Nördlich von Nirgendwo – DuMonts Digitale Kriminal-Bibliothek: Alex-McKnight-Serie (German Edition)
Profi ist, Alex. Und die Tatsache, daß er eine Liste mit allen hatte, die an dem Abend anwesend sein sollten, und daß Sie nicht auf dieser Liste standen. Da denkt er sich, wenn man Sie in letzter Minute noch geholt hat, muß das Gründe gehabt haben. Also recherchiert er und findet einiges raus. Daß Sie früher Polizist gewesen sind und danach Privatdetektiv. Und, wie es aussieht, noch einiges anderes. Was genau, hat er nicht gesagt. Aber es klang so, als wären Sie eine bekannte Größe.«
»Sie wirkten überrascht, als Sie mich neulich mit Jackie hereinspazieren sahen.«
»Ja, und das war ich auch. Aber zu dem Zeitpunkt war es schon zu spät.«
»Und jetzt denkt der Profi aus Kanada, jeder hat einen Batzen Geld und ihn hat man übers Ohr gehauen. Und natürlich bin ich der geniale Kopf hinter alledem.«
»Er muß sich überlegt haben, daß Sean das meiste versteckt hält. Sie erinnern sich, sie hatten diese großen Plastiksäcke. Da kann man viel Geld drin verstecken. Ich meine, das ist es, was er denkt. Also will er jetzt den Rest des Geldes. Und zwar alles. Das heißt, was er für alles hält. Ich weiß nicht, was ich machen soll, Alex.«
»Gehen Sie zur Polizei. Erzählen Sie da alles, was passiert ist.«
»Und was wird dann aus meinem Sohn?«
»Darüber hätten Sie vorher nachdenken sollen.«
»Also wandert er ins Gefängnis. Und ich wandere ins Gefängnis. Und Blondie glaubt immer noch, wir hätten ihn übers Ohr gehauen. Was passiert dann, Alex? Was passiert dann mit meiner Frau?«
»Scheiße, Bennett.« Das ganze Adrenalin, das durch meine Adern schoß, war plötzlich weg. Ich war müde und zerschlagen, mußte dringend was essen und ein oder zwei Bier trinken und mich ein wenig hinlegen. Wenn ich dann wach würde, war das alles vielleicht nur ein böser Traum.
»Sie müssen mir helfen, Alex.« Er sah vor mich auf den Tisch.
»Glauben Sie das?«
»Sie müssen.«
»Sie haben Ihren Sohn benutzt, um ihn auszunehmen. Und Sie haben es Ihren besten Freunden in die Schuhe geschoben. Wieso sollte ich Ihnen jetzt helfen?«
»Es ging hier nicht um Geld, Alex. Nicht, was mich angeht.«
»Wovon reden Sie?«
Er holte tief Luft und sah mir in die Augen. »Sean steckte in Schwierigkeiten. Er hatte Schulden, wissen Sie. Diese Männer, denen er da unten in Cleveland das Geld schuldete … sie hatten ihn in der Hand. Ich wollte ihm aus der Klemme helfen. Ist das so schwer zu glauben? Ich wollte meinem Sohn helfen.«
»Und da haben Sie ihm gesagt, komm doch vorbei und raube das Haus aus. Mit gezogener Pistole. Während wir alle da waren.«
»Nein, das war eher seine Idee. Ich habe ihm nur gesagt, ich kenne diesen Typen mit etwas Geld im Safe. Ein richtiger Arsch, den ich regelrecht hasse – jemand, der ohnehin einen Überfall verdiente. Zum Teufel, vielleicht zog er dann ja nach Bay Harbor zurück und vergaß seine Baupläne hier.«
»Und da sagt er Ihnen, Sie sollen dafür sorgen, daß wir auch alle da sind, wenn es passiert.«
»Ja, er hat gesagt, so würde es besser klappen. Wenn Vargas allein wäre, würde er glauben, einer von uns steckt dahinter. Wenn wir alle da sind, sieht das mehr nach Zufall aus.«
»Denn wer würde schließlich so blöd oder so verrückt sein, das durchzuziehen, während wir im Hause sind …«
»Ja, so in etwa.«
Ich saß da und dachte darüber nach. Glaubwürdiger wurde es nicht.
»Es waren keine Patronen in den Pistolen«, sagte er. »Haben Sie das gewußt? Zumindest sollten keine drin sein. Andererseits könnte ich wetten, daß Blondies Waffe geladen war.«
»Das ist ja noch dümmer. Was, wenn Vargas bewaffnet war? Er hätte Ihren Sohn mit der Waffe bedrohen können.«
»Ich glaube, auch deshalb sollte ich da sein und sicherstellen, daß alles richtig abläuft.«
»Nun gut, kommen wir zu der Sache mit dem Zeug, das sie an Gill und Jackie verteilt haben.«
»Das war Teil der Abmachung.«
»Welcher Abmachung?«
»Die mit meinem Sohn. Ich habe ihm gesagt, nimm du dir das Geld und hilf dir damit aus der Bredouille, aber einen Gefallen mußt du mir tun. Nimm das Zeug da und gib es meinen Freunden.«
»Das ist doch jetzt wohl ein Witz, oder?«
»Sie haben die Sachen doch da oben gesehen, Alex. Er dürfte sie nicht haben. Sie gehören ihm nicht.«
»Und deshalb haben Sie Ihrem Sohn gesagt, er soll sie nehmen.«
»Ja.«
»Und sie dann Gill und Jackie geben. So wie Robin Hood.«
»Ja, so in etwa.«
»Gill hat mir gesagt, diese Objekte seien wertlos. Haben Sie das
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