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Nördlich von Nirgendwo – DuMonts Digitale Kriminal-Bibliothek: Alex-McKnight-Serie (German Edition)

Nördlich von Nirgendwo – DuMonts Digitale Kriminal-Bibliothek: Alex-McKnight-Serie (German Edition)

Titel: Nördlich von Nirgendwo – DuMonts Digitale Kriminal-Bibliothek: Alex-McKnight-Serie (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steve Hamilton
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doch nur losstürzen und noch mehr Ärger machen würdest. So wie dein Gesicht aussieht, hast du genau das bereits getan.«
    Ich wußte überhaupt nicht, was ich darauf erwidern sollte. Es schmerzte mehr als alles, womit mich Vargas an diesem Tage getroffen haben mochte.
    »Was hat Bennett dir erzählt?« fragte Jackie. »Hat er dir erzählt, warum er das getan hat?«
    »Er hat gesagt, sein Sohn hätte Geld gebraucht.«
    »Sein Sohn Sean.«
    »Ja.«
    »Das hatte ich mir gedacht. Ich wußte, daß Sean ganz schön in der Klemme steckte.«
    »Hast du eigentlich eine Vorstellung davon, was sie dir damit angetan haben? Sie haben dich voll mit reingezogen.«
    »Weißt du was, Alex? Ich denke, daß Bennett der größte verdammte Idiot auf der ganzen Welt ist. Und weißt du noch was? Deshalb liebe ich ihn. Er hat das bekloppteste Ding durchgezogen, von dem ich je gehört habe, aber er hat es aus den richtigen Gründen getan. Er hat versucht, Sean zu retten. Und diesen alten Zinnbecher, den er mir geben ließ. Verdammt noch mal, wer sonst noch würde so was Verrücktes machen?«
    »Nein, es war überhaupt nicht verrückt«, sagte ich. »Denk mal drüber nach. Er wußte, du würdest drauf reinfallen, Jackie. Du hast den Becher, und jetzt gehörst du dazu. Vielleicht würdest du sogar denken, er hat es für dich getan, genau so, wie er es für seinen Sohn getan hat. Der gute alte Bennett. Was für ein Typ!«
    »Du kapierst überhaupt nichts.«
    »Nein, du kapierst es nicht. Und das macht dich zu einem genau so großen Idioten, wie er es ist.«
    Er nahm die Flasche vom Tresen. »Ich glaube, du solltest jetzt gehen«, sagte er.
    »Da hast du recht.«
    Ich ging.
    Als ich nach Hause kam, konnte ich nicht schlafen, also saß ich da und las, einen Eisbeutel an meinen Mund gepreßt. Ich versuchte an nichts anderes zu denken als an die Wörter auf der Seite. Es klappte nicht.
    Ich gab auf und ging für eine Weile nach draußen und lauschte den Grillen und dem fernen Geräusch des Sees, bis mich die Mücken fanden.
    Das Telefon klingelte, als ich wieder nach drinnen kam. Ich nahm ab und hörte eine Frauenstimme. »Alex, hier spricht Cynthia Vargas.«
    »Mrs.   Vargas? Ist alles in Ordnung?«
    »Oh, ganz reizend. Mein Mann ist die ganze Nacht herumgehumpelt und hat jeden Namen für Sie gebraucht, den das Wörterbuch hergibt. Ich glaube, er will Sie umbringen, Alex. Ich meine wirklich umbringen.«
    »Sagen Sie ihm, daß er dafür nach Paradise kommen muß. Ich kann mir nicht vorstellen, daß es für mich einen Grund gibt, noch einmal Ihr Haus aufzusuchen.«
    »Welch ein Jammer. Da wird das Leben hier aber ziemlich eintönig.«
    »Ich bin sicher, Ihnen fällt etwas ein, es interessant zu gestalten.«
    »Ich wollte nur für Sie die Augen offen halten, Alex. Deshalb müssen Sie nicht gleich zum Sprücheklopfer werden.«
    »Das versuche ich doch gar nicht. Ich meine, sehen Sie, ich hatte heute einen schweren Tag …«
    »Dann lasse ich Sie auch in Ruhe. Ich dachte nur, ich warne Sie besser. Wenn Sie ihn kommen sehen, seien Sie auf der Hut.«
    »Das werde ich. Ich bin Ihnen wirklich dankbar.«
    Sie wünschte mir eine gute Nacht. Wenn ich gewollt hätte, hätte ich ihrem Anruf eine gewissen Bedeutung bemessen können. Oder sogar dem Klang ihrer Stimme. An diesem Abend wollte ich das nicht einmal versuchen. Statt dessen versuchte ich erneut einzuschlafen, lag da auf dem Rücken und starrte die Decke an. Du lebst zu viel in deinem Kopf, hatte Jackie gesagt. Recht hatte er.
    Als ich endlich Schlaf fand, fand ich ihn gründlich und tief, und er verließ mich erst wieder am späten Morgen. Das Geräusch des Windes weckte mich. Durch das Fenster sah ich einen schieferfarbenen Himmel, und die Kiefern bogen sich, richteten sich wieder auf und bogen sich stärker. Noch regnete es nicht, aber wenn es losging, würde es biblisch sein. Gott helfe jedem, der jetzt draußen auf dem See war.
    Ich stand auf und trat vor den Spiegel. Mein Gesicht war so häßlich wie das Wetter, mit Abschürfungen in der linken unteren Hälfte und um beide Augen. Jede Farbe des Regenbogens – nennen Sie sie, ich hatte sie aufzuweisen.
    Gut dreißig Minuten stand ich unter der heißen Dusche und wartete darauf, daß sich mein Nacken und meine Schultern entkrampften. Ich machte mir etwas Kaffee und ein kleines Frühstück und verbrachte den Rest des Tages damit, nichts zu tun. Ständig hatte ich einen Eisbeutel bei mir, den ich an den Teil meines Kopfes oder meines Körpers

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