Noelles Demut
und flüsterte: „Schhht! Ich bin es nur, Simon. Schlaf weiter.“
Noelle holte tief Luft und stieß sie seufzend wieder aus. „Hmmm!“, machte sie. Ihre kleine Hand streichelte wieder über sein Shirt.
Doch plötzlich riss sie den Kopf hoch, robbte ein Stück von ihm weg, hockte sich auf die Unterschenkel und starrte ihn entgeistert an.
„Was machst du hier?“
Irritiert sah sie an sich herunter. Sie schien erleichtert, vollständig angezogen zu sein. Ihr Blick wanderte auch über seinen Körper.
Langsam, um sie nicht noch mehr zu verschrecken, schwang Simon die Beine aus dem Bett und stand auf.
„Ich bin hier, um mit dir zu reden. Weißt du das nicht mehr?“
Unschlüssig stand er vorm Bett. Sollte er sich setzen oder lieber gehen? Sie wirkte verunsichert und ängstlich. Beschwichtigend hob er die Hände.
„Ich will dir keine Angst machen. Du hast mich gebeten, mich zu dir zu legen.“
„Das weiß ich. Glaubst du, ich habe Alzheimer?“
Wäre nicht ihr misstrauischer Blick, hätte Simon sich das Lachen nicht verkneifen können. „Was ist dann das Problem?“, fragte er sanft.
„Ich … Ich dachte, ich träume, dass du neben mir liegst. Ich war erschrocken, als du gesprochen hast.“ Noelles Wangen wurden leicht rot.
„Du träumst von mir?“
Noelle fühlte sich von der Situation völlig überfordert. Er sah so gut aus, und sein verschmitztes Lächeln forderte sie heraus. Aber er war zu dicht, zu präsent. Sie hatte vor ihren Gefühlen Angst, wenn er in ihrer Nähe war. Sicherheit war ein trügerischer Gedanke. Schon einmal war sie auf den Charme eines Mannes hereingefallen und hatte einen hohen Preis bezahlt.
Noelle sah Simon lange an und konnte sich nicht entschließen, ihn wegzuschicken. Es war einfach zu schön, ihn bei sich zu haben. Mein Gott, und was er ihr erzählt hatte. Einem Mann wie ihm musste es unglaublich schwerfallen, so tiefe Gefühle zu zeigen. Er hatte eine harte, autoritäre Ausstrahlung. Doch seine Augen zeigten so viel mehr. Augen! Ja, es waren seine Augen, die sie als Erstes registriert hatte.
Plötzlich merkte Noelle, dass er sie unverwandt anstarrte und auf eine Antwort wartete. Was hatte er noch gleich gefragt? Ob sie von ihm träumte? Ja, bei Tag und in der Nacht. Sie hatte sich wundervolle Dinge mit ihm ausgemalt. Noelle spürte regelrecht, wie der Glanz in ihre Augen zurückkehrte.
„Es ist vorgekommen, dass ich von dir geträumt habe, ja“, sagte Noelle mit keckem Unterton.
Simon setzte sich auf den Stuhl, der immer noch an ihrem Bett stand. „Erzählst du mir von deinen Träumen?“
Ihre Wangen wurden dunkelrot, und ihre Ohren begannen zu glühen. Noelle senkte den Blick und schüttelte den Kopf. Verlegen spielte sie mit ihren Fingern. Sie musste sich dringend ablenken. Ihr knurrender Magen kam ihr zu Hilfe.
Simon grunzte, als er versuchte, sich das Lachen zu verkneifen. Noelle funkelte ihn böse an, doch dann brach sie in schallendes Gelächter aus.
„Hast du auch Hunger?“
„Könnte man sagen. Es ist dreizehn Stunden her, seit ich was gegessen habe.“
Noelle stand auf, öffnete die Tür und sah ihn auffordernd an. „Komm! Ich koche uns was. Warum hast du so lange nichts gegessen?“
Mitten im Flur lag ein Zettel auf dem Boden. Er war von Lydia. Noelle schmunzelte, als sie ihn las.
„Was ist das?“, fragte Simon hinter ihr.
Noelle drückte ihm den Zettel in die Hand. „Sie hat bestimmt geschnüffelt, sonst wäre sie nicht gegangen.“
Ich hoffe, euch geht’s gut. Bin bei Paul. Bis dann, L .
„Also, warum bist du so hungrig?“, hakte Noelle nach, als sie den Kühlschrank öffnete.
„Lydia hat mich gestern in L.A. angerufen und gesagt, dass sie sich Sorgen macht. Der nächste Flug ging erst um half zwölf in der Nacht. Vor dem Abflug habe ich das Letzte gegessen, da ich gleich zu dir gefahren bin.“
Noelle holte Zucchini, Paprika und Rinderfilet aus dem Kühlschrank. Schwer beschäftigt warf sie Simon einen Blick zu.
„Es macht mich verlegen, dass du so um mich besorgt bist.“
„Daran wirst du dich gewöhnen müssen. Ich werde nicht aufhören, mich zu erkundigen, ob es dir gut geht.“
Noelle lächelte, während sie das Gemüse schnippelte.
„Ich mag dich“, sagte Simon plötzlich. „Und ich will dich kennenlernen, deine Träume wissen, dein Lachen hören.“ Er hielt kurz inne. „Mann, so einen Scheiß habe ich noch nie von mir gegeben.“
Noelle schenkte ihm ein glockenhelles Lachen. „Ich mag deinen
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