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Nomaden des Weltalls

Titel: Nomaden des Weltalls Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Poul Anderson
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die Gravitationsbeschleunigung auf alle Objekte gleichmäßig wirkte, spürte Trevelyan keinen Druck, doch war zu vermuten, daß sie mit gut 50 g himmelwärts schossen.
    Joachims Stimme schreckte ihn auf. »Trevelyan Micah – bitte kommen Sie unverzüglich zur Brücke. Ich brauche Ihre Hilfe.«
    Nicki zwängte sich durch die Umstehenden. »Was kann das bedeuten?«
    »Das werde ich sehr bald wissen«, sagte Trevelyan.
    »Ich komme mit.«

    Joachim hatte Ferenczi mit dem Kommando betraut und stand vor dem Astrogations-Computer. Neben ihm war Sean, das schmale Gesicht verkniffen. Aber Trevelyans Augen gingen zu Ilaloa. Über das Pult gebeugt, saß sie im Astrogatorsessel, und er konnte sehen, wie sich ihr ganzer Körper zusammenkrampfte.
    »Was ist denn los?« fragte er.
    »Ich bin noch nicht sicher ...« Joachim sah Nicki an, die ihre Hand auf Ilaloas Kopf gelegt hatte. »Was tun Sie denn hier?«
    »Vielleicht etwas dagegen?« erwiderte Nicki.
    »Nein ... nein, gar nicht. Vielleicht können Sie das Mädchen beruhigen. Sie hat einen ziemlichen Schock erlitten.« In kurzen Worten berichtete er, was man auf Erulan in Erfahrung gebracht hatte: Fremdartige menschliche Wesen kauften heimlich Raumschiffe; und Ilaloa hatte einen Gedanken empfangen, der für kein lebendes Wesen erträglich war. »Sie und Sean kamen dahergestürmt, als ich gerade an Aufbruch dachte«, endete er. »Damit war alles klar. Lo ist ein tapferes Mädchen. Sie brach erst zusammen, als wir in Sicherheit waren.«
    Trevelyan sah die beiden Frauen an. Ilaloa weinte und schluchzte jetzt an Nickis Brust.
    »Ein wirklich fremder Gedanke?« fragte er. »Aber wenn sie unsere Gedanken nicht lesen kann, wie dann diesen?«
    »Die Wellenmuster variieren.« Seans Stimme klang barsch. »Dieses war zufällig ihrem eigenen ähnlicher als ein menschliches. Aber der Inhalt war ... anders.«
    »Was sagen Sie dazu, Micah?« fragte Joachim.
    »Nun ... angenommen, es war kein Irrtum oder so etwas ... hm.« Trevelyan rieb sich das Kinn. »Menschen im einen Fall, fremde Wesen im anderen. Könnten sie unabhängig voneinander operieren – vielleicht ohne voneinander zu wissen?«
    »Nun«, sagte Joachim zweifelnd, »das wäre schon möglich. Sehr wahrscheinlich dürfte es allerdings nicht sein.«
    »Vielleicht nicht. Aber ich habe eine Idee ...« Trevelyan sah, daß Ilaloa sich aufrichtete. Sie zitterte immer noch, aber ihre Tränen waren versiegt. Er bemerkte, daß Weinen sie nicht entstellte wie Menschen.
    »Gehen Sie sanft mit ihr um«, sagte Nicki ruhig.
    »Keine Sorge.« Trevelyan setzte sich auf das Schaltpult. Ihr Blick schien durch ihn hindurchzugehen. »Ilaloa«, fragte er, »möchten Sie darüber sprechen?«
    »Nein«, sagte sie. »Aber ich werde es tun, weil es notwendig ist.«
    »Gut. Sehr gut!« Trevelyan lächelte. Angesichts seiner warmen, freundlichen Miene fragte sich Nicki, wieviel davon geschauspielert war. »Beschreiben Sie mir jetzt einfach, wie der Gedanke in Kaukasu war. Wie empfanden Sie ihn? Was besagte er?«
    »Wenn Sie nie Gedanken empfangen haben, kann ich es Ihnen nicht erklären.«
    »Oh, doch, das habe ich. Es kommt ganz plötzlich, nicht wahr? Es gibt etwas wie einen roten Faden, dazu aber alle möglichen Arten von Abzweigungen, Obertönen, Implikationen. Das ganze bleibt niemals gleich; es verändert sich ständig. Ist es so?«
    Sie nickte. »Soweit es sich in Worte fassen läßt, ist es so.«
    »Ausgezeichnet. Und nun, Ilaloa: Würden Sie mir, so gut es geht, erklären, wie der Gedanke, den Sie da empfingen, beschaffen war?«
    Sie starrte vor sich hin, und ihre schlanken Finger umkrampften die Armlehnen, daß ihre Knöchel weiß hervortraten. »Es kam ganz plötzlich«, flüsterte sie. »Es war, als käme etwas aus dem Wasser herauf und sänke dann zurück in die Dunkelheit.«
    Ein Schauder durchlief sie. Sean wollte zu ihr, aber Joachim stieß ihn zurück. »Es ging um Gewalt und Verachtung und Größe«, sagte sie. »Eine Hand wie Eisen packte das Universum. Aber langsam, geduldig, mit Überlegung. Und da war ein Schimmer vor einem schwarzen Himmel, ein Lichtfeld, von Sternen umgeben. Wie eine Sichel war es, die etwas schneiden will. Und ein Stern war heller als alle anderen, hoch und kalt; und dann war da noch eine Lichtspirale, die so weit entfernt war, daß ich fast schreien mußte und ...« Sie schüttelte den Kopf. »Nein«, hauchte sie zitternd. »Nicht mehr.«
    »Ich verstehe.« Trevelyan verschränkte die Arme und beugte sich vor, die

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