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Nocturne City 01 - Schattenwoelfe

Nocturne City 01 - Schattenwoelfe

Titel: Nocturne City 01 - Schattenwoelfe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Caitlin Kittredge
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Informationen zu fragen, fiel auch aus. Eine Insoli wie mich würde man dort bestenfalls nach einer ordentlichen Tracht Prügel wieder nach Hause schicken und schlimmstenfalls wie das tote Mädchen mit herausgerissener Kehle in irgendeiner Seitenstraße abladen.
    Ich ging mit Kronen zum Van der Gerichtsmedizin hinüber.
    „Und? Irgendwelche Theorien?“, fragte er mich und verstaute dabei seine Ausrüstung im Wagen.
    „Wenn ich mir die Gegend und ihr Outfit ansehe, würde ich sagen … eine Professionelle. Wahrscheinlich ist ein Freier ausgerastet. Ist immer eine tragische Sache, passiert hier aber häufiger.“
    Kronen war ein guter Gerichtsmediziner und ein anständiger Kerl, aber er teilte die unter Menschen weitverbreitete Ansicht, ein Werwolf sei böse, unheimlich und daher zum Abschuss frei. Ich hielt es für besser, ihm erst mal die klassische Geschichte der ermordeten Prostituierten ohne ID aufzutischen.
    Kronen setzte sich ins Auto und zog die Tür zu. „Mord an einer Prostituierten in einer Seitenstraße in der Innenstadt? Schon seltsam. Und eigentlich auch ziemlich schockierend.“
    „ Absolut schockierend“, stimmte ich ihm zu und war froh, dass er keinen sarkastischen Kommentar abgab.
    „Ich melde mich, wenn ich einen Termin für die Autopsie habe.“
    „Danke. Gute Nacht.“
    „Guten Morgen“, korrigierte er mich und hatte absolut recht, denn es war kurz vor halb fünf.
    Ich schlüpfte unter dem Absperrband hindurch und stieg in meinen Wagen. Es war ein 1969er Ford Fairlane – schwarz, glänzend, schnell und um Längen besser als eine dieser Kisten ohne Nummernschild aus dem Polizeifuhrpark.
    Wegen der Wölfin in mir bin ich eine Ermittlern!, die ihre Geheimnisse hat, und ab und zu auch dazu gezwungen, die Grenzen der Wahrheit etwas auszuheulen. Auch die Theorie, die ich Kronen aufgetischt hatte, war eigentlich nur der Versuch einer Ausrede. Die herausgerissene Kehle, die heftigen Abwehrverletzungen und der fehlende Finger sprachen allesamt für einen weitaus gewalttätigeren Tathergang als eine Auseinandersetzung zwischen Freier und Prostituierter oder ein Werwolfrudel, das eine Stricherin aus seinem Gebiet vertreiben wollte. Viele Rudel dealten auf der Straße und schickten ihre Weibchen zum Anschaffen in die Nacht hinaus. Wenn man dabei von einem strengen Rudelführer auf fremdem Territorium erwischt wurde, musste man sich sicherlich auf etwas gefasst machen, aber normalerweise kam der Eindringling mit ein paar blauen Flecken und einer demütigenden Bisswunde davon. Mord stand allerdings nicht auf der Tagesordnung. Alle wussten, dass sich dadurch nur unser aller Lage verschlimmerte.
    Die Möglichkeit, dass ihr Mörder vielleicht ein äußerst brutaler Mensch gewesen war, schlug ich mir relativ schnell aus dem Kopf. Selbst ohne sich zu verwandeln, hätte ein Werwolf keinerlei Probleme mit einem menschlichen Gegner, selbst wenn der ihm von Größe und Gewicht her überlegen wäre. Wir sind stark. Vielleicht nicht so stark wie Spider-Man und Co., aber mit Menschen kommen wir ganz gut klar.
    Allem Anschein nach schlugen meine Versuche, eine rationale Erklärung für die offensichtlichen Theorien zu finden, allesamt fehl, was nichts anderes bedeuten konnte, als dass ich mit meinem Bauchgefühl recht hatte. Sie war aus einem anderen, einem ganz bestimmten Grund ermordet worden. Als Werwolf schenkt einem die Natur nicht nur sehr sensible Sinnesorgane, sondern – meiner Überzeugung nach – auch äußerst leistungsfähige Instinkte. Diese würden mir nun hoffentlich dabei helfen herauszufinden, warum dieses Mädchen dort leblos auf dem nassen Pflaster lag.
    Als ich vom Tatort wegfuhr, warf ich einen kurzen Blick auf die Uhr im Armaturenbrett und bog dann auf den Magnolia Boulevard ab, das einstige Herz der Innenstadt von Nocturne City. Mittlerweile würden aber selbst ein vierfacher Bypass und ein Schrittmacher diesem Herzen kein Leben mehr einhauchen. Von den Straßenrändern starrten mich die mit Bretter vernagelten Schaufenster einstiger Ladengeschäfte so furchterregend wie leere Augenhöhlen an. Durch ramponierte Straßenlampen nur notdürftig beleuchtet, gab es in dieser Gegend genügend Schatten und dunkle Ecken, um jeder Menge zwielichtiger Beschäftigungen nachzugehen.
    Es war vier Uhr zweiundvierzig. Morgens. Ohne die Fingerabdrücke und die Röntgenaufnahmen aus dem Leichenschauhaus würde ich bei der Identifizierung der Toten vorerst nicht weiterkommen. Somit konnte ich für den Rest

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