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Nördlich von Nirgendwo – DuMonts Digitale Kriminal-Bibliothek: Alex-McKnight-Serie (German Edition)

Nördlich von Nirgendwo – DuMonts Digitale Kriminal-Bibliothek: Alex-McKnight-Serie (German Edition)

Titel: Nördlich von Nirgendwo – DuMonts Digitale Kriminal-Bibliothek: Alex-McKnight-Serie (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steve Hamilton
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Ihnen einen schönen Tag.«
    Ich legte auf, bevor sie noch irgendwas erwidern konnte. Ich warf das Handy auf den Beifahrersitz, direkt auf den Zettel, den Leon mir gegeben hatte. Und da stand doch zufällig Swansons Privatanschrift drauf, einfach so, in schwarzer Tinte. Langsam wurde es Zeit für einen Hausbesuch.
    Ich fuhr eine Zeitlang weiter und griff dann wieder zum Telefon. Nach dem Gespräch mit Swansons Sekretärin mußte ich einfach mit jemandem sprechen, der den Klang meiner Stimme zu schätzen wußte. Also wählte ich das Polizeibüro vom Soo und verlangte Chief Maven. Ich wurde hin- und hergeschickt, man bat mich zu warten, ich mußte ihn erneut verlangen, mußte wieder warten, und schließlich war der Mann höchstpersönlich am Apparat. Ich wollte ihn nach dem kanadischen Nummernschild fragen. Dann wollte ich ihn fragen, ob ihm zwischenzeitlich eine Erleuchtung zuteil geworden sei – so etwas wie die Erkenntnis, daß ihn jemand an der Nase herumführte und er sich das gefallen ließ.
    Ich hatte keine Chance.
    »McKnight, wo zum Teufel sind Sie? Ich telefoniere schon den ganzen Morgen hinter Ihnen her.«
    »Ich bin im Süden des Staates. Was ist denn los?«
    »Im Süden? Wo?«
    »Direkt hinter Petoskey. Erzählen Sie mir jetzt, was los ist, oder nicht?«
    »Wie schnell können Sie hier sein?«
    »In zwei Stunden. Gegen eins.«
    »Seien Sie um zwölf Uhr fünfundvierzig hier, McKnight. Ich warte im War Memorial auf Sie.«
    Es dauerte einige Sekunden, bis ich das verarbeitet hatte. »Chief, was zum Teufel ist denn passiert? Wieso brauchen Sie mich im Krankenhaus?«
    »Gehen Sie nach unten zum Leichenbeschauer. Sie sind der einzige, der sich die Typen genauer angesehen hat … Wir wollen wissen, ob Sie diesen wiedererkennen.«
    »Einen der Männer mit den Pistolen? Ist er tot?«
    »Natürlich nicht, McKnight. Wir haben uns nur überlegt, daß er es auf dem Seziertisch beim Warten gemütlicher hat.«
    »Immer mit der Ruhe, Chief. Ich komme, so schnell ich kann.«
    Ich legte auf und trat aufs Gas. Wer auch immer dahintersteckte – jetzt sah es ganz so aus, als seien die Einsätze erheblich erhöht worden.

Kapitel 14
    Das War Memorial Hospital liegt mitten im Geschäftsbezirk des Soo, ein paar Blocks südlich vom Fluß, ein paar Blocks westlich von Leons Büro. Ich war einige Minuten vor eins da und ging in den Warteraum der Ambulanz. Maven saß dort und las in einem Magazin. Die Stühle neben ihm waren leer. Er lächelte nicht einmal, als er mich sah.
    »Warum zum Teufel haben Sie so lange gebraucht?« sagte er beim Aufstehen. Das Magazin warf er auf den Stapel zurück.
    »Ich bin schon über hundert gefahren. Ich habe nicht wie Sie eine Sirene, die ich anschmeißen kann.«
    »Gehen wir.« Ich folgte ihm zum Aufzug.
    »Haben Sie die ganze Zeit hier gewartet?«
    »Natürlich nicht. Meinen Sie, ich hätte die Zeit, zwei Stunden in einem Wartezimmer zu sitzen? Ich war im Büro und bin gerade zurückgekommen.«
    »Und wieso schnauzen Sie mich dann an, daß ich so lange gebraucht habe?«
    »Niemand schnauzt Sie an, McKnight. Sie sind immer viel zu empfindlich.«
    Ich schüttelte nur den Kopf, stieg mit ihm in den Aufzug, und wir fuhren ins Basement.
    »Wann sind Sie das letzte Mal im Leichenschauhaus gewesen?« fragte er.
    »Neunzehnhundertvierundachtzig.«
    »In Ihrem letzten Jahr bei der Polizei?«
    »Ja.«
    »Lange her.«
    »Ich denke nicht, daß sich viel geändert hat.«
    Der Aufzug hielt. Die Tür ging auf. Maven führte mich einen langen Korridor entlang. Als er die Tür zum Leichenraum öffnete, roch ich die Antiseptica, spürte den kalten Hauch auf meiner Haut. Maven hatte recht – es war lange her. Aber alles kam wieder.
    Der Leichenbeschauer saß an seinem Schreibtisch, als wir eintraten. Er stand auf, um mir die Hand zu geben. Es war ein kleiner rundlicher Mann, und sein weißer Arztkittel ließ ihn eher wie einen Konditor als wie einen Pathologen wirken. »Mr.   McKnight«, sagte er. »Ich bin Dr.   Pietrowski, der Leichenbeschauer vom Chippewa County. Wir sind Ihnen dankbar, daß Sie sich herbemüht haben.«
    Ich sah zu Maven hinüber. »Aber das ist doch selbstverständlich.«
    »Er ist in diesem Raum«, sagte der Pathologe und ging mit mir zur gegenüberliegenden Tür. »Sind Sie bereit, ihn zu sehen?«
    »Ich werde mein Bestes tun.«
    »Ist es Ihnen sehr unangenehm?«
    »Nein, ich weiß nur nicht, ob ich ihn wirklich wiedererkennen werde.«
    Er nickte. »Warten wir es ab.«
    Ich folgte ihm

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