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Nomaden des Weltalls

Titel: Nomaden des Weltalls Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Poul Anderson
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Ellenbogen auf den Knien. »Glauben Sie, Sie könnten vielleicht ein Bild dieser Sterne zeichnen?«
    »Ein ... Bild? Aber ...«
    »Ich möchte Sie unter Hypnose stellen, Ilaloa«, sagte er. »Es ist wie ein Schlaf. Es ist nötig, daß Sie sich an alles erinnern. Sie werden es nicht bemerken. Und auf diese Weise kann ich die Angst von Ihnen nehmen.«
    Es dauerte nicht lange, bis er sie hypnotisiert hatte. Sean zuckte zusammen, als sie die schrecklichen Augenblicke durchleben mußte. Aber der Friede, der folgte, glich das wieder aus. Trevelyan gab ihr einen Bleistift. Mit sicherer Hand skizzierte sie ein Sternbild und fügte noch einige Nebel und einen Abschnitt der Milchstraße hinzu. Der Koordinator nahm das Papier und löste die Trance. Sie lächelte schläfrig, stand auf und eilte in Seans Arme.
    »Ich glaube, die Sache ist in Ordnung«, sagte Trevelyan. »Die Panik ist nun wohl gewichen. Sie rührte von der Fremdheit des Phänomens her, nicht von persönlicher Bedrohung.«
    »Und zu welchem Ergebnis sind Sie gekommen?« fragte Joachim.
    »Nun«, sagte Trevelyan, »offenbar denken diese X-Wesen in verschiedenen Wellenformen. Ilaloa fing nur solche Bruchstücke auf, die den Mustern ihrer eigenen Rasse ähneln. Die Tatsache könnte uns Rückschlüsse auf den Denker erlauben – aber da bin ich mir noch nicht ganz sicher. Wichtiger ist dieses Sternbild. Es stellt einen anderen Sektor des Weltraums dar – wahrscheinlich die Heimat von X.«
    »Ja, kein Zweifel.« Joachim besah sich die Zeichnung. »Da haben wir also schon einen ganz brauchbaren Hinweis. Sehen wir uns das mal genauer an: Das hier ist natürlich eine helle Gaswolke, und die Spirale dahinten ist wahrscheinlich der Andromedanebel. Angenommen, wir befinden uns im Bereich des Großen Kreuzes: Dann könnte dieser sehr helle Stern nur Canopus sein, und hier ist dieselbe Einbuchtung in der Milchstraße, die man von hier aus sehen kann.« Er deutete auf einen Sichtschirm über ihnen.
    »Kurz«, sagte Trevelyan mit einem Unterton des Triumphs, »wir haben eine ziemlich klare Vorstellung davon, wo der Feind sich befindet.«
    »Ja. Und ich glaube, wir können noch mehr damit anfangen. He, Manuel!«
    Der junge Astrogator sah auf. Joachim faltete das Blatt zu einem Papierflugzeug zusammen und ließ es zu ihm hinüberfliegen. »Stellen Sie so genau wie möglich fest, um welchen Bereich des Weltraums es sich hier handelt«, befahl der Kapitän. »Nehmen Sie alle unsere Sternkarten und Computer zu Hilfe, wenn es sein muß. Aber orten Sie mir die Sache zentimetergenau.«

12 – Der Sturm

    Es gab keine Zeit mehr.
    Im Inneren des Schiffes leuchtete stets kühles Licht in den Hallen und öffentlichen Räumen. Dunkelheit gab es nur, wenn in den Wohnräumen die Beleuchtung abgedreht wurde.
    Draußen hingen die Sterne in endloser, ewiger Nacht.
    Es gab keine Zeit mehr. Uhrenzeiger drehten sich müde im Kreise, sinnlos Stunden und Tage verkündend. Für die Menschen indes gab es nur noch Wachen und Schlaf, Essen, Arbeit, Müßiggang, Warten. Die Alten träumten von der Vergangenheit, die Jungen von der Zukunft. Aber die Gegenwart war jetzt ewig.
    Ein paar Vorfälle hatten sich in Trevelyans Gedächtnis geprägt. Einige seiner Unterhaltungen mit den Nomaden, vor allem mit Joachim, die von ihren Kreuzfahrten durch die Galaxis erzählten. Da waren die Spaziergänge, die er mit Nicki durch die labyrinthischen Korridore des Schiffs gemacht hatte.
    Er dachte daran, daß ein dunkler, junger Mann mit unglücklichen Augen namens Abbey Roberto ihn vor Ilaloa gewarnt hatte, die eine Hexe sei. Sean hatte ihm dann gesagt, daß Roberto zufällig etwas von ihren möglicherweise telepathischen Eigenschaften mitbekommen hatte. Es hatte Gemurmel und scheele Blicke gegeben, wenn Ilaloa vorbeikam. Jetzt, da sie ins Unbekannte vorstießen, konnte die steigende Spannung auch emotional stabileren Leuten als den Nomaden zusetzen.
    Zumindest hatte die Peregrinus jetzt ein ziemlich klar umrissenes Ziel. Der Sektor des Weltraums, von wo aus der Himmel so wie in Ilaloas Vision aussehen mußte, war mit einer möglichen Ungenauigkeit von ein paar Dutzend Lichtjahren identifiziert. Von Erulan aus betrug die Flugdauer bei voller Geschwindigkeit etwa sechs Wochen.
    Ein Monat verging. Es hätte ebenso gut eine Woche oder ein Jahrhundert sein können. Nach dem, was die Uhren anzeigten, war es ein Monat.
    Sie waren zu viert im Park. Nicki saß neben Trevelyan, die Beine übereinandergeschlagen, und hatte seinen

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