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Noelles Demut

Noelles Demut

Titel: Noelles Demut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kat Marcuse
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schöner. Erzähl! Wie war er?“
    „Das überlasse ich deiner schmutzigen Fantasie“, grinste Noelle. „Es war jedenfalls schön, und ich freue mich auf morgen Abend.“
    „Du willst mich an einem Freitagabend allein lassen?“
    „Hat Paul keine Zeit?“
    „Nein! Er will in irgendeinen Club, um Fotos zu machen. Ich dachte, wir ziehen wie früher um die Häuser.“
    „Tut mir leid. Da hättest du früher was sagen müssen. Wie wäre es mit Samstag?“
    „Au ja. Wir putzen uns raus und gehen mal wieder tanzen. Das wird ein Spaß.“
    „Mir wäre ein Café lieber. Ich reagiere noch immer empfindlich auf laute Geräusche.“
    „Gut, dann Cocktails bis zum Abwinken.“
    „Ich halte dir nicht wieder den Kopf.“
    „Doch, das würdest du. Aber ich gelobe, mich zu benehmen. Was hat die Psychotussi noch gesagt? Kommst du wieder in Ordnung?“
    Noelle lachte. „Na, das hoffe ich doch. Gesagt hat sie nicht viel. Ich musste ihr alles erzählen, wie es dazu kam und so weiter. Dass es Zeit braucht, weiß ich selbst. Stell dir vor, als ich aus der Praxis kam, hat mich Ann angerufen.“
    „Wer?“
    „Die Staatsanwältin. Wir waren zusammen einen Kaffee trinken. Sie ist eine tolle Frau. Dass man durch so einen Mist neue Freunde findet, hätte ich nicht gedacht.“
    „Sie hat dir echt geholfen. Ich dachte, ich falle um, als sie gesagt hat, dass Tom tot ist.“
    „Ich habe einen Notar beauftragt, das Haus zu verkaufen. Ich spende das ganze Geld einem Frauenhaus.“
    „Das ist eine super Idee.“
    „Simon hat mich drauf gebracht.“
    „Das ist schon ein komischer Typ.“
    „Wie meinst du das?“, fragte Noelle pikiert.
    „Na ja, sieh ihn dir doch an. Als ich ihn zum ersten Mal gesehen habe, ist es mir kalt den Rücken runtergelaufen.“
    „Verstehe ich nicht. Er ist doch ganz lieb.“
    „So sah er damals aber nicht aus. Das war auf einer Firmenparty. Lucian, Mr. Green, hat das französische Restaurant erst letztes Jahr eröffnet. Da war Simon auch da, ganz in schwarzes Leder gekleidet. Mann, sah der gruselig aus.“
    Noelle lachte. Sie konnte sich Simon sehr gut in Leder vorstellen. „Hmmm! Mir läuft gerade das Wasser im Mund zusammen.“
    „Du bist durchtrieben, Nelly. Ihr gebt ein lustiges Paar ab. Du, so klein und dünn, und er, der Riese mit dem kahlem Schädel und den Lederklamotten.“
    „Und du bist albern. Ich mag ihn wirklich gern. Und seine Statur gibt mir Sicherheit. Es fühlt sich an, als würde er mich vor allem beschützen können. Du glaubst nicht, wie gut mir das tut. Dabei ist er kuschelig wie ein Teddybär.“
     
    Lydia hatte sich kurzfristig für den Freitagabend mit ein paar Freundinnen verabredet. Rausgeputzt stand sie in der Tür.
    „Bleibt anständig! Ich will nicht, dass sich die Nachbarn beschweren.“
    „Wann kommst du zurück?“
    „Ich werde mich bemühen, die Nacht zum Tag zu machen. Vielleicht bleibe ich bei Catherine. Ihr habt sturmfrei.“
    „Danke! Du bist ein Schatz.“
    „Weiß ich. Bis morgen. Und zieh dir was Schickeres an.“
    Noelle sah an sich herunter. „Was ist an Jeans und T-Shirt falsch? Wir wollen nicht auf die Piste, nur quatschen.“
    „Das hast du vielleicht geplant. Simon hat bestimmt was anderes im Kopf. Sieh mal in die grüne Kommode. Da findest du was Passenderes.“ Mit einem anzüglichen Lachen verschwand Lydia.
    Unschlüssig stand Noelle vor der Kommode. Sie konnte sich lebhaft vorstellen, was Lydia darin verbarg: Dessous.
    Ein Berg aus Seide, Spitze und Satin quoll aus der obersten Schublade. Mann, Lydia gab viel Geld für Unterwäsche aus, das musste Noelle ihr lassen. Nach einigem Hin und Her entschied sie sich für ein schwarzes Spitzenmieder mit passendem Panty. Über das Ensemble zog sie ein dünnes Baumwollkleid.
    Noelle betrachtete sich kritisch im Spiegel. Sie war immer noch dünn, sah aber nicht mehr so blass aus. Ihr Haar hatte seinen goldenen Glanz zurück. Sie würde es wachsen lassen. Der kurze, kinnlange Schnitt war zwar pflegeleicht, aber sie wollte wieder die Noelle von früher sein. Im Bad legte sie ein zartes Make-up auf. Ihre Hände zitterten leicht.
    „Na, Noelle, reiß dich zusammen“, sagte sie zu ihrem Spiegelbild. „Wirst doch nicht das Flattern bekommen wie ein Teenager.“ Doch sie hatte ein breites Grinsen im Gesicht, und ihr Herz hüpfte wie wild in ihrer Brust, als es klingelte.
    Simon hatte eine einzelne weiße Lilie in der Hand, als Noelle die Tür öffnete. Mit offenem Mund starrte er sie an. „Wow! Du siehst

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