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Nocturne City 02 - Blutfehde

Nocturne City 02 - Blutfehde

Titel: Nocturne City 02 - Blutfehde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Caitlin Kittredge
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fragte die erste Stimme gereizt. Danach war es kurzzeitig ruhig, „Gut, Valerie … würdest du jetzt bitte diese Seite lesen und die Inschriften übersetzen?“
    „Ich kann nicht“, entschuldigte sie sich erneut. „Ich weiß wirklich nicht, wie man das übersetzt.“ Für jemanden, der von den Schlägern seines Erzfeindes festgehalten wurde, klang Valerie verdammt ruhig. Vielleicht war es aber auch einfach nur ihre Art, mit einer lebensbedrohlichen Situation umzugehen.
    Der Mann mit der selbstsicheren Stimme begann zu fluchen: „Valerie, glaub mir, ich sag das jetzt nicht zum Spaß … Du hast keine Ahnung, wie schlimm es für dich werden wird, wenn du dich weiterhin so anstellst, du Miststück!“
    Du hast ja keine Ahnung, wie schlimm es für dich werden wird, wenn du jetzt wegrennst, du Miststück!, hallte es durch meinen Kopf. Bestimmte Dinge wie Bilder, Gerüche und Ausdrücke brennen sich für alle Ewigkeit ins Gehirn ein, und wenn man zu einem späteren Zeitpunkt auf diese Erinnerungen gestoßen wird hat man das Gefühl, von einem Vierzigtonner überrollt zu werden.
    Erst als ich mit dem Schrei „Polizei, keine Bewegung!“ durch die Tür stürmte und das vergnügte Lächeln auf seinem Gesicht sah war ich sicher, dass ich mit meiner Vermutung richtiggelegen hatte – der Mann mit der ruhigen Stimme war tatsächlich Joshua.
    „Ich habe mich schon gefragt, wie lange es dauern würde, bis die Herren und Damen in Blau hier auftauchen“, begrüßte er mich gelassen, und als er mir in die Augen sah, nahmen meine ohnehin schon weichen Knie endgültig die Konsistenz von Pudding an.
    Aus dem Augenwinkel nahm ich noch ein halbes Dutzend Männer wahr. Alle trugen die schlecht sitzenden Anzüge des Sicherheitsdienstes der O’Hallorans. Valerie saß an einem Tisch und hielt einen Notizblock und einen Stift in den Händen. Hinter ihr stand Karl, der mich mit einem wenig beeindruckten Gesichtsausdruck musterte.
    Nachdem ich mir einen Überblick verschafft hatte, konzentrierte ich mich wieder auf Joshua. Er war älter geworden. Die Kulten unter den Augen und um den Mund herum verliehen ihm eine gewisse Ernsthaftigkeit, die sein jugendliches Gesicht vor fünfzehn Jahren vermissen ließ. Statt eines struppigen Kurzhaarschnitts trug er sein dunkelblondes Haar nun in einem akkuraten Pferdeschwanz, und anstelle der Motorradkluft steckte er jetzt in einem Armani-Anzug. Ansonsten schien er aber der Joshua von damals zu sein – die brennenden dunklen Augen und die dünnen Lippen verliehen seinem Gesicht noch immer dieselbe unverwechselbare Mischung aus Grausamkeit und Gemeinheit.
    „Bei den sieben Toren der Hölle, Luna! Was für eine Überraschung! Dass uns das Leben noch einmal zusammenführt, hätte ich mir nicht träumen lassen. Du sicherlich auch nicht, oder?“ Mit einem falschen Lächeln tat er einen Schritt auf mich zu. Reflexartig riss ich meine Pistole hoch, sodass die Mündung direkt auf den Punkt zwischen seinen Augen zeigte. Der menschliche Teil meines Gehirns befand sich nach wie vor in einem Schockzustand, aber die Wölfin in mir kannte seinen Geruch und wusste genau, was zu tun war. „Einen Schritt weiter, und ich puste dir das Gehirn aus dem Schädel!“
    Mit einem spöttischen Grinsen hob Joshua beide Hände. „Ganz ruhig, Miss Wilder, wer wird denn gleich mit dem Ballermann herumfuchteln? Ich und meine Freunde tun schließlich nichts Verbotenes.“
    Sein arroganter Ton brachte das Fass zum Überlaufen. „Hände hinter den Kopf!“, brüllte ich ihn an. Spätestens jetzt hatte eine unbändige Wut den anfänglichen Schock und das Gefühlschaos verdrängt, das das Wiedersehen mit meinem De facto Rudelführer nach fünfzehn Jahren grauenhafter Albträume und schmerzender Einsamkeit hervorrief. „Das gilt für alle!“, fügte ich hinzu als einer der Sicherheitsleute auf dem Ledersofa nach seiner Waffe griff.
    Joshua machte eine beschwichtigende Geste. „Keine Angst, Jungs. Die bellt nur, beißt aber nicht.“
    Allerhöchste Eisenbahn …, dachte ich, als ich durch die Fensterfront sah, wie das SWAT-Team auf dem Grundstück der O’Hallorans landete.
    Ich wandte mich Valerie zu. „Alles okay bei dir?“ „Ja alles okay. Warum sollte es mir auch schlecht gehen?“, antwortete das Mädchen phlegmatisch. Ihre Augen waren glasig und ganz und gar ausdruckslos. Es schien fast so, als habe jemand mit einem Radiergummi jegliche Emotion aus ihnen entfernt.
    Ich richtete meine Waffe wieder auf Joshua. „Was

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