnerungen würden Brittany aus dem Gleichgewicht bringen, sodass er sie leichter überzeugen könnte. Dass diese Erinnerungen auch ihm selbst unter die Haut gehen würden, hatte er nicht erwartet.
Doch als Britt jetzt vor ihm stand, in einem kurzen weißen Rock und einem rosafarbenen ärmellosen Oberteil … wie sie sich auf die Unterlippe biss – eine Angewohnheit, die er noch gut in Erinnerung hatte –, da konnte Nick sich kaum noch auf sein Motorrad konzentrieren.
Obwohl ihre vergissmeinnichtblauen Augen Sorge ausdrückten und einige kupferfarbene Strähnen aus dem Pferdeschwanz geglitten waren, sah sie einfach atemberaubend aus – als wäre sein größter Traum wahr geworden. Und das stimmte ja durchaus, auch wenn Nick es ihr nie gesagt hatte. Vor zehn Jahren hatte er seine Chance nicht genutzt, und Brittany hatte ihm ihre Einstellung sehr deutlich gemacht.
„Wenn du deine Chance nicht ergreifst, wirst du keine zweite bekommen, Mancini“, hatte sie gesagt. „Willst du mit mir zusammen sein? Ja oder nein?“
Auch Nicks Worte waren unmissverständlich. Er gab ihr einen letzten Kuss, um sich vom Besten zu verabschieden, das er je in seinem Leben gehabt hatte. „Es gibt kein ‚du und ich‘, Red. Jetzt nicht, und auch in Zukunft nicht.“ Dann hatte er sie von sich geschoben.
Brittanys Reaktion hatte ihn damals sehr beeindruckt. Sie hatte weder geweint, noch versucht, ihn umzustimmen. Stattdessen hatte sie ihm einen mitleidigen Blick zugeworfen, ihre lange rote Mähne geschüttelt und war hocherhobenen Hauptes davongegangen. Und Nick hatte plötzlich einen heftigen Schmerz im Herzen verspürt, der mit der Zeit noch stärker geworden war – obwohl er sich immer wieder einzureden versucht hatte, das zwischen Brittany und ihm sei lediglich eine Teenagerromanze gewesen.
Rigoros verdrängte Nick diese Erinnerungen, schob sich den Lappen in die hintere Jeanstasche und lehnte sich gegen das Motorrad. „Du bist also hier“, stellte er fest und bereute einen Moment lang seinen flapsigen Tonfall, als in Brittanys Augen Wachsamkeit aufflackerte.
„Ja. Danke, dass du zu einem Treffen bereit warst.“
Er war erstaunt über den Anflug von Verletzlichkeit, den ihre Stimme und ihr Gesicht ausdrückten. Die Brittany Lloyd, die er von früher kannte, hätte sich niemals gegenüber anderen Menschen schwach gezeigt, schon gar nicht ihm gegenüber.
„Setzen wir uns doch.“ Er wies auf einige alte Gartenstühle aus Kunststoff, die vor den Erntemaschinen standen. „Hast du über meinen Vorschlag nachgedacht?“
Doch Brittany ging nicht auf seine Frage ein. „Ich will über meinen Vater sprechen.“
Auf gar keinen Fall . Wenn es ein Thema gab, das für Nick tabu war, dann das hier. Darby Lloyd war ein verabscheuenswürdiger Mensch. Er hatte alles und jeden in der Gegend in der Hand gehabt und war stets darauf aus gewesen, Papà zu ruinieren – bis Nick ihm gegeben hatte, was er wollte.
„Zu dem Thema habe ich nicht viel zu sagen“, erwiderte er.
„Das geht den meisten Menschen so. Aber ich will etwas wissen. Ist er je meinetwegen auf dich zugekommen, als wir damals ein Paar waren? Hat er versucht, sich einzumischen?“
Nick spürte, wie ihm kalt wurde. Auf gar keinen Fall würde er Brittany jemals die Wahrheit über ihren Vater sagen. Außerdem war Darby auch nicht der Grund für ihre Trennung gewesen. Es war einfacher gewesen, der verlockenden Großstadt die Schuld für Brittanys Flucht aus Jacaranda zu geben. Denn so hatte Nick mit dem leben können, was er getan hatte.
Um die Trennung zu rechtfertigen, hatte er sich selbst eingeredet, Frauen seien eben unzuverlässig und wankelmütig. Seine Tante war mit einem Verkäufer nach Melbourne durchgebrannt, seine Patin hatte sich mit dem Schlachter nach Bunbury davongemacht, seine Mum hatte die Familie zurückgelassen, und dann hatte Brittany sich nach London abgesetzt, sobald sie achtzehn geworden war.
Sie hatte ihn gebeten mitzukommen, doch sicher nur wegen der romantischen Träume, die Mädchen ihres Alters eben hatten. Sie hatte in ihm einen Märchenprinzen gesehen, der auf einem weißen Pferd zu ihr geritten kam. Doch Träume entsprachen nun einmal selten der Wirklichkeit, und deshalb hatte er Brittanys zerplatzen lassen müssen, bevor er eine Dummheit hatte begehen können – indem er ihr so vertraute, wie er seiner Mutter
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