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Noch immer schwelt die Glut

Noch immer schwelt die Glut

Titel: Noch immer schwelt die Glut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Merle Robert
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abermals ins Maul jener Menschenfresserinnen zu stürzen, fürchtete aber zugleich ihre bösen Zähne, wenn ich nicht ginge. Während ich dieses Ungemach im stillen erwog, schaute Franz aus seinen blauen Augen auf mich, und ich sah, daß sie nicht böse waren, im Gegenteil.
    »Franz«, sagte ich, »du siehst meine Verlegenheit und kannst dir den Grund wohl denken. Rate mir als Freund. Soll ich gehen oder nicht?«
    »Monsieur le Chevalier«, sagte Franz würdevoll, wenn auch langsam und mit starkem Akzent, »jetzt bringt Ihr mich in Verlegenheit. Ich bin meiner Herrin treu, geizt sie auch mit Prügeln weniger als mit Geld.«
    »Warum bist du ihr dann treu?«
    »Sie ist Lothringerin wie ich und hoch über mir geboren, eine Prinzessin. Deshalb, Monsieur le Chevalier, bitte ich Euch, mich nicht um Rat zu fragen: Ansichten gehören nicht zu meiner Rolle.«
    »Und wenn ich doch danach frage, was machst du dann?« fragte ich, trotz des Ernstes der Stunde von seinem Formalismus belustigt.
    »Da ich Euch zu einiger Freundschaft verpflichtet bin, |392| würde ich sagen, Ihr solltet nicht gehen. Was ich indes bedauern müßte, will ich doch ein guter Diener sein, ob mein Herr gut ist oder nicht.«
    »Schön. Dann gehe ich nicht.«
    »Monsieur le Chevalier, diese Antwort habe ich nicht gehört, denn hätte ich sie gehört, wäre ich durch meine Rolle gezwungen, Euch zur Stunde zu erdolchen.«
    »Was?« sagte ich, »hier in meinem Haus? Und trotz der Pistole in meinen Händen?«
    »Jawohl.«
    »Ha!« sagte ich, »Franz, du gefällst mir zu gut, um meinen Tod gegen deinen zu tauschen. Ich denke also, die beste Antwort wird sein, daß ich die Absicht hätte zu kommen.«
    »Sehr wohl, Monsieur le Chevalier. Was Ihr nachher tut, ist nicht meine Sache. Immerhin habt Ihr durch diese Zusage einige Stunden gewonnen.«
    »Stunden wozu?«
    »Um dieses Haus und die Stadt zu verlassen.«
    »Sehr gut. Sage also deiner guten Herrin, daß ich ihrer Einladung freudigen Mutes folgen werde. Und du, Franz, nimm in aller Freundschaft diesen Ecu, der allemal besser ist als eine Pistolenkugel.«
    »Monsieur le Chevalier«, sagte Franz, das gute kantige Gesicht rot wie ein Schinken, »es schickt sich nicht zu meiner Rolle, von einem Edelmann Geld anzunehmen, den ich erdolchen soll, sei es hier, sei es um zehn Uhr abends auf dem Wege. Wenn ich es nähme, hätte ich das ungute Gefühl, meine Herrin verraten zu haben.«
    »Franz«, sagte ich lächelnd, »es dunkelt. Die Gasse ist menschenleer. Du hast eine Laterne bei dir. Angenommen, ich werfe diesen Ecu aus Unbedacht durchs Guckloch auf die Straße, hebst du ihn dann auf, wenn du mein Haus verläßt?«
    »Ich werde es nicht versäumen«, sagte Franz würdevoll. »Manchmal lächelt dem Unglücklichen Fortuna. Monsieur le Chevalier, ich grüße Euch untertänigst«, fuhr er fort, während ich den Ecu durchs Guckloch warf und er dem Klingeln des Goldstücks auf dem Pflaster lauschte.
    Ja, ja, sagte ich mir, als sich die Tür hinter dem Lakaien schloss, die »Freunde des Mauren« haben recht: Ich muß von hier verschwinden.
    |393| Kaum hatte ich geendet, als es abermals klopfte, ich spähte durchs Guckloch und erblickte Miroul.
    »Miroul«, fragte ich vorsichtshalber auf okzitanisch, »bist du allein? Ist jemand hinter dir her?«
    »Nein, niemand will mich bedrohen oder erschlagen«, antwortete Miroul.
    Ich öffnete ihm. Er war tatsächlich allein, aber leichenblaß, seine Lippen zitterten, und er atmete schwer.
    »Moussu«, sagte er, »Mérigot und sein Weib sind ermordet worden! Als ich zur einen Tür ins Haus trat, sah ich drei Schufte durch die andere Tür flüchten. Sie haben ihm die Kehle durchgeschnitten. Ha, Moussu! Ich wäre den Halunken wie ein Meutehund nachgesetzt, hätten sie nicht die Arkebusen mitgenommen.«
    »Mein guter Miroul«, sagte ich mit plötzlich trockenem Mund, »komm, nimm Platz. Hier, trink einen Schluck Branntwein. Du siehst ganz bleich aus.«
    »Ha, Moussu!« sagte er, dem langsam die Farbe wiederkehrte, »die Ärmsten zuckten noch, als ich kam. Was für ein Anblick, ihre Kehlen klafften von einem Ohr zum anderen! Fast hätte ich mich erbrochen vor all dem Blut da, wie in einer Schlächterei, sage ich Euch! Seit den Unheilstagen von Sankt Bartholomäus habe ich nichts so Entsetzliches gesehen! Ich verstehe nicht«, fuhr er fort, »wie der arme Mérigot den Übeltätern seine Tür hat öffnen können, er hat sich doch sonst bei Dunkelwerden so gut verrammelt!«
    »Vielleicht

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