Noelles Demut
Vanillecreme. Die musst du probieren.“
Noelle ergriff Lydias Handgelenk und sah sie eindringlich an. „Lydia, ich bin es, Noelle. Du kannst mir alles erzählen.“
„Es ist nicht Paul. Wir sehen uns kaum noch. Er ist unzuverlässig, versetzt mich ständig. Dafür bin ich mir zu schade.“
„Du hast also jemanden kennengelernt?“
„Ja! Er heißt Adam und ist unglaublich süß.“
„Und wieso interessierst du dich plötzlich für SM? Das ist nichts, was man einfach mal so ausprobiert.“
„Ich weiß“, seufzte Lydia. „Ich will das auch eigentlich nicht, aber Adam hat es schon probiert und fand es klasse.“
Noelle nahm Lydias Hände in ihre. „Findest du Gefallen an Schmerz?“
Lydia schüttelte den Kopf.
„Macht es dich an, wenn dich ein Mann zwingt, seinen Schwanz in den Mund zu nehmen, bis du würgen musst? Willst du Dominanz erleben statt Sanftheit? Liebst du die Unterwerfung, das Gefühl, dich vollkommen aufzugeben?“
Auf alle diese Fragen antwortete Lydia mit einem Kopfschütteln.
„Dann lass es sein, Lydia. Vergiss diesen Adam. Such dir einen netten, sanften, verschmusten Typen, der dich auf Händen trägt.“
„Macht das dein Simon nicht?“
Die Abfälligkeit in Lydias Stimme ignorierte Noelle. „Doch, all das tut er, alles, wovon ich gerade gesprochen habe.“
Kapitel 31
Noelles Herz krampfte sich zusammen, als sie das Penthouse betrat. Neben dem Fahrstuhl standen zwei gepackte Taschen. In fünf Stunden würde Simon nach London fliegen und sie zurücklassen.
„Hallo mein Schatz.“ Er kam mit ausgebreiteten Armen auf sie zu. „Mach bitte nicht so ein trauriges Gesicht. Es fällt mir schwer genug.“
Noelle schmiegte sich in seine Umarmung und drängte die Tränen zurück. Sie wollte die letzten Stunden mit ihm genießen. Heulen konnte sie genug, wenn er fort war.
„Ich gehe schnell duschen. Machst du uns einen Wein auf?“ Simon gab ihr einen Klaps auf den Hintern, bevor sie im Bad verschwand.
Lange sah sie sich nach dem Duschen im Spiegel an. Sie trug nur ein dünnes schwarzes Seidenhemdchen mit Spagettiträgern, das knapp ihren Po bedeckte.
Ihr Herz flatterte so sehr, dass ihr schwindlig wurde. Sie wollte eine Session. Simon gehen zu lassen, ohne ihm noch einmal gedient zu haben, kam nicht in Frage. Sie verzehrte sich nach ihm.
Noch einmal holte sie tief Luft, bevor sie ins Wohnzimmer ging. Simon saß in einem Sessel und las. Der Wein stand in einem Dekanter auf dem Tisch, zwei Gläser daneben. Simon hob den Kopf und lächelte. „Hmmm! Du siehst hinreißend aus.“
Wortlos sank Noelle vor ihm auf die Knie und lehnte ihren Kopf an seinen Schenkel. Seine Hand auf ihrem Hinterkopf war warm und sanft.
„Ich verdiene eine Bestrafung, Herr.“
„Warum?“
Noelle hob den Kopf nicht. Leise gab sie zu: „Ich habe Lydia vom Club erzählt.“
„Das weiß ich bereits. Lucian hat mir erzählt, dass du ihn wegen Paul angerufen hast. Es ehrt dich, dass du um die Sicherheit der Mitglieder bemüht bist.“
„Aber ich hätte es dir sagen müssen.“
Simon wusste, dass sie es deshalb nicht getan hatte, damit sie dieses Spiel spielen konnten. Was ihn irritierte, war Noelles Anspannung. In den letzten Wochen hatte sie nicht einmal eine solche Unsicherheit ausgestrahlt.
„Sieh mich an, Nell.“ In ihren Augen stand nichts als Hingabe, und doch war da dieser heftige Pulsschlag an ihrem Hals. Simon legte seine Hand auf das Pochen.
„Wovor fürchtest du dich?“
„Ich habe keine Angst, Herr. Lass mich deine Hände spüren.“
Wie ein elektrischer Schlag trafen ihn ihre Worte. Noelle sah ihn direkt an. Nur mühsam bewahrte Simon seine kühle Ausstrahlung.
„Wie viele Schläge hältst du für angemessen?“
„Zwanzig, Herr.“
Heilige Scheiße! Ihr Geschenk abzulehnen, wäre eine Missachtung ihres Vertrauens. Dennoch hatte Simon Bedenken, dass Noelle schon so weit war. Er zweifelte nicht an ihrer Hingabe. Doch das Unterbewusstsein war nur schwer zu beeinflussen. Wenn diese Session schiefging, hatte er nicht ausreichend Zeit, sie aufzufangen. Schlechtes Timing, Nell. Absolut schlechtes Timing.
„Ich halte das aus, Simon. Bitte!“, flehte Noelle ihn an, nachdem er zu lange geschwiegen hatte.
Mist! Die ganze Stimmung war dahin. Noelle erhob sich trotzig.
Blitzschnell ergriff Simon ihre Hand. Seine dröhnende Stimme hallte von den Wänden wider. „Habe ich dir gestattet, dich zu erheben? Jetzt hast du wirklich zwanzig Schläge verdient. Knie nieder!“, herrschte
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