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Nördlich von Nirgendwo – DuMonts Digitale Kriminal-Bibliothek: Alex-McKnight-Serie (German Edition)

Nördlich von Nirgendwo – DuMonts Digitale Kriminal-Bibliothek: Alex-McKnight-Serie (German Edition)

Titel: Nördlich von Nirgendwo – DuMonts Digitale Kriminal-Bibliothek: Alex-McKnight-Serie (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steve Hamilton
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langsamer, vielleicht weil er mich zu diesem Zeitpunkt schon für seine sichere Beute hielt. Zweimal traf ich ihn, mit einer Linken den Körper und mit einer Rechten das Kinn. Den Treffer schüttelte er ab, wich ein Stück zurück und warf sich dann in einen weiteren Drehsprung, den Gnadenstoß, der mich über das Geländer geworfen hätte. Diesmal hatte ich den Ablauf voll erfaßt, und als sein Fuß über meinen Kopf segelte, empfing er einen Tritt von mir, einen guten altmodischen Fußtritt mitten in die Juwelen. Er klappte in der Mitte zusammen.
    Er ging zu Boden und gab häßliche Geräusche von sich, während er sich auf dem Boden wälzte. Ich stand da und beobachtete ihn, bereit für den unwahrscheinlichen Fall, daß er wieder auf die Beine käme. Als der nicht eintrat, untersuchte ich den Schaden an meinem Gesicht. Mein Kiefer schmerzte höllisch, beide Augen blickten etwas verschwommen, die Lippe war aufgeplatzt, so daß mir Blut aufs Kinn lief, und das rechte Ohr dröhnte noch immer. Abgesehen davon hatte ich mich noch nie besser gefühlt.
    Mrs.   Vargas stand noch immer da, die Arme um sich selbst geschlungen. Sie sah zu, wie ihr Gatte sich auf den Bohlen wälzte. Der Ausdruck auf ihrem Gesicht war jetzt eine Mischung aus Schock und einer solch reinen physischen Genugtuung, daß ich das Gefühl hatte, ich sollte ihr eine Zigarette anbieten.
    »Ich finde selbst nach draußen«, sagte ich.
    Das rief sie in die Wirklichkeit zurück. Sie sah mich an und versuchte etwas zu sagen. »Oh«, kam schließlich. »Oh. Ja. Mein Gott.«
    »Sie lassen jetzt besser Wasser in die Badewanne laufen«, sagte ich. Die Art, wie er sich herumwälzte und sich die Lenden hielt, ließ mich fast Mitleid mit ihm empfinden. »Wenn er wieder hochkommt, sorgen Sie dafür, daß er sich hineinsetzt. Wenn er das ablehnt, greifen Sie ihm nur in die Unterhose und ziehen Sie ihn ins Bad.«
    Als ich im Begriff stand, die Glastür zu öffnen, gewahrte ich den Hund, der dabei war, aus dem Fell zu springen und mich anzugreifen, und überlegte es mir anders. Ich ging statt dessen die Treppe hinunter und kam direkt unter dem zerstörten Fenster vorbei. Noch immer lagen Glasscherben auf dem Boden und glitzerten im letzten Sonnenlicht des Tages. Ich ging ums Haus nach vorne, stieg in meinen Laster und betrachtete kurz mein Gesicht im Rückspiegel.
    Eine schlechte Idee.
    Ich wischte mir das Blut vom Kinn und dachte, daß das alles von Minute zu Minute besser würde. Welch großartiger Tag entfaltete sich hier!
    Wenn man manchmal über eine Sache zu scharf nachdenkt, verliert man sie aus dem Blick. Dann schiebt man sie für einige Minuten in den Hinterkopf, wenn zum Beispiel jemand intensivst Kleinholz aus dir zu machen versucht. Wenn man es dann wieder nach vorne holt, sieht man etwas, was man zuvor nicht bemerkt hat. Alles fällt plötzlich an seinen Platz.
    Oder, wie in diesem Fall, alles fällt auseinander. Es fällt auseinander wie das alte indianische Ruder da oben in seinem Zimmer – von Anfang an wertlos und so fragil, daß es in tausend Stücke fällt, wenn man es nur berührt.
    Als Vargas mich gebeten hatte, ihm zu erklären, wie er es denn angestellt haben sollte, sah ich die Sache zum ersten Mal aus seinem Blickwinkel – seinem oder dem desjenigen, der das angeblich ausgeheckt hatte. Scheißkerl – da funktionierte einfach nichts!
    Maven hatte Recht. Das war das schlimmste. Maven erzählt mir, daß ich derjenige mit dem persönlichen Vorurteil bin, daß ich derjenige bin, der nicht klar sieht – und, verflixt und zugenäht, er hat vollkommen recht.
    Meine Hände zitterten noch, als ich zum Lenkrad griff. Das Adrenalin schoß noch immer durch meine Adern. Am liebsten hätte ich jemanden umgebracht.
    »Jetzt komme ich«, sagte ich. »Ich hoffe, ihr seid auf mich gefaßt.«
    Alles, was passiert war, ging auf einen Mann zurück. Ich fuhr aus der Einfahrt und bretterte los, geradewegs auf ihn zu.

Kapitel 17
    Er stand hinter der Theke, als ich hereinkam. Er sah mich nicht einmal an. Er sprach weiter mit dem Mann ihm gegenüber, mit leiser Stimme. Es standen zwei weitere Männer an der Theke, ein paar mehr an den Tischen. Die Tiger spielten wieder auf dem großen Schirm.
    »Bennett, ich muß mit Ihnen sprechen.«
    »In einer Minute komme ich zu Ihnen«, sagte er, und seine Augen bewegten sich noch immer nicht.
    »Es muß aber sofort sein.«
    »Nur eine Minute, Alex.«
    »Dann zapfen Sie mir wenigstens ein Bier, während ich warte.«
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