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Nördlich von Nirgendwo – DuMonts Digitale Kriminal-Bibliothek: Alex-McKnight-Serie (German Edition)

Nördlich von Nirgendwo – DuMonts Digitale Kriminal-Bibliothek: Alex-McKnight-Serie (German Edition)

Titel: Nördlich von Nirgendwo – DuMonts Digitale Kriminal-Bibliothek: Alex-McKnight-Serie (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steve Hamilton
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wenn das möglich war. »Alex«, sagte er, »kommen Sie an Bord.«
    Vom Dock zum Boot war es ein ziemlicher Schritt. Ich fühlte einen leichten Stich im Hüftmuskel, als ich das Bein weit vorstreckte, just eine weitere der täglichen Erinnerungen an die Tatsache, daß ich älter wurde. Sobald ich einen Fuß an Deck gesetzt hatte, kam der Hund aus der Kabine gestürmt und bellte mich an, als sei ich Satan persönlich.
    »Miata, laß das! Das ist doch bloß Alex! Du kennst doch Alex!«
    Der Hund umtänzelte mich wie ein Bantamgewichtler, immer zur Seite und auf der Suche nach einer Deckungslücke. Vargas griff ihn sich mit einer Hand. »Tut mir leid, Alex. Er ist immer noch von neulich her übernervös.«
    »Das macht doch nichts.« Von neulich her, von wegen. Dieser Hund ist übernervös auf die Welt gekommen.
    »Offen gesagt, Alex, ich bin ein wenig überrascht, daß Sie gekommen sind. Ich glaube kaum, daß meine Pokerrunde für Sie eine angenehme Erfahrung gewesen ist.«
    »Na, für Sie war das ja auch nicht gerade ein toller Abend. Ich weiß, daß es nicht Ihre Idee war, überfallen zu werden.«
    »Nein«, sagte er und strich dem Hund über den kopf. »Das war nicht geplant.«
    »Ich wundere mich allerdings, wieso Sie mich eingeladen haben. Ich weiß, daß ich nicht Ihre erste Wahl bin, wenn Sie mit jemandem zu Mittag essen wollen.«
    »Vielleicht gibt es da ein oder zwei Dinge, nach denen ich Sie fragen möchte. Nur um Ihre Meinung zu hören. Aber warum fahren wir nicht erst mal raus? Es ist so ein herrlicher Tag dafür. Angeln Sie oft?«
    »Ab und an. Nicht so oft, wie ich gern täte.«
    »Perfekt. Wir angeln uns ein paar Weißfische.«
    Er setzte den Hund wieder aufs Deck, worauf der wieder an zu bellen und zu tänzeln begann. »Zwing mich nicht, dich nach drinnen zu tun, Miata. Leg dich da hin!«
    Der Hund bellte noch mehrmals, aber zog sich schließlich zurück und setzte sich neben Vargas’ Kapitänsplatz. Er beobachtete mich, als ich mich setzte, bereit, mir bei der ersten falschen Bewegung an die Kehle zu springen.
    »Ich mußte den Hund heute mitnehmen«, sagte er. »Meine Frau ist heute ausgegangen. Wieder einmal.« Er betonte die beiden letzten Wörter und schüttelte den Kopf. Ich verspürte keine Lust, ihn danach zu fragen oder irgendwas davon zu hören, was zwischen seiner Frau und dem Anwalt der Familie liefe. Oder ihm zu erzählen, was seine Frau mir gestern nacht gesagt hatte, daß sie wisse, daß er Leon engagiert habe, um sie zu beschatten. Die ganze Szene war schon unbehaglich genug, und ich begann meine Zusage schon zu bereuen.
    Vargas ließ das Boot an. Ich konnte spüren, wie das Deck vibrierte, der Doppelmotor bebte vor Kraft, als säßen wir auf einer Rakete. Er ging an mir vorbei, um ein paar Leinen zu lösen, und der Hund bellte wieder, offenbar aus Prinzip. Vargas setzte sich wieder auf seinen Kapitänsplatz und betätigte den Gashebel. Hinterm Boot entstand ein wütender Wirbel, als er zurücksetzte, das Boot in der Fahrrinne in Position brachte und dann losschoß; wir liefen aus.
    »Jemals zuvor durch die Schleusen gefahren?« sagte er, als wir den St.   Marys erreicht hatten.
    »Nein, das habe ich noch nie gemacht.«
    »Manchmal muß man sich über Funk anmelden, aber es sieht ganz so aus, als ob schon ein paar Boote warten. Interessant wird es, wenn zur selben Zeit ein Frachter in der Schleuse ist. Man kommt sich dann vor wie ein ganz kleiner Fisch, der mit einem Wal im selben Aquarium ist.«
    Drei Sportboote warteten darauf, daß sich die südlichste der Schleusen öffnete. Vargas hielt sich hinter ihnen. Fast im selben Moment öffnete sich die Schleuse. Zwei gigantische Stahltore, jedes von ihnen mindestens fünfzehn Meter breit, klappten auf. Die drei Boote vor uns liefen in die Schleusenkammer ein, und Vargas folgte ihnen. Ich konnte über uns die Aussichtsplattform sehen. Mit dem Wasserspiegel auf unterem Niveau fühlte man sich wie auf dem Grund eines Brunnens.
    Eine Glocke ertönte, als sich die Tore hinter uns schlossen. Langsam begann sich das Boot zu heben, als von der anderen Seite her unten Wasser in die Kammer strömte. Die Tore dort hielten den gewaltigen Druck des Lake Superior zurück, was einem in diesem Augenblick lächerlich erschien. Etwas Wasser rieselte durch den Spalt, wo sich die beiden Flügel trafen, als würden sie jeden Moment aufbrechen. Aber natürlich taten sie das nicht. Zehn Minuten später waren die Boote die sieben Meter höher, und die Toren

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