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Nocturne City 03 - Todeshunger

Titel: Nocturne City 03 - Todeshunger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Caitlin Kittredge
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ich fast in den Fängen einer anderen Bestie gelandet wäre. Diesmal klang er aber, als sei das Monster nur wenige Meter entfernt, und statt einem waren mir vier Jäger auf den Fersen.
    »Bart …«, wandte ich mich an Kronen, als der Schrei abebbte und bis auf unsere panischen Atemgeräusche nichts mehr zu hören war, »… gibt es noch einen anderen Weg in diesen Raum hinein?«
    »Auf Anhieb fällt mir keiner ein«, antwortete er. Seine zusammengepressten Lippen und die zunehmend dunkler werdenden Flecke auf seinen Wangen verrieten mir aber, dass ihn ein furchtbarer Verdacht plagte. »Meinen Sie, die Bestien haben uns bewusst in die Falle getrieben, um uns jetzt den Garaus zu machen?«
    »Ich denke nur, dass sie verdammt einfallsreich sind …«, antwortete ich und begann, im Kreis zu gehen, »… wodurch sich unsere Chancen nicht gerade verbessern.«
    Plötzlich drangen bedenkliche Geräusche – ein angestrengt schnaubendes Atmen und am Mauerwerk kratzende Klauen – von hinter der Wand an mein Ohr. Abgesehen von einer in die Wand eingelassenen Stahltür mit einem Sichtfensterchen war der Raum aber vollständig leer. Ich legte Bart die Hand auf die Schulter und zeigte auf die Tür.
    »Ist das noch ein Gefrierschrank?«
    »Nein«, sagte Bart. »Das ist der Verbrennungsofen.«
    »Wohin führt sein Kamin?«, wollte ich wissen.
    »In die Hauptentlüftungsanlage ein Stockwerk höher, aber …« Ich sah einen schwarzen Schatten hinter dem Sichtglas auftauchen, bei dessen Anblick wir erstarrten. Allem Anschein nach war eine der untoten Gestalten über die Entlüftungsanlage in den Verbrennungsofen eingedrungen, um zu uns – ihrer Beute – zu gelangen.
    »Die Nacht war wohl noch nicht schlimm genug, was?«, schimpfte ich. Kronen stand mit dem Rücken an der Wand in der Nähe der Materialschränke. Mit einer Handbewegung bedeutete ich ihm, sich hinzuhocken. Das Monster im Verbrennungsofen versuchte mit aller Kraft, die Tür von innen aufzudrücken.
    »Wo ist der Schalter?«, zischte ich. »Für den Ofen?«
    »An der Wand daneben«, entgegnete Kronen leise. Scheiße. So viel zu meinem genialen Plan.
    Ich sah mich nach Werkzeugen um, die wir zu unserer Verteidigung einsetzen könnten, denn der Trick, der mir im Wald das Leben gerettet hatte, würde hier nicht klappen. In einem fensterlosen Raum eine Etage unter der Erde war an eine Wandlung nicht zu denken. Nach einem Blick auf das Tablett neben mir, auf dem eine Menge steriler Skalpelle und andere chirurgische Werkzeuge lagen, seufzte ich mutlos. Die Bestie im Ofen war nach einem Kopfschuss und massivem Blutverlust vom Obduktionstisch aufgestanden und machte gerade ohne Herz Jagd auf uns – mit einem Skalpell würde ich herzlich wenig gegen sie ausrichten können.
    Mit einem klirrenden Geräusch barst die Scheibe der Ofentür, und eine klauenbesetzte Pranke schnellte heraus, um den äußeren Riegel zu öffnen.
    Sie quoll in den Raum und nahm mit jeder Bewegung mehr wieder eine konkrete Form an, bis sie zwar wackelig, aber aufrecht auf zwei Beinen stehen konnte. Es war ein ekelhafter Anblick: Die Kreatur war eine Mischung aus meinem Jäger aus dem Wald – ein Wesen aus Rauch und Qualm mit viel zu vielen Zähnen im Maul – und der abgezehrten Leiche eines Werwolfs, der in den letzten Monaten kein Sonnenlicht mehr gesehen hatte. Die sehnige Figur und die blonden Haarbüschel auf dem Kopf verrieten, dass es sich um Priscilla Macleod beziehungsweise ihre zum Leben erweckte Leiche handelte.
    Nicht-Priscilla machte einen zögernden Schritt, dann noch einen. Augenscheinlich wusste sie, dass keine Eile geboten war, denn ihre Beute saß in der Falle.
    Hilfesuchend sah ich mich um. Die Schubfächer im Schrank zu meiner Linken waren allesamt mit Etiketten versehen, die über ihren Inhalt informierten. Kurz entschlossen riss ich das Fach mit der vielversprechendsten Beschriftung auf. Ich hatte das Gerät darin noch nie benutzt, aber ich ergriff es, nahm Verteidigungshaltung an und warf Kronen das Stromkabel zu. »Stecken Sie das in die Steckdose!«
    Geschickt kroch er zur Wand und steckte den Stecker ein. »Alles klar!«, rief Kronen, woraufhin das Geschöpf den Blick seiner silbernen Augen auf ihn richtete, die schlitzförmige Nase in die Höhe reckte und seine Witterung aufnahm. Mit einem kehligen Ächzen, das von ihrem unstillbaren Blutdurst zeugte, stürmte es auf Kronen zu. Seine Krallen gruben sich bei jedem Schritt tiefer in die Fliesen und rissen handtellergroße Stücke

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