Nördlich des Weltuntergangs
Mann, der aus der Sauna kam, zum Verwechseln ähnlich, und auch die Lebensweise war, zumindest im Sommer, durchaus vergleichbar.
Der Bär bekam einen Sack über den Kopf gestülpt, in dem sich Fliegenpilzextrakt befand, der mit Äther und Spiritus angereichert war. Die beiden letzteren Narko semittel hatte sich Sorjonen in der Schnapsbrennerei bestellt. Jalmari, dem Sohn der alten Brennmeisterin, war es gelungen, Äther aus Äthen herzustellen, das er zusammen mit Wasser und Schwefelsäure erhitzt hatte. Aus dem so gewonnenen Äthylsulfat und Äthanol hatte er Äther entstehen lassen, und der bleibt auch bei einem Bären nicht ohne Wirkung. Mehrere Männer hoben den betäubten Petz mit vereinten Kräften auf einen Ochsen karren.
Seppo Sorjonen begann rasch mit den Vorbereitungen für die große Operation. Er beschloss, sie auf dem Kar ren durchzuführen, denn die Ladefläche hatte die glei che Höhe wie der Operationstisch. Das Gefährt passte jedoch nicht durch die Tür des Krankenhauses, sodass er einen anderen Raum finden musste. Daher bat er die Pastorin, die Kirche als Operationssaal benutzen zu dürfen. Zunächst lehnte Tuirevi Hillikainen ab, denn blutige Handlungen in der Kirche schienen ihr nicht gottgefällig, und überhaupt, ein heidnisches Tier in den Tempel zu schleppen war alles andere als wünschens wert. Seppo Sorjonen verwies jedoch auf die Notwendig keit, die medizinische Forschung voranzutreiben, und erinnerte die Pastorin daran, dass Blut in der Kirche durchaus eine Rolle spielte, man denke nur an die Bedeutung des Abendmahls. Er bekam seine Erlaubnis, und Tuirevi Hillikainen sprach sogar ein Gebet für das Gelingen der Operation.
Sorjonen holte sich fünf Helfer; nämlich zwei Sanitä ter der Partisanenkompanie, außerdem Henna Toropai-nen-Heikura, Severi Horttanainen und die Pastorin. Die Assistenten mussten weiße Kittel anziehen. Alle wu schen sich sorgfältig die Hände und banden sich ein sauberes Tuch vor den Mund.
Dann holte Sorjonen die Instrumente aus dem Kran kenhaus: eine Axt, eine Metallsäge, Klammern, eine Schere, einen Dolch und Nadeln, die er sich in der Apo theke von Kajaani besorgt hatte. Die sauberen Leinentü cher für die Operation wurden vor Beginn sorgfältig gezählt. Wenn die Brusthöhle des Bären wieder ge schlossen war, mussten die Tücher erneut gezählt wer den, und wehe, wenn eins fehlte!
Schließlich wurde der Patient in die Kirche gekarrt. Der Wagen bekam seinen Platz in der Nähe der Kanzel, dort, wo sich die Gänge kreuzten. Der Bär wurde auf den Rücken gedreht, seine Gliedmaßen wurden mit breiten Lederriemen an den Eckbalken des Wagens und außerdem noch an den Kirchenbänken festgebunden. So wollte man ausschließen, dass er sich während der Operation losriss. Zusätzlich verpasste man ihm eine neuerliche Betäubung.
Am Kronleuchter wurde die Infusionskanne aufge hängt, aus der ein Schlauch in die Vene der linken Tatze des Bären geführt wurde. In das Gefäß kamen mehrere Liter Salzlösung. Von der Kanzel aus wurde ein steifes Aluminiumrohr in den Schlund des Bären geführt, durch das Druckluft in seine Lunge gepumpt werden sollte, damit diese sich nicht während der Operation durch Unterdruck zusammenzog. Tuirevi Hillikainen stieg auf die Kanzel und machte sich bereit, in das Rohr zu pusten. Sie musste also während der ganzen Opera tion nicht nur beten, sondern auch für Überdruck in der Lunge des Patienten sorgen. Das anfallende Blut wollte Sorjonen mit einem Schlauch in einen Zuber führen, der unter dem Wagen bereitstand.
Gegen Mittag waren die Vorbereitungen abgeschlos sen. Obwohl klares Wetter herrschte, wurden die Kerzen im Kronleuchter angezündet, denn Herzchirurgie ver langt Präzision.
Nachdem alles fertig war, durchschlug Sorjonen mit der Axt den Brustknochen des Bären, und als die Öff nung groß genug war, begann er den Brustkorb aufzu sägen. Die Sanitäter halfen beim Öffnen der Höhle. Severi Horttanainen steckte einen Holzknebel, den er für diesen Zweck geschnitzt hatte, zwischen die Flanken, damit sie sich nicht schließen konnten.
Tuirevi Hillikainen begann in das Rohr zu pusten. In dieser Phase der Operation musste Sorjonen an das Werk Mein Leben als Chirurg denken, das er einst gele sen hatte. Darin berichtete Geheimrat Ferdinand Sauer bruch von seinen Erfahrungen. Der Geheimrat war der Erste gewesen, der eine Operation in einer Unterdruck kammer durchgeführt hatte. Und
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