Nocturne City 03 - Todeshunger
herausfordernden Geste streckte ich die Arme aus, ließ die Augen golden aufflackern und provozierte weiter: »Willst du weiter da rumstehen und vor dich hin bluten, anstatt langsam zur Sache zu kommen, du Vogelscheuche? Komm schon!« Die letzten beiden Worte schrie ich, ein Schlachtruf, und einen Sekundenbruchteil später stürzte sich Priscilla auf mich.
Durch ihre Wunden eingeschränkt bewegte sie sich zwar schwerfälliger als zuvor, erwischte mich aber trotzdem, ehe ich reagieren konnte. Als sie ihre gewaltigen Zähne in mein Schulterblatt rammte, kroch mir neben ihrem widerlichen Gestank sofort der Geruch meines eigenen Blutes in die Nase, während wir fielen, dann knallte ich auf den Boden.
Ich rammte einen Fuß in ihren Bauch und nutzte dann ihr Gewicht und unseren Schwung, um sie durch ein einfaches Strecken des Beines über meinen Kopf zu schleudern. Krachend landete sie auf den harten Fliesen hinter mir, während ich mich mit einer flinken Bewegung aufrappelte und wieder die hockende Angriffsposition einnahm.
Sie war immer noch schneller. Sie schlug sofort wieder auf mich ein. Ich konnte den rechten Arm rechtzeitig hochreißen, um meinen Kopf zu schützen, aber ihre Klauen hinterließen trotzdem eine verheerende Spur in meiner Schulter und rissen blutige Furchen in meinen Unterarm. Ich spürte, wie ihre Klauen über meine Knochen kratzten, so tief drangen sie ins Fleisch. Aus der Wunde spritzte eine Blutfontäne ins Gesicht der Bestie, was sie noch wilder zu machen schien. Im Handumdrehen weiteten sich ihre Pupillen, und tintenschwarzer Geifer begann aus ihren Mundwinkeln zu tropfen.
»Wolf …«, krächzte sie in einem Ton, der ihre unstillbare Gier offenbarte.
»Leck mich!«, wütete ich und trat ihr mit den gebündelten Kräften einer stinksauren Werwölfin in den Bauch. An normalen Tagen konnte ich mit einem solchen Fußtritt eine Backsteinmauer beschädigen, und wenn ich wie in diesem Augenblick schlechte Laune hatte, potenzierte sich die Wucht meines Tritts um ein Vielfaches!
Priscilla flog rückwärts, als hätte ein Lkw sie gerammt, und landete nach einigen Überschlägen im offenen Gefrierschrank.
»Bart, jetzt!«, schrie ich, und er schlug ihr die Tür vor der Nase zu. Mit einem knackenden Geräusch verschlossen die automatischen Sicherungsbolzen den Gefrierschrank, und ein grünliches Lämpchen leuchtete über der Tür auf.
Bart sackte zusammen und begann, schwer zu atmen. Ich eilte ihm zu Hilfe, kam aber nicht weit, denn schon nach wenigen Schritten wurde mir schwindelig, und ich begann zu schwanken. Einen Augenblick später sank ich zu Boden und sackte in einer Blutlache zusammen. Ich konnte nicht sagen, ob es mein Blut oder Priscillas war.
Als ich die Augen wieder öffnete, hockte Kronen neben mir. »Meine Güte. Ich glaube, Sie sind ziemlich schwer verletzt.«
»Mir … geht es gut«, presste ich hervor, was sich selbst für mich nicht besonders überzeugend anhörte. Ich wusste, meine Selbstheilungskräfte würden mir nicht viel nützen, denn Priscillas Klauen hatten sich bis auf die Knochen vorgearbeitet. Mit jeder Sekunde trat mehr Blut aus meiner Wunde aus und durchtränkte nicht nur mein T-Shirt, sondern auch meine Jeans. »Miststück!«, flüsterte ich benommen mit einem Blick zum Gefrierschrank, aus dem Priscillas verzweifelte Schreie drangen. Mit schnellen Griffen wickelte Kronen die Laken, mit denen sonst die Leichen abgedeckt wurden, zu einer Rolle zusammen und band meinen Arm ab, um die Blutung zu stoppen. Dann hielt er den verletzten Arm über meinen Kopf, bis sich mein Kreislauf stabilisiert hatte.
»Sie wird … nicht wieder rauskommen, oder?«, flüsterte ich Bart zu.
Er schüttelte den Kopf. »Ich habe abgeschlossen. Alles in Ordnung, Officer. Halten Sie einfach still.«
Krachend flog die Tür des Raumes auf, und zwei Feuerwehrmänner stürzten herein, die fast übereinander stolperten, als sie abrupt stehen blieben. »Hex noch mal«, sagte der Größere der beiden. »Was ist denn hier geschehen?«
»Uns sind ein paar Leichen von den Obduktionstischen gehüpft«, antwortete ich. »Dummerweise sind sie verdammt scharf auf den roten Lebenssaft in unseren Adern, sodass wir schnell verschwinden sollten!«
»Zentrale«, sagte der andere Feuerwehrmann in sein Funkgerät, »ich brauche Sanitäter und Polizisten hier unten! Wir haben …« Weiter kam er nicht, denn ich hatte das Kabel aus dem Funkgerät gerissen.
»Das dürfen Sie nicht!«, schrie er.
»Hören Sie
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