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Noch Einmal Sollst Du Buessen

Noch Einmal Sollst Du Buessen

Titel: Noch Einmal Sollst Du Buessen Kostenlos Bücher Online Lesen
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unterhielt sich mal mit dieser, mal mit jener Gruppe. Sie schien sich auf dem Fest mehr zu Hause zu fühlen als Marnie.
    Wahrscheinlich mit gutem Grund, dachte Marnie, als sie den Blick von der Frau wandte, die Kent zu seiner Geliebten auserwählt hatte. Erstaunlicherweise spürte sie nicht eine Spur von Eifersucht, nur Ärger über sich selbst, dass sie sich von Kent hatte täuschen lassen.
    Warum verschwendete sie überhaupt noch einen Gedanken an ihn? Sie zwang sich, ihre Aufmerksamkeit auf die Rede ihres Vaters zu richten. Ganz in seinem Element, ganz der erfolgreiche Unternehmer und respektierte Mitbürger, dankte Victor den Stadtvätern für das Privileg, „diesen wahr gewordenen Traum an den Ufern des Sunds für das Wohl unserer blühenden Gemeinde zu erbauen.“
    Er redete und redete, nur gelegentlich von Applaus oder Gelächter unterbrochen, wenn er lustige Anekdoten vom Bau des Hotels einflocht. Marnie hatte schon Dutzende ähnlicher Reden gehört. Ihrem Vater zuliebe täuschte sie Interesse vor, obwohl sie immer wieder den Blick zur Säule schweifen ließ, an der Adam lehnte.
    Sie spürte den Hass, der von ihm ausging. Aber Victor fuhr seelenruhig fort. Er ahnte nicht, dass der Mann, von dem er sich betrogen und bestohlen fühlte, ganz in der Nähe war und ihn mit spöttischem Blick beobachtete.
    Auch Kate Delany war völlig ahnungslos. Sie sah, dass Marnie allein war, und gesellte sich zu ihr. „Dein Vater ist zufrieden“, flüsterte sie.
    „Dazu hat er allen Grund“, antwortete Marnie mechanisch.
    „Hm.“ Kate nickte, und das Licht brach sich in den Facetten ihrer Ohrringe aus tropfenförmig geschliffenen Smaragden. Ein Geschenk von Marnies Vater, wie auch das mit Smaragden besetzte Armband an ihrem schlanken Handgelenk. Die schmalen weißen Linien der Enttäuschung um Kates Mund waren kaum sichtbar.
    Plötzlich empfand Marnie Mitleid mit der Frau, die sich nun schon seit Jahren an eine unerfüllbare Hoffnung klammerte. Kaum hatte Victor geendet, als Kate zum Springbrunnen eilte. Die Gäste applaudierten und riefen Victor Glückwünsche zu, während die Fotografen hektisch eine Filmrolle nach der anderen verschossen. Montgomery mit dem Bürgermeister, Montgomery mit dem Senator, Montgomery mit einer Dame aus dem Stadtrat.
    Marnie warf einen letzten Blick in Adams Richtung und beschloss, dass es an der Zeit sei, ein Wort mit ihm zu reden.
    So paradox es war – irgendwie waren sie Leidensgefährten. Keiner von beiden gehörte hierher.
    Sie drückte einem Kellner ihr halb geleertes Glas in die Hand und durchquerte die Halle.
    Adam sah sie kommen. Er hatte die Szene mit Kent beobachtet und gesehen, wie sie sich fluchtartig unter die Gäste gemischt hatte. Sie hatte über die Witze ihres Vaters gelächelt, aber nicht richtig hingehört. Fast machte es den Eindruck, als ob sie eine Rolle spielte. Als würde sie hier nur Zeit abdienen. Und sie hatte mehr als nur einen neugierigen Blick in seine Richtung geworfen. Gut.
    Sie war schön, das musste er zugeben. Ihr welliges hellblondes Haar schimmerte fast silbern. Und ihre Augen, diese tiefblauen ernsten Augen. Marnie Montgomery war oft ernst, aber er erinnerte sich, dass sie auch lachen konnte.
    Heute Abend lachte sie nicht. Nein, Miss Montgomery schien sich in all dem Trallala unwohl zu fühlen. Obwohl sie zu dem Ereignis ein Kleid trug, das garantiert ein Vermögen gekostet hatte. Ganz zu schweigen von den Brillanten, die an ihrem Hals und Handgelenk blinkten. Sie brauchte kein Namensschild zu tragen, um sich als Victor Montgomerys Tochter auszuweisen.
    Interessant, dass sie nicht sofort zu Daddy gerannt war, um ihm zu erzählen, dass sich in ihrer Mitte ein Verräter aufhielt. Stattdessen hatte sie ihm neugierige Blicke zugeworfen, und nun kam sie sogar zu ihm.
    Ein unmerkliches Lächeln huschte um ihre Lippen, und für den Bruchteil einer Sekunde blitzte es in ihren Augen. „Guten Abend, Mr. Drake.“ Sie blieb dicht vor ihm stehen.
    „Erinnern Sie sich nicht an meinen Vornamen?
    “ „Wie könnte man Ihren Namen vergessen!“ Sie verbarg ihr Lächeln nicht länger. „Man wird ihn wahrscheinlich noch Jahre in den Fluren von Montgomery Hotels flüstern. Sie sind eine Legende, Adam.“
    „Einer, der in die Niederungen der Bedeutungslosigkeit abgestürzt ist?“
    Sie nahm sich ein Lachshäppchen von einem Tablett. „Was tun Sie hier? Ist Ihnen nicht klar, dass sie geteert und gefedert werden, ehe die Nacht vorüber ist? Das geschieht nämlich mit

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