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Nocturne City 03 - Todeshunger

Titel: Nocturne City 03 - Todeshunger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Caitlin Kittredge
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aus dem Boden.
    »He!«, rief ich. »Priscilla! Kämpf gefälligst mit mir, du Mutantenschlampe!« Ich stieß mein lautestes, normalerweise der Reviermarkierung dienendes Knurren hervor. Durch die Mischung aus Furcht und Wut provoziert trat die Wölfin in mir auf den Plan. Im nächsten Augenblick spürte ich den bekannten Schmerz der Wandlung in Augen und Kiefer.
    Das Ding wirbelte wieder zu mir herum und stürzte schreiend auf mich los. Mit raumgreifenden Sätzen verkürzte es den Abstand zwischen uns und bewegte sich dabei so schnell, dass meine Augen nur noch einen tödlichen Wirbelsturm aus Rauch, Schatten und funkelnden Zähnen ausmachen konnten, der es auf meine Kehle abgesehen hatte.
    Gerade als die knochigen Hände nach mir greifen wollten, riss ich die elektrische Knochensäge in die Luft, drückte den roten Knopf auf der Rückseite und rammte das kreisförmige Sägeblatt geradewegs in Priscillas Brustbein. Sie quiekte erbärmlich vor Schmerz und taumelte rückwärts, was sie aber nicht davon abhielt, mir mit der klauenbesetzten Faust einen Schlag ins Gesicht zu verpassen. Ich konterte mit einem zweiten Schlag und stieß die surrende Metallscheibe der Säge in die Schulter des Monsters.
    Wimmernd zog sich Priscilla zurück. Durch das in Fetzen gerissene Schlüsselbein baumelte ihr Arm schlaff an ihrem Körper herunter und schien nicht mehr zu gebrauchen zu sein. Auch die Wunde in ihrer Brust bot einen abscheulichen Anblick: Aus dem tiefen Schnitt ergoss sich jede Menge schwarzes Blut auf die Fliesen, das silbern glänzte und wie eine Mischung aus Öl und Quecksilber aussah.
    Erleichtert über das Zurückweichen des Scheusals atmete ich auf, fuchtelte dem buckeligen Etwas aber weiter mit der kreischenden Knochensäge vor der Nase herum, um es auf Abstand zu halten.
    »Luna«, sagte Kronen und zog an meinem Hosenbein.
    »Jetzt nicht, Bart!«, blaffte ich.
    »He, ist da jemand?«, schrie eine Stimme von draußen. Ich schaltete die Säge aus.
    »Versuchen Sie auf keinen Fall reinzukommen!«
    »Feuerwehr!«, rief die Stimme. »Können Sie bitte die Tür aufmachen?«
    »Fleisch … Fleisch …«, stimmte Priscilla in ihrer Ecke einen abscheulichen Singsang an. Als ich sie genauer musterte, wollte ich meinen Augen nicht trauen – die Wunden, die jeden Normalsterblichen ins Jenseits befördert hätten, begannen sich schon wieder zu schließen.
    »Bei mir befindet sich eine gefährliche … äh … Person im Raum!«, rief ich. »Ich bin Polizistin! Bleiben Sie von der Tür weg!«
    »Miss, wenn Sie die Tür nicht aufmachen, werden wir Sie mit Gewalt öffnen müssen!«, rief der Feuerwehrmann.
    Wo waren die anderen drei Leichen? Waren sie bereits aus dem Keller entkommen und in die Labors im ersten Stock eingedrungen? Mit einer beunruhigenden Vorahnung dachte ich an die Laborangestellten der zweiten Schicht.
    »Bleiben Sie von der Tür weg!«, rief ich erneut. Im nächsten Moment erklang aber schon das Heulen einer Rettungssäge, mit der die Feuerwehr normalerweise Unfallopfer aus Autowracks schneidet.
    »Fleisch …«, begann Priscilla erneut zu ächzen.
    »Bart, wir müssen Sie loswerden!«, flüsterte ich Kronen zu, der mich mit weit aufgerissenen Augen anstarrte und zögerlich nickte. Er wirkte verängstigt, aber nicht geschockt. Kronen war einfach nicht der Typ Gerichtsmediziner, der sich von umherlaufenden Leichen mit großen Zähnen und ungeheurem Blutdurst beeindrucken ließ, und genau das mochte ich an ihm.
    »Wenn ich losgehe«, sagte ich, »öffnen Sie den Gefrierschrank. Seien Sie bereit.«
    Ich ließ die Säge fallen und ging auf Priscilla zu, die sofort ihre Reißzähne präsentierte. Auch ich ließ meine blitzen und ging in die Hocke, um so zu tun, als wollte ich mit ihr kämpfen.
    Sie roch eigenartig: Ein Geruch, der an mit Reif überzogenes Metall an einem kalten Morgen erinnerte, mischte sich mit Rauch und klassischem Leichengestank.
    »Komm schon«, forderte ich sie heraus. »Hast du plötzlich Angst vor mir? Sag bloß, du machst einen Rückzieher, nachdem ich dir fast einen Arm abgesäbelt habe?« Ich schlich mich von der Seite an sie an und lockte sie so aus ihrer Ecke heraus, in der sich eine schwarze Blutlache auf den Fliesen gebildet hatte.
    »Selbst mit zwei gesunden Armen hättest du keine Chance gegen mich, du armseliges Mistvieh«, knurrte ich. »Du verstehst, was ›armselig‹ bedeutet, nicht wahr? Es bedeutet schwach. Es bedeutet Beute!«
    Ärgerlich fauchte sie mich an. Mit einer

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