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Nördlich des Weltuntergangs

Titel: Nördlich des Weltuntergangs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arto Paasilinna
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und er zürnt uns überhaupt kein bisschen, obwohl er damals vom First der Kirche runtergefallen ist.«
    Horttanainen ergänzte noch, dass Naukkarinen seines Wissens eine richtiger Militärfan sei und den Rang eines Stabsunteroffiziers der Reserve innehabe, was in diesem Falle nur gut sei.
    Also wurde an Naukkarinen die Nachricht geschickt, dass man am Ukonjärvi eine militärische Aufgabe für ihn habe. Er solle Tarnkleidung, ein Elchgewehr und seinen Militärpass mitbringen. Melden solle er sich im
    Pfarrhaus bei Eemeli Toropainen, dem Direktor der Kirchenstiftung.
    Naukkarinen erschien, sofort nachdem er die Einla­ dung erhalten hatte. Er trug einen grünbunten Tarnan­ zug, Gummistiefel und eine wettergegerbte Schirmmüt­ ze. Über seiner Schulter hing ein Elchgewehr, und draußen am Pfarrhaus lehnte ein Fahrrad, wie es die Grenzjäger in der Armee benutzen. Ein Mann mit echt militärischem Habitus, freute sich Eemeli Toropainen.
    »Setzen Sie sich, Herr Stabsunteroffizier«, forderte er Sulo Naukkarinen auf.
    »Danke, Herr Direktor!«, erwiderte der zackig und ließ sich schwer auf die Bank fallen.
    Eemeli Toropainen erläuterte ihm seinen Plan zur Bil­ dung einer privaten und vorläufig geheimen Militärein­ heit. Die Stärke solle zunächst zehn Mann und einen Unteroffizier, nämlich Naukkarinen, betragen. Die ge­ samte vorbereitende Planung könne Naukkarinen selbst durchführen. Für die Verpflegung komme die Stiftung auf. Offiziell werde man das Ganze als Freiwillige Feuer­ wehr von Ukonjärvi deklarieren, und natürlich könne man für die Burschen auch ein paar Spritzen und Schläuche anschaffen, denn sie sollten sich durchaus auch um den Brandschutz der Kirche kümmern. Die Hauptsache sei jedoch die militärische Ausbildung. Die Außenwelt sei bedrohlich, dafür sei die freche Pfändung der Kirche nur ein Beispiel. Am Ukonjärvi brauche man in Zukunft möglicherweise eine militärische Verteidi­ gung. Schon die bloße Existenz einer kleinen Bewa­ chungseinheit genüge vielleicht, feindlich gesonnene Eindringlinge fern zu halten.
    Ein Gehalt konnte Eemeli nicht bieten, aber er ver­ sprach freie Unterkunft und Verpflegung am Hiidenvaa­ ra.
    Stabsunteroffizier Sulo Naukkarinen dachte kurz über das Angebot nach. Dann erklärte er, dass er die Aufgabe gern übernehme, aber unter einer Bedingung:
    »Ich mache den Ausbilder, wenn Sie mich zum Feld­ webel befördern. In der Reserve habe ich in meinem Alter keine Beförderung mehr zu erwarten, von den nationalen Streitkräften, meine ich.«
    Eemeli Toropainen erledigte die Sache sofort. Naukka­ rinen konnte sich vier Winkel an den Kragen nähen. Glücklich fuhr der neue Feldwebel zum Hiidenvaara, um das Ausbildungsprogramm für die Armee aufzustellen und die Rekruten anzuwerben. Unterwegs machte er an der Kirche Halt und riss den Pfändungsbeschluss ab, den der Kommissar dort angebracht hatte.
    Feldwebel Sulo Naukkarinen hatte seinen Wehrdienst im Jahre 1965 in der Nördlichen Brigade in Oulu abge­ leistet. Er hatte in einer Infanteriekompanie gedient, hatte eine Unteroffiziersausbildung gemacht, war Hilfs­ ausbilder, sozusagen Schleifer, gewesen und hatte diese Aufgabe so erfolgreich ausgeübt, dass er vor seiner Entlassung zum Stabsunteroffizier befördert worden war. Also suchte er sich jetzt seine alten Lehrbücher von der Unteroffiziersausbildung heraus und kaufte einige neue hinzu. Dann begann er die künftige Ausbildung anhand dieser Lehrbücher und seiner eigenen Erfah­ rungen zu planen. Die Wochenprogramme würden sich einmal im Monat wiederholen. Der Kurs sollte im Febru­ ar beginnen. Bis dahin verfasste Naukkarinen eine Dienstvorschrift, die er durch Eemeli Toropainen bestä­ tigen ließ, und stellte das Rekrutenverzeichnis auf, anhand dessen er zehn wehrpflichtige junge Burschen zusammenbekam.
    Einige der Grünen mochten nicht gern in eine selbst ernannte Armee eintreten und verwiesen auf ihren Pazifismus, doch Feldwebel Sulo Naukkarinen kannte keine Gnade: Wer der Einberufung nicht Folge leistet, wird umgehend vom Gelände der Stiftung vertrieben. Das Gejammer hörte sofort auf, und die Idee einer be­ waffneten Verteidigung fand allgemeine Zustimmung.
    Eemeli Toropainens oberste Sorge war unterdessen freilich, wie er seine Leute durch den kommenden Win­ ter bringen sollte. Die Lebensmittel, die nach der Beglei­ chung der Steuerschuld übrig waren, würden nicht bis zum Frühjahr reichen. In der Siedlung würde man, genau wie

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