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Noch Einmal Sollst Du Buessen

Noch Einmal Sollst Du Buessen

Titel: Noch Einmal Sollst Du Buessen Kostenlos Bücher Online Lesen
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sein. Sie würde ihm beweisen, dass sie es auch allein schaffte. Ihm und all denen, die nur die reiche verwöhnte Tochter des Chefs in ihr sahen.
    Marnie kletterte hinter ihrem Vater an Bord seines Lieblingsspielzeugs.
    Victor Montgomery drehte sich zu ihr um. Seine blauen Augen leuchteten wie früher, wenn sie zusammen in den Sund hinausgesegelt waren. „Hast du Lust zu einer kleinen Probefahrt?“
    Der Wind fuhr ihr ins Haar, und sie schmeckte Salz auf den Lippen. Sie hatte das Gefühl, die Fahrt in die Freiheit anzutreten.
    Dem „Seattle Observer“ nach war die Eröffnung des Puget-West-Hotels das gesellschaftliche Ereignis des Jahres. Die gesamte Prominenz von Seattle bis Los Angeles war eingeladen, und alle kamen.
    Unter den Gästen waren der Bürgermeister von Seattle und der Gouverneur des Staates Washington, Fernsehgrößen und Filmstars aus Hollywood, Finanzlöwen und maßgebliche Leute aus der Hotelbranche.
    Adam Drake war nicht eingeladen.
    Vermutlich war er der Allerletzte, den der gute alte Victor an diesem Tag in der festlich dekorierten Hotelhalle zu sehen wünschte. Victor ahnte nicht, dass ihm die Überraschung seines Lebens bevorstand. Denn um nichts in der Welt hätte Adam sich die große Eröffnungsgala im Puget West entgehen lassen.
    Der Bug seines kleinen Bootes durchschnitt das nachtschwarze Wasser des Puget-Sunds. Wie ein überdimensionaler Weihnachtsbaum hob der hell erleuchtete pyramidenförmige Bau sich gegen den Himmel ab. Das Boot nahm Kurs auf das Hotel.
    Ein kalter Wind blies Adam ins Gesicht, aber er spürte die Kälte kaum. Alles, was er fühlte, war Wut. Er hatte zum Entstehen dieses Hotels beigetragen. Verdammt, er hatte sogar einen japanischen Investoren aus dem Feld geschlagen, hatte mit den Bauunternehmen verhandelt, hatte die Planung geleitet, und alles in Victor Montgomerys Interesse. Alles für das Wachstum seines Unternehmens.
    Und zum Dank für seine Arbeit hatte er einen Tritt bekommen. Man hatte ihn eines Verbrechens bezichtigt, das er nie begangen hatte. Früher oder später würde er Montgomery und all denen, die ihn hatten fallen lassen, die Beweise für seine Unschuld liefern. Wenn das Spinnengewebe von Verleumdungen und Lügen entwirrt wäre, dann könnte er neu beginnen. Unabhängig, mit keinem Boss außer ihm selbst.
    Kurz vor dem Anleger stellte Adam den Motor ab und ließ das Boot ein Stück weitertreiben. Er warf die Leine um einen Poller, verknotete sie und sprang auf den neu gebauten Bootssteg. Bevor er es sich anders überlegen konnte, ging er schnell unter den bunten japanischen Lampions den Pier entlang und erreichte, offenbar unbemerkt, die Außenanlage des Hotels.
    In den Büschen blinkten unzählige winzige Lämpchen, als würde Weihnachten bevorstehen und nicht der Sommer. Adam verzog den Mund zu einem boshaften Lächeln. Wie hieß es noch? Rache wirkte am besten, wenn sie kalt serviert wurde. Gleich hatte er seinen Auftritt, und dann würde man sehen …
    Über dem Sund donnerte es leise, und Adam warf einen Blick zum Wasser zurück, auf dem sich jetzt Schaumkronen zeigten. Dass sich ausgerechnet an diesem Abend ein Gewitter zusammenbraute, erschien ihm wie ein Symbol. Er ging schnell über den Rasen, steuerte zielstrebig auf den Seiteneingang zu. Wenn er Glück hatte, waren die Terrassentüren unverschlossen und, mit noch mehr Glück, unbewacht.
    Musik und Gelächter drangen ihm entgegen, als er im Schutz der Rhododendren und Azaleen die Terrasse betrat. Durch die geöffneten Türen sah er, dass das Fest schon in vollem Gang war. Die Gäste tanzten, standen in Gruppen beisammen und unterhielten sich, lachten und tranken aus hochstieligen Kelchen Victor Montgomerys Champagner.
    Adam rückte seine schwarze Fliege zurecht und zupfte ein Blatt von der Hose seines Smokings. Er strich sich das zerzauste Haar glatt und schlüpfte rasch ins Foyer. Niemand schien ihn zu bemerken. Als ein livrierter Kellner vorbeikam, nahm er sich ein Glas Champagner vom Silbertablett und begutachtete die Gäste.
    Der Pianist der Band schlug die nostalgischen Töne des Songs „Strangers in the Night“ an – „Fremde in der Nacht“. Wie passend, dachte Adam amüsiert. Auch ältere Gäste begannen nun zu tanzen, wiegten sich mit beseelten Blicken nach dem langsamen Rhythmus.
    Silberne und rote Luftballons, die mit langen weißen Schleifen zusammengebunden waren, schwebten in Trauben der gläsernen Decke des Foyers entgegen, vier Stockwerke hoch. Gläserne Fahrstühle

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