Nördlich des Weltuntergangs
wegs, Hunderte der Feiernden kamen im Gedränge ums Leben, und Tausende junger Mädchen verloren ihre Jungfernschaft.
Im spanischen Sevilla, der alten Weltausstellungs stadt, gab es zum Jahrtausendwechsel ein weltweites Treffen der Geldzerreißer, auf dem so viele Yen, US-Dollar und andere Währungen zerschnipselt wurden, dass die Straßen der Stadt zwei Tage lang gefegt werden mussten, ehe sie wieder sauber waren. Es war die größ te vorsätzliche Vernichtung von Vermögen des ganzen Jahrtausends. Auch solche sonderbaren Erscheinungen rief das Jubiläum der Menschheit hervor.
In vielen Ländern wurden Sonderbriefmarken heraus gegeben, spezielle Münzen und Medaillen geprägt. Es wurden Denkmäler enthüllt, neue Gebäude eingeweiht und Schiffe getauft. Tausende Grundsteine wurden gelegt. Hunderte verschiedener Jubiläumsbände er schienen, Kunstausstellungen wurden eröffnet und Konzerte veranstaltet. Es gab feierliche Filmpremieren, und auf den schönsten Theaterbühnen der Welt wurden Jahrtausend-Stücke aufgeführt. Überall auf der Erde versammelten sich die reichen Leute zu pompösen Galas und Wohltätigkeitsveranstaltungen. Die Restaurants waren voll, und selbst die elendsten Stadtstreicher nahmen teil am allgemeinen Freudentaumel.
Beim Anbruch des neuen Jahrtausends wurden gute und vernünftige Vorsätze gefasst, es wurden Wetten abgeschlossen, und die Wahrsager hatten so viel Zulauf wie nie zuvor.
Ein eigens zusammengesetztes akademisches Pla nungsgremium versammelte sich auf den Azoren, um über die Probleme des neuen Jahrtausends nachzuden ken. Leider war die Konferenz schnell zu Ende, denn irgendein Wirrkopf steckte das Hotel, in dem die ehren werte Gesellschaft tagte, in Brand. Durch das Feuer wurden viele Konferenzteilnehmer sehr rußig, einige trugen sogar Brandwunden davon. Die hundert Leute saßen dann eine Woche auf den Azoren fest, weil sich herausstellte, dass die Kerosinvorräte der Insel zufällig aufgebraucht waren.
Ein womöglich noch traurigeres Ende fand eine inter nationale Luxuskreuzfahrt in der Karibik. Bei den etwa tausend Teilnehmern handelte es sich um die besten Bodybuilder der Welt, unter denen der schönste Mann des Universums gewählt werden sollte. Eine der Initiato rinnen und Managerinnen der großartigen Veranstal tung war übrigens die aus Finnland stammende Diplom-Benimmse Tussurainen. Nicht geplant war, dass der prächtige Kreuzliner gerade beim Jahrtausendwechsel gegen ein vom Mond beschienenes Riff stieß, in Flam men aufging und versank. An Kubas Stränden wurden noch Ende Januar ertrunkene junge Männer gefunden. Die Körper der Bodybuilder waren inzwischen schlaff und schrecklich aufgedunsen, zu viel Meerwasser ist nun mal nicht gut für die Haut.
Die prächtigsten Misswahlen der Weltgeschichte wur den in Los Angeles veranstaltet. Die Siegerin war so märchenhaft schön, dass es nicht mit Worten zu be schreiben war. Die finnische Vertreterin wurde Fünf zehnte, und auch sie war nicht hässlich.
In der Jubiläumsnacht wurden Morde, Selbstmorde, sogar schreckliche Massenselbstmorde begangen. Viele Menschengruppen, ganze Völker setzten sich zum Be ginn des neuen Jahrtausends in Marsch. Sie verließen ihre ärmlichen Höfe und ausgedörrten Landstriche und machten sich auf den Weg. Eine neue Völkerwanderung brach an, Millionen verelendeter Menschen suchten eine neue Bleibe, ohne zu wissen, wo sie eine solche finden sollten.
In vielen Staaten wurden politische Häftlinge und Kriminelle begnadigt. Die Kriminellen machten sich sofort ans Werk und trieben so die Verbrechensstatistik zu Beginn des neuen Jahrtausends in schwindelnde Höhen.
Der religiöse Fanatismus blühte. Allein in den USA entstanden hundert neue Sekten, davon mehr als die Hälfte okkulter Art.
Die Sport treibende Jugend der Welt maß ihre Kräfte auf allen Kontinenten. Auch die Finnen leisteten ihren Beitrag auf diesem Sektor. Sie hatten eine kühne Idee entwickelt, den Lauf Europa 2000, der in Utsjoki starten
und in Rom enden sollte. An der Organisation war zwei Jahre lang gefeilt worden. Der Startschuss erfolgte in der Kaamosnacht von Utsjoki exakt beim Jahrtausend wechsel. Unter stürmischen Hurra-Rufen rannten tau sende Teilnehmer los.
Unterwegs konnte sich jeder, der wollte, der Europa-Staffel anschließen. So bewegte sich eine mehrere Kilo meter lange schwitzende und keuchende Schlange durch Finnland. Der Finnische Meerbusen wurde mit der Autofähre
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