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Nocturne City 02 - Blutfehde

Nocturne City 02 - Blutfehde

Titel: Nocturne City 02 - Blutfehde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Caitlin Kittredge
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rechts vom Eingang zu bleiben. Energisch hämmerte ich mit dem Pistolengriff gegen die Tür. „Polizei, wir haben einen Durchsuchungsbefehl!“ Von „wir“ konnte zwar noch lange keine Rede sein – schließlich blieb ich bis zur Ankunft des SWAT-Teams auf mich allein gestellt –, aber vielleicht würde mein Bluff ja gelingen.
    Die massive Eingangstür der Lodge bestand aus breiten Pinienbrettern, die mithilfe von Eisenbeschlägen fest miteinander verbunden waren. In den Türrahmen waren die gleichen sigillenhaften Wächtermarkierungen eingebrannt wie im O’Halloran Tower. Auch wenn mich die Markierungen nicht aufhalten würden, konnte ich das Ding selbst mit den Kräften der Wölfin nicht einfach im Dirty-Harry-Stil eintreten.
    Aus reiner Gewohnheit drückte ich den klobigen Türgriff hinunter, und siehe da, die Tür öffnete sich mit einem ächzen den Knarren! Erschrocken sprang ich zurück und zielte mit der Glock in die Dunkelheit. Aber nichts passierte. Keine Kugeln, die mir um die Ohren flogen; keine Sicherheitsleute, die sich auf mich stürzten – wieder nur unheimliche Stille. Beruhigt atmete ich auf. Bis hierher war dieser Einsatz in etwa so spannend wie einer von Sunnys Meditationskursen.
    „Polizei, wir haben einen Durchsuchungsbefehl!“, rief ich noch einmal halbherzig, bevor ich in den Vorraum der Lodge stürzte. Über mir durchzogen jede Menge grob behauene Querbalken die kuppelförmige Decke, und der Boden war mit unansehnlichen Kacheln gefliest. Der gesamte Raum versprühte eine derart kalte Leere, dass ich langsam daran zu zweifeln begann, dass hier tatsächlich Menschen wohnten.
    Meine Sinne waren in höchster Alarmbereitschaft, und meine Hände klebten förmlich am Griff der Glock. Die Wölfin in mir versuchte, mich mit aller Macht zum Umkehren zu bewegen, und auch mein Flieh-oder-kämpf-Instinkt schrie unentwegt, dass ich aus diesem Gebäude, dessen fauliger Geruch mit jedem Schritt unerträglicher wurde, lieber schnell verschwinden solle. Ich ging trotzdem weiter und betrat nach einigen Augenblicken die anscheinend selten genutzte Küche des Ferienhauses, in der mich vereinsamte Arbeitsflächen und leere Schränke angähnten. Am anderen Ende der Küche führte eine Tür in eine Art Galerie, die dank einer großflächigen Fensterfront einen Panoramablick auf den See gewährte. Muss eine Scheißarbeit sein, die Bude bei solchen Riesenfenstern warm zu kriegen, ging es mir durch den Kopf. Doch bevor ich darüber nachdenken konnte, warum mein Gehirn in brenzligen Situationen ständig mit aller Gelassenheit dumme Kommentare hervorbrachte, wurde ich vom Gewirr verschiedener Stimmen aufgeschreckt.
    „Schreib schon, du dumme Schlampe!“, sagte ein Mann im Nebenraum. Trotz der harschen Worte schrie er nicht, sondern sprach mit einer leisen und unbekümmerten Stimme, als wäre er es gewohnt, dass ihm alle Welt ohne Widerworte gehorchte.
    „Ich kann nicht. Ich weiß nicht, wie ich es übersetzen soll“, antwortete ihm ein junges Mädchen. Kaum hatte ich Valeries Stimme erkannt, fiel ein Teil der tonnenschweren Sorge von mir ab. Mit einem Seufzer der Erleichterung lehnte ich mich gegen den Rahmen der Küchentür, denn ich war noch nie so froh gewesen, die Stimme eines anderen Menschen zu hören. Sie war am Leben und allem Anschein gesund genug, um noch sprechen zu können. Nocturne City würde vorerst also nicht in den Flammen eines alles vernichtenden Kriegs zweier Hexenclans aufgehen.
    Der Knall einer Ohrfeige schallte bis in die Küche, und die anfänglich so ruhige Stimme schrie: „Karl, du Vollidiot, lass sie zufrieden!“ Diesmal war der Ton so scharf wie eine Rasierklinge, sodass ich für einen Moment sogar Mitleid mit Karl hatte.
    „Warum funktioniert dieser Zauber nicht bei ihr, verdammt noch mal?“ rief Karl entnervt. „Es ist doch ganz offensichtlich, dass sie uns anlügt!“
    „Nur Geduld, der Zauber hat noch nie versagt“, antwortete die Stimme wieder ruhig und gefasst. Wenn ich nicht so aufgebracht gewesen wäre, hätte ich schwören können, dass mir die Stimme vertraut war. Aber wahrscheinlich bildet man sich allerhand Dinge ein, wenn man in einer unheimlichen Küche hockt, während keine fünf Meter entfernt zwei miese Typen eine Geisel malträtieren.
    „Wir sollten die Göre einfach umlegen und uns den Alten schnappen“, murrte Karl. „Hab ja von Anfang an gesagt, dass uns das Mädchen nichts nützen wird.“
    „Zweifelst du jetzt etwa meine Entscheidungen an?“,

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