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Nocturne City 02 - Blutfehde

Nocturne City 02 - Blutfehde

Titel: Nocturne City 02 - Blutfehde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Caitlin Kittredge
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kleinen Graben neben der Schotterstrecke raste. Mit einem lauten Krachen riss ein Teil des Unterbodens ab, verkeilte sich und wurde noch einige Meter unter ohrenbetäubendem Quietschen mitgeschleift. Als er sich löste und der Wagen mit einem leichten Hüpfen über das Teil hinwegrollte, zuckte ich unweigerlich zusammen.
    Wütend schaltete ich hoch und schoss mit Vollgas den Weg hinauf, sodass die Hinterreifen des Fairlane jede Menge Schottersteine und anderen Dreck durch die Gegend schleuderten. Obwohl es eigentlich schon zu spät dafür war, kramte ich dennoch das rote Licht aus dem Handschuhfach, befestigte es auf dem Dach des Wagens und raste mit heulender Sirene und zuckendem Rotlicht auf die Lodge der O’Hallorans zu.
    Es war eines dieser auf alt getrimmten Ferienhäuser, denen man den schlechten Geschmack seiner Besitzer schon von Weitem ansieht. Mit der stillos dekorierten Veranda und den für eine Blockhütte viel zu penibel angeordneten Holzstämmen der Seitenwände wirkte das Haus in seiner Gesamtheit keineswegs wie eine Lodge, sondern eher wie ein übergroßes Minigolf-Hindernis. Wahrscheinlich würde sogar Qualm aus dem Schornstein aufsteigen, wenn man den Ball durch die Tür bugsierte.
    Zu meiner Überraschung war keine Menschenseele im oder am Haus zu sehen. Lediglich ein schwarzer Hummer-Gelände wagen in der Auffahrt wies darauf hin, dass jemand anwesend sein musste. Selbst nachdem ich den Motor ausgeschaltet hatte, blieb bis auf das Gekreische einiger Wasservögel vom See alles ruhig. Die Stille jagte mir eine Heidenangst an. Eine Begrüßung durch die schwer bewaffneten Sicherheitsleute von Seamus wäre mir definitiv lieber gewesen als diese Totenstille, die ansonsten wahrscheinlich nur an Orten wie Tschernobyl die Luft erfüllte.
    Kaum hatte ich die Wagentür einen Spaltbreit geöffnet, spürte ich dass das gesamte Anwesen von einer Aura böser Magie umgeben war, die mir einen kalten Schauer über den Rücken jagte. Man konnte den bösen Charakter dieses Ortes förmlich riechen – als ich meine Nase in die Luft streckte und Witterung aufnahm zog sich die Wölfin in mir eingeschüchtert in ihre Höhle zurück.
    Ganz langsam und bedächtig kroch ich aus dem Fairlane und stahl mich zum Kofferraum, wo ich mir sofort mit zittrigen Händen meine kugelsichere Weste anlegte und in Deckung ging. Auch wenn ich mir sicher war, dass bei einem Schusswechsel mindestens ein Gegner auf die Idee kommen würde, auf meinen Kopf zu zielen verlieh mir die Weste das Gefühl von Sicherheit. Mit einem kurzen Blick auf die Glock überprüfte ich, dass das Magazin voll war, und verstaute die Ersatzmagazine aus dem Schulterholster in meiner Gesäßtasche.
    Aus der Ferne konnte ich bereits die gedämpften Rotorgeräusche des SWAT-Hubschraubers hören. Eigentlich war mir während meiner Ausbildung immer wieder eingebläut worden, dass ich in solch einem Fall auf den Helikopter warten müsse, damit mir das SWAT-Team einen Weg bahnen könne – aber ich hatte keine Zeit mehr. Vor meinem geistigen Auge tauchte im Sekundentakt das Bild der verstümmelten Valerie Blackburn auf, das mich förmlich dazu zwang, endlich zu handeln. Mit schweißnassen Händen umklammerte ich die Glock und arbeitete mich in Hockstellung über die offene, mit Kieselsteinen bestreute Fläche zum Vordach des Hauses vor, wo ich hinter einem der baumgroßen Pfosten erneut in Deckung ging.
    Mein Herz hämmerte wie verrückt, und unter der fast zwanzig Kilogramm schweren Schussweste begann der Schweiß in Strömen zu fließen. Obwohl ich nicht mehr Angst als bei anderen Einsätzen dieser Art hatte, ließ mich dieses nur schwer greifbare Gefühl, es mit einer bösen Macht zu tun zu haben, am ganzen Körper zittern. Ganz allmählich breitete es sich in mir aus und brachte sogar meine Sinne aus dem Gleichgewicht.
    „Polizei!“, schrie ich. „Kommen Sie mit erhobenen Händen aus dem Gebäude!“ Eigentlich hatte ich mit diesem Spruch noch nie Erfolg gehabt, aber diese routineartige Vorgehensweise machte mir Mut. Im Inneren der Lodge war nichts zu hören. Mithilfe meines Werwolfgehörs lauschte ich noch einmal etwas genauer, konnte aber außer leisem Gemurmel und vereinzelten Schritten nichts Ungewöhnliches wahrnehmen. Aber zumindest wusste ich nun mit Sicherheit, dass sich jemand in der Lodge aufhielt.
    Mit ein paar schnellen Schritten huschte ich zur Tür hinüber und versuchte dabei, so gut es ging, unterhalb der beiden großen Panoramafenster links und

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