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Nördlich des Weltuntergangs

Titel: Nördlich des Weltuntergangs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arto Paasilinna
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Licht auf, und schläfrige Menschen beugten sich aus den Fenstern. Feldwebel Naukkarinen schnauzte barsch:
    »Fenster zu, das ist ein Spezialtransport!« Begleitet von hallendem Gebell, ließ man schließlich
    das Kirchdorf hinter sich. Horttanainen lenkte die Fuhre auf den Iso-Sapsojärvi und trieb den Wallach in südöst­ licher Richtung über das Eis. Feldwebel Naukkarinen riss sein Elchgewehr herunter und feuerte in Richtung der Hundemeute einen Schuss ab. Daraufhin ver­ stummte das laute Gebell; die Hunde jaulten auf und liefen winselnd ins Kirchdorf zurück.
    Horttanainen trieb den Wallach mehr als zehn Kilo­ meter über das Eis, bis an den südöstlichen Zipfel des Sees. Dort halfen die Soldaten dem Pferd, die schwere Fuhre in den Wald zu ziehen. Einige von ihnen liefen voraus, um einen geeigneten Weg in Richtung Süden zu suchen, die anderen schoben zur Unterstützung des Wallachs den Schlitten. Man wollte bis Tagesanbruch möglichst tief in den Wald hineingelangen, um nicht mit der Fuhre gesehen zu werden. Ansonsten würde die Polizei sicher auf jeden Fall versuchen, den Toten zu beschlagnahmen, das jedoch nicht in Frage kam. Eemeli würde seinen Großvater nicht so ohne weiteres heraus­ geben. Immerhin war man seit dem Vortag unterwegs und hatte sich mühsam durch den gefrorenen Boden arbeiten müssen. Besser, man brachte den Leichenraub möglichst geräuschlos zu Ende, damit es nicht zu unnö­ tigen Schießereien kam.
    Am Morgen langte der Leichenzug restlos erschöpft am Rande des Dorfes Suonenvaara an. Die Soldaten, die vorausgelaufen waren, hatten dort ein provisorisches Lager eingerichtet. Für den Wallach hatten sie einen Ruheplatz mit einer dicken Unterlage aus Fichtenreisern vorbereitet. Ein Lagerfeuer brannte, und der Kaffee war fertig. Über den Flammen garte Fleisch an Spießen. Es roch nach Zwiebeln.
    Das müde alte Pferd bekam einen Eimer voll Wasser aus dem nahen Bach und eine tüchtige Portion Häcksel mit Hafermehl, dann legte es sich auf den Fichtenreisern nieder. Severi breitete eine warme Decke über ihm aus.
    Die Soldaten servierten der Pastorin, Severi Hortta­ nainen und Eemeli Toropainen kräftige Partisanenver­ pflegung: geröstetes Elchfleisch, in der Asche gegarte Zwiebeln, Speck, Roggenbrot, Kaffee und einen Schluck Schnaps. Nach der Mahlzeit hielt die Pastorin eine kurze Andacht, sie dankte dem Herrn für das tägliche Brot und bat ihn um Schutz für die restliche Wegstrecke. Dann streckten sich alle erschöpft auf den Fichtenrei­ sern aus.
    Die dem Feuer zugewandte Seite des Sarges erwärmte sich, der Schnee und das sandige Eis schmolzen herun­ ter. Der Außensarg aus Kiefernholz war noch nicht sehr morsch. Drinnen ruhte Asser Toropainen. Was der alte Kirchenbrandstifter wohl dachte? Wie mochte der Alte jetzt aussehen? Eemeli hatte Lust, den Sargdeckel zu öffnen, aber dazu war er viel zu schläfrig.
    Das schlechte Wetter hielt an. In ihren feuchten Schneeanzügen und mit geschulterten Gewehren stan­ den die jungen Wachsoldaten unter den schwarzen Fichten und beobachteten das schlafende Lager. Aus der Richtung des Dorfes war das Brummen eines Traktors zu hören. Ein ungewohntes Geräusch in diesen Krisen­ jahren, da kaum irgendwo Treibstoff zu haben war. Im Lager schlief der müde Wallach, der allein mit Hafer auskam. Es war ein starkes finnisches Pferd, garantiert nordische Rasse. Ein solches Tier war Gold wert, in harten Zeiten wichtiger als ein Traktor.
    22
    Im Laufe des Tages flaute der Wind ab, aus dem Schneeregen wurde Schneefall, der am Abend nachließ. Der Himmel klarte auf, es wurde kälter. Die Vollmond­ nacht stand bevor, und wenn die Luft klar bliebe, be­ deutete das strengen Frost und harten Schnee, der womöglich die Fesseln des Wallachs aufscheuern würde. Man beschloss aufzubrechen. Einige Soldaten liefen wieder voraus, um den Fahrweg zum Ukonjärvi zu er­ kunden, es waren noch mehr als fünf Kilometer zurück­ zulegen.
    Am späten Abend ging der Mond auf. Horttanainen lenkte den Wallach über einen Winterweg, der von Suo­ nenvaara in südwestliche Richtung nach Oravivaara führte. Die Bauern von Kainuu griffen allem Anschein nach auch wieder auf Pferde zurück. Um Mitternacht machte der Zug südlich von Oravivaara eine Pause, der Wallach wurde getränkt und gefüttert, auf einem Feuer Kaffee gekocht. Dann ging es weiter durch die vom Vollmond beschienene verschneite Landschaft. Der Winterweg führte immer weiter nach Südwesten, zweigte zu ein

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