Nocturne City 03 - Todeshunger
das auf dem Band!«, grummelte Fitzpatrick, nachdem wir den Van beladen hatten. Das Gewicht der schweren Schutzkleidung auf meinem Körper beruhigte mich etwas. Leider schwächte der Schwindel, den mein schmerzender Arm verursachte, dieses Gefühl der Sicherheit wieder ab, aber ich riss mich zusammen.
»Angel Dust«, sagte Allen. »Das sind bestimmt ein paar von diesen Junkies, die sich im alten Teil des Friedhofs verkriechen, um sich PCP zu spritzen. Geschieht den Hampelmännern in der River Road ganz recht. Warum mussten sie auch ihre Villen so verdammt nah an einem Friedhof bauen?«
Ich dachte an die Dinger in der Gerichtsmedizin. Junkies auf PCP schienen mir im Vergleich dazu wie ein Kindergeburtstag, aber irgendetwas in mir wollte Aliens Theorie keinen Glauben schenken.
Der Tatort war übersichtlich: Hinter den Absperrungen standen nur zwei Streifenwagen und ein ranghöherer Polizist, der offensichtlich für die Vermittlung mit den Geiselnehmern – sofern es überhaupt welche gab – verantwortlich war. Bei dem Haus handelte es sich um ein großes Bauwerk im Tudorstil, das bis zum Grüngürtel des dahinter liegenden Friedhofs reichte. Als wir ausstiegen, herrschte eine befremdende Stille – keine Schreie, kein Vogelgezwitscher, kein Verkehrslärm. Mir lief ein kalter Schauer über den Rücken.
»Wurde auch Zeit«, begrüßte uns der Vermittler vorwurfsvoll. Der strahlenden Herrscherin sei Dank, es war nicht Lieutenant Brady.
»Tut mir leid, dass wir nicht hergeflogen sind, Sir. Wie Sie vielleicht wissen, haben wir durch das zweite Beben alle Hände voll zu tun«, entgegnete Batista.
»Egal. Ich habe es auf dem Festnetzanschluss versucht. Da geht keiner ran. Letzter Sichtkontakt vor knapp dreißig Minuten. Der Eigentümer heißt Donovan Hess. Viel Glück, Leute.«
Batista starrte durch sein Fernglas. »Gut, ich sehe eine Seitentür, die sieht ganz gut aus. Führt in den Wintergarten, also keine bösen Überraschungen.«
Allen wies auf einen kleinen Gartenpavillon, der auf der Rasenfläche neben dem Haus stand. »Ich niste mich da oben ein. In fünf Minuten bin ich startklar«, verkündete er, warf sich die Tasche mit dem Präzisionsgewehr über die Schulter und machte sich auf den Weg zu seinem Posten.
Nachdem ich meine M4 überprüft und geladen hatte, klopfte mir Fitzpatrick auf die Schulter, und ich kam ins Schwanken.
»Bereit für etwas Rock ’n’ Roll, Wilder?«
Ich war wahrscheinlich nie zuvor weniger bereit für etwas Rock ’n’ Roll gewesen, nickte aber und klappte mein Visier herunter. Ich fühlte mich zum Kotzen und sah aller Wahrscheinlichkeit nach auch so aus.
Eckstrom ging voraus und brach mit seinem Rammbock die Seitentür auf. Ich stürmte ihm nach und sicherte den ersten Raum. Der rote Laserpunkt meiner Zieloptik huschte rasend über die Wände des Zimmers.
Zu unserer Überraschung geschah überhaupt nichts – keine Schreie, keine Schüsse, einfach gar nichts.
»Siehst du irgendwas?«, schnaufte Batista hinter mir.
»Nein«, antwortete ich etwas enttäuscht. »Ich werde mir mal die Küche ansehen.« Auch die anderen nahmen sich einzelne Räume vor, um sie zu überprüfen. »Hier ist nichts!«, rief Fitzpatrick kurze Zeit später aus dem Wohnzimmer. Auch Batista und Eckstrom meldeten, bei ihnen sei alles in Ordnung, da hörte ich ein eigenartiges Kichern.
Ich betrat die Küche, wobei unter meinen Stiefeln das Glas eines Panoramafensters über der Spüle knirschte. Zögernd trat ich durch die Tür. Als ich in der Mitte des Raums angekommen war, fiel mein Blick auf den reglosen Mann in der Ecke, bei dem es sich höchstwahrscheinlich um den Hauseigentümer handelte. Er lag auf dem Rücken und bot einen grauenhaften Anblick. Sowohl seine Arme als auch Hals und Gesicht waren mit einer Unmenge kleiner Bisswunden übersät. Der Geruch nach frischem Blut und totem Fleisch ließ meinen Magen wilde Tänze aufführen, sodass ich ein paarmal tief durch den Mund einatmen musste, um mich wieder konzentrieren zu können. Vorsichtig sah ich mich um und versuchte, den Urheber des bizarren Kicherns ausfindig zu machen. Obwohl das Kichern lauter wurde und immer mehr dem krampfartigen Gegacker eines Wahnsinnigen ähnelte, konnte ich nichts entdecken.
Als plötzlich hinter mir eine Schranktür aufflog, wirbelte ich herum und riss die Waffe hoch. Eine kleine schwarze Kreatur sprang heraus und rannte die Wand hinauf, wobei ihre Klauen tiefe Löcher in den Putz rissen. Als sie die Zimmerdecke
Weitere Kostenlose Bücher