Nördlich des Weltuntergangs
nach Kalmonmäki in die Sauna ein. Weitere Ausschussmit glieder seien ebenfalls willkommen, ließ er dabei wissen.
Tatsächlich trafen dann drei Vertreter des Bauaus schusses in Kalmonmäki ein. Die Rauchsauna glühte vor Hitze, in der Wohnstube gab es Bier und Kartoffelpi roggen.
Nach dem Saunieren stellte Eemeli Toropainen sein Bauprojekt vor. Er breitete die Zeichnungen auf dem Tisch aus, sagte, so und so sehe das Ganze aus, und bat darum, dass man es ihm absegnete.
Die gewählten Vertreter erkannten sofort, dass am Ukonjärvi-See eine Kirche entstehen sollte. Im schriftli chen Antrag hatte Eemeli das Objekt als »größeres Wirt schaftsgebäude« betitelt, und im Formular für die Bau statistik trug es die Bezeichnung »Freizeiteinrichtung im Blockhausstil«.
»Das sieht mir aber sehr nach einer Kirche aus«, wandte der Ausschussvorsitzende ein. Die anderen waren der gleichen Meinung.
Eemeli Toropainen musste zugeben, dass seine Bau zeichnungen tatsächlich irgendwie auf eine Kirche schließen lassen mochten, wenn man es peinlich genau nahm, dabei war es nicht wirklich eine Kirche, jedenfalls nicht offiziell. Es handelte sich um das Projekt einer Stiftung von Todes wegen, womit eine Testamentsverfü gung des unlängst verstorbenen Asser Toropainen erfüllt werden sollte.
Die Ausschussmitglieder kannten das Baugesetz nicht sehr genau, vermuteten aber, dass die Errichtung einer Kirche draußen in der Wildnis eine nicht ganz so einfa che Angelegenheit war, wie Eemeli Toropainen es sich vorstellte. Andererseits konnte der Bau einer Kirche unmöglich eine Sünde sein.
Eemeli Toropainen betonte, dass er seinen Antrag auf Baugenehmigung ordnungsgemäß aufgesetzt und be gründet habe, im Anhang seien alle erforderlichen Do kumente und Zeichnungen in mehrfacher Ausfertigung beigefügt. Er vertrete eine freie Stiftung, die gewiss das gesetzliche Recht habe, in der Republik Finnland Bautä tigkeit auszuüben.
Den Männern des Bauausschusses war das ganze Projekt unheimlich. Immerhin ging es um eine richtige Kirche! Für einen Kirchenbau hatten sie bisher noch nie eine Genehmigung erteilt.
Eemeli Toropainen geriet in Rage. Er erklärte, die Stif tung könne ihre Kirche genauso gut woanders hinset zen. Der Ukonjärvi-See im Bereich Sotkamo sei nicht der einzig mögliche Ort. Die Stiftung besitze ausreichend Land, und geeignete Standorte ließen sich auch in den Nachbarprovinzen zur Genüge finden, etwa bei Sonka järvi oder Valtimo.
»Ein Projekt von dieser Größenordnung schafft im Umfeld natürlich Arbeitsplätze«, merkte er an.
Nach dem Genuss von Bier und Schnaps wurden die Männer zugänglicher und erkühnten sich zu dem Ver sprechen, dass die Baugenehmigung bestimmt erteilt werde, soweit es von ihnen abhing.
Eemeli Toropainen bedankte sich bei seinen Gästen. Er sagte, dass er deshalb vorab mit ihnen habe spre chen wollen, damit es dann in der eigentlichen Sitzung keine Unklarheiten gebe. Eine solche Kontaktaufnahme zu den gewählten Vertretern und den Behörden sei in den wirtschaftlich florierenden Teilen des Landes allge mein üblich, es gehe weder um Bestechung noch um Schmieren im schlechten Sinne des Wortes, sondern lediglich um Vorgespräche, die dem Zustandekommen einer guten Übereinkunft und eines anständigen Kon senses dienten.
Die Sache wurde feierlich mit Handschlag besiegelt. Selbstverständlich musste an den Ukonjärvi eine Kirche gebaut werden. Die Bauausschussmitglieder waren ja keine Korinthenkacker, und sie waren fast alle gläubige Männer.
Eemeli Toropainen fuhr die Kommunalvertreter am nächsten Morgen nach Sotkamo und gab bei der Gele genheit seinen Antrag im Bauamt ab. Guten Mutes kehrte er nach Kalmonmäki zurück, um sein Projekt voranzutreiben.
Nach zwei Tagen war Eemeli bereits mit einem Forst techniker und einem Arbeitstrupp auf dem Berg Hiiden vaara, ein halbes Dutzend Kilometer nördlich vom Ukon-järvi-See, unterwegs, um Bäume für die Balkengewin nung zu kennzeichnen. Die Motorsägen stimmten ihr schrilles Lied an, und eine Kiefer nach der anderen stürzte rauschend zu Boden. Fünf Waldarbeiter schnit ten die Stämme auf die passende Länge zurecht und reihten sie aneinander. Mit dem Traktor wurden sie zum Kirchenhügel an den See gezogen. Eemeli hatte sich die arbeitslos gewordenen Zimmerleute seiner ehemaligen Fabrik auf den neuen Bauplatz geholt. Sie begannen sofort mit dem Abbeilen der Stämme.
Kräftiger Harzgeruch
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