Nocturne City 03 - Todeshunger
schön was abbekommen. Am besten, wir bringen Sie erst mal in die Klinik.«
»Hex noch mal, Gossenwölfin. Ich geh nirgendwohin.«
»Sie haben keine Wahl, Carla«, antwortete ich und drückte sie wieder auf den Asphalt. Sofort bleckte sie die Zähne und schnappte nach meinen Fingern.
»Ich glaube, Sie verstehen nicht … ich muss sofort wieder zurück zu Josh. Eigentlich war ich nur hier, um die Kohle zu holen, die mir das Rudel noch schuldete. Meinen Anteil für …« Der Anblick der Marke an meinem Gürtel ließ sie verstummen.
»Mit Josh meinen Sie wahrscheinlich Joshua Mackelroy, nicht wahr?«
»Das geht Sie nichts an«, brummte Carla und setzte sich dann wieder auf. Sie stöhnte und hatte offenkundig Schwierigkeiten, den Kopf aufrecht zu halten.
»Ich hasse es, Ihnen das sagen zu müssen, Carla, aber wie es aussieht, werden Sie Ihren geliebten Josh in Zukunft nur noch durch eine kugelsichere Plexiglasscheibe knutschen können. Wenn Sie Pech haben, erlauben Ihnen die FBI-Leute noch nicht mal das.«
Sie stierte mich finster an. »Was reden Sie da? Was soll das heißen?«
»Das soll bedeuten, dass die kleine Filzlaus Joshua Mackelroy für einige Zeit in den Bau wandern wird.« Carla zuckte erschrocken zusammen, aber ich machte trotzdem weiter: »Wie war’s, wenn Sie endlich damit aufhören würden, sich von diesem Ekelpaket herumkommandieren zu lassen? Detective Bryson wird Sie stattdessen in Schutzhaft nehmen.«
»Ich brauche keinen Schutz«, fauchte Carla. »Hören Sie endlich auf, so über Josh zu reden! Sie kennen ihn gar nicht! Verdammte Insoli, ihr seid doch alle Lügner!«
»Stammt dieser Lehrsatz etwa vom Meister persönlich?«, fragte ich bissig und dachte einen Moment lang darüber nach, meinen Kragen herunterzuziehen, um Carla zu zeigen, dass ich sehr wohl wusste, wovon ich redete. Dann entschied ich mich dagegen. Carla musste nichts über mich erfahren – weder wer ich wirklich war, noch was ihr geliebter Josh mir im O’Halloran Tower angetan hatte. Es würde ihre Meinung sowieso nicht ändern. Ich kannte ihre Reaktion nur allzu gut von den übellaunigen Exfreundinnen ehemaliger Liebhaber. Wenn ich ihr jetzt die traurige Wahrheit unter die Nase rieb, würde sie sich im Nu von mir abwenden.
»Passen Sie auf, Carla: In Nocturne ist ein Mörder unterwegs, der Werwölfe tötet, und Sie sind das nächste Opfer auf seiner Liste«, erklärte ich. »Er hat auch mich verschleppt und zu ermorden versucht. Nur durch ein Wunder bin ich ihm entkommen. Jetzt hat er es auf Sie abgesehen, weil Sie schwach sind. Joshua ist nicht hier, er kann Ihnen nicht helfen. Sie sind vollkommen auf sich allein gestellt.«
Was manche als schamlose Manipulation des Gesprächspartners bezeichnen würden, war für mich ein legitimes Mittel, um zu verhindern, dass Carla mit einer Kugel in der Stirn im Wald enden und wenig später als blutrünstige Untote die Gerichtsmediziner terrorisieren würde.
»Davon habe ich noch nichts gehört«, brummte Carla skeptisch. Genauso wenig wie von dem Mädchen, das Joshua vor dir gebissen hat, dachte ich.
»Ich erklärs Ihnen: Bei jedem neuen Mord wird das Mitglied eines anderen Rudels entführt und umgebracht. Die Serpent Eyes sind als Nächste dran. Wegen Ihrer Verbindung zu Joshua hat der Mörder Sie ausgewählt, Carla. Verstehen Sie jetzt?«
»Aber Sie haben gesagt, dass man Sie auch entführt hat. Wie soll das gehen? Sie sind doch Insoli«, sagte Carla.
Ich zuckte die Achseln und schenkte ihr ein freundliches, schwesterliches Lächeln, das irgendwie wehtat. »Ich schätze, sie wollten ihre Sammlung vervollständigen.«
»Luna!«, brüllte Bryson. »Der Taurus hat das Erdbeben gut überstanden, also lass uns langsam verschwinden. Die Gegend fängt nämlich allmählich an, nach nassem Hund zu stinken.« Den letzten Satz hatte Bryson murmelnd hinzugefügt, sodass nur Carla und ich – nicht aber die Serpent Eyes hinter uns – ihn gehört hatten. Hin und wieder stellte er sich nicht ganz so dumm an, wie sein Aussehen es vermuten ließ.
»Bitte, Carla, Sie müssen mitkommen«, redete ich auf sie ein. »Sie machen sich keine Vorstellungen, was da draußen auf Sie lauert. Ich habe es gesehen, und ich sage Ihnen, Ihre Überlebenschancen sind gleich null.«
Sie wimmerte und rollte sich wieder zu einer Kugel zusammen. Bei ihrem Anblick musste ich mich zusammenreißen, um nicht augenblicklich in Brysons Wagen zu springen, nach L. A. zu fahren und Joshua zu Brei zu schlagen. Er hatte
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