Nördlich von Nirgendwo – DuMonts Digitale Kriminal-Bibliothek: Alex-McKnight-Serie (German Edition)
haben ja nicht mal ’ne Minute gebraucht, um drüber nachzudenken.«
»Da muß ich nicht drüber nachdenken. Ich kenne den Namen nicht.«
»Fast jeder würde sagen ›Hmm … lassen Sie mich nachdenken. Danny Cox … Danny Cox … Nee, von dem habe ich noch nie was gehört.‹«
»Ich denke gerne noch drüber nach, wenn Sie das fröhlicher macht.«
»Vergessen Sie’s.« Er sah auf die Ziffern über dem Aufzug. »Was haben Sie da unten im Süden gemacht?« sagte er dann, ohne mich anzusehen.
»Ich hatte eine Verabredung.«
»Und ich will das vermutlich nicht mal wissen, wie?«
Der Aufzug tat sich auf. Wir stiegen ein.
»Ich weiß, daß zwei der Räuber in einem Wagen mit kanadischem Nummernschild weggefahren sind. Haben Sie das schon überprüft? Ich glaube nicht, daß amerikanische Privatdetektive diese Information aus Kanada einfach übers Telefon bekommen können.«
»Zunächst mal, woher wissen Sie etwas über ein kanadisches Nummernschild? Und zweitens sind Sie kein Privatdetektiv mehr, oder haben Sie das vergessen?«
»Ich bin noch mal aus dem Ruhestand zurückgekehrt. Sie brauchen offensichtlich ein wenig Hilfe, Chief. Ihre persönlichen Vorurteile sind Ihnen bei diesem Fall im Wege. Sie sollten nach derjenigen Person suchen, die wirklich hinter alldem steckt.«
»Lassen Sie mich mal raten … Ihre Verabredung heute morgen …«
»Kendrick Heiden«, sagte ich. »Ich glaube nicht, daß er etwas mit der Sache zu tun hat, falls Sie meine Meinung hören wollen.«
»Sie wissen, wie sehr ich Ihre Meinung zu schätzen weiß, McKnight. Wer steht als nächster auf Ihrer Liste?«
»Douglas Swanson.«
»Er war an diesem Abend nicht zugegen.«
»Ja, das weiß ich.«
Maven rieb sich die Augen. »Ich kriege Kopfschmerzen.«
»Sagen Sie mir, wem der Wagen gehört. Ich finde das sowieso heraus.«
»Dann machen Sie mal. Beißen Sie sich die Zähne aus.«
»Wenn es eine echte Spur wäre, würden Sie das nicht sagen. Es hat sich wohl um einen gestohlenen Wagen gehandelt. Zumindest um ein gestohlenes Nummernschild. Richtig?«
Die Tür ging auf; wir waren im Erdgeschoß. Maven ging hinaus und rasch zur Eingangstür. Im Sonnenlicht fühlte ich mich Millionen Meilen weit entfernt vom kalten Licht des Leichenschauraums. »Ich habe viel zu erledigen«, sagte er.
»Ich auch.«
Er blieb stehen und wandte sich um, um mir ins Gesicht zu sehen. »Wissen Sie was? Glauben Sie wirklich, so Ihren Freunden zu helfen? Da will ich Ihnen mal was sagen. Der Bezirksstaatsanwalt hat seinen Vorschlag auf den Tisch gelegt. Der erste von den Typen, der auspackt, wird nicht wegen verbrecherischer Verschwörung angeklagt. Bloß Hehlerei in minder schwerem Fall, Bewährung, kein Tag im Knast. Aber jetzt haben wir ’ne Leiche dazu. Man hat ihn in den Rücken geschossen und dann im Wald liegen lassen, so daß zwei kleine Kinder ihn heute morgen gefunden haben. Und da meinen Sie, ich bin in der Stimmung, mir von Ihnen anzuhören, ich bräuchte Hilfe in diesem Fall? Und daß ausgerechnet Sie es sind, der mir hilft?«
»Maven, es ist doch alles so einfach. Sie liegen völlig schief. Sie verdächtigen die Falschen.«
»Weil Sie tief in Ihrem Herzen wissen, daß sie unschuldig sind?«
»So ungefähr.«
»Und ich bin derjenige, der die persönlichen Vorurteile hat. Denken Sie noch mal drüber nach.« Damit ging er.
Kapitel 15
Ich fuhr zurück über die August Street, um noch einmal nach Swansons Büro zu schauen … Ich hatte Leon nicht gefragt, welchen Wagentyp Swanson fuhr, also wußte ich auch nicht, wonach ich mich umsehen sollte. Das machte nichts. Auf seinem Parkplatz stand nur ein Wagen, und da dachte ich mir, daß es wohl der der Sekretärin sei. Es war zudem ein Toyota Camry, der auf mich sicher nicht wie ein Anwaltswagen wirkte.
Ich stellte den Wagen auf dem öffentlichen Parkplatz am Schleusenpark ab und dachte über einen Kurzbesuch im Gerichtsgebäude nach. Da fiel mir ein, daß ich nicht einmal wußte, wie Swanson überhaupt aussah. Einfach im Gerichtsgebäude rumzufragen schien mir auch nicht die ideale Vorgehensweise zu sein. So suchte ich für ein rasches Mittagessen den Speisesaal des Ojibwa Hotels auf und setzte mich direkt ans Fenster, so daß ich zwei Frachtern bei der Passage durch die Schleusen zusehen konnte. Es war ein weiterer strahlender Julitag. Draußen waren viele Leute und genossen die Sonne, Leute, die ihre Jobs und alle Sorgen weit hinter sich gelassen hatten. So schien es mir wenigstens. Ich
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