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Nomaden des Weltalls

Titel: Nomaden des Weltalls Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Poul Anderson
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Arm untergefaßt. Ihnen gegenüber saßen Sean und Ilaloa.
    Von den Frachträumen abgesehen, war der Park der ausgedehnteste Teil des Schiffes, und nach den Hyper-Maschinen auch der eindrucksvollste. Er nahm auf dem äußersten Deck ein volles Viertel des Schiffsumfangs ein, und seine Länge betrug einhundertundzwanzig Meter. Aber das war notwendig.
    In den Tagen der großen Städte waren die Menschen in ihren selbsterbauten Gebirgen aus Stein und Glas eingeschlossen, und es war nicht verwunderlich, daß viele von ihnen allmählich den Verstand verloren. Die gleiche Gefahr bestand natürlich für Menschen, die im interstellaren Raum in eine enge, metallene Hülle eingezwängt waren. Ohne die ausgleichende Wirkung von kühlem Gras, feuchter Erde, raschelnden Blättern und fließendem Wasser wäre das Gefühl der Beengung nicht zu ertragen gewesen.
    Bei Versammlungen sprach der Kapitän hier zu den Leuten, die dann vor ihm auf der großen grünen Wiese standen. Jetzt gab es hier nur ein paar ballspielende Kinder. Im übrigen war der Park eine hübsche Anlage aus Bäumen, Hecken, Blumenbeeten, Springbrunnen, gewundenen Wegen und lauschigen Lauben.
    Trevelyan und die anderen saßen in einer der Lauben, gegen die Zwergbäume gelehnt, aus denen ihre Wände bestanden. Über ihnen breitete eine Eiche ihre Äste aus; Rosenbüsche und Weiden bildeten eine kleine Grotte.
    Ein Sichtschirm gestattete einen Blick nach draußen. Er war senkrecht angeordnet wie ein Fenster. Eingerahmt in grüne Blätter waren hier die Sterne als funkelnde Punkte zu sehen, die auf die Grenzen des Universums zustürzten. Ilaloa warf keinen Blick auf den Schirm.
    Sie sprachen über Zivilisation. Nicki versuchte wie immer, Trevelyan auszuforschen, und er antwortete bereitwillig. Er wollte erreichen, daß die Nomaden die Situation verstünden.
    »In gewisser Weise«, erklärte er, »sind wir in derselben Lage wie der Mensch auf der Erde zwischen dem, sagen wir, sechzehnten und dem frühen neunzehnten Jahrhundert. Das war eine Zeit, wo jeder Teil der Welt zugänglich war. Aber die Reisen waren lang und schwierig, und die Nachrichtenverbindungen schlecht. Die Übermittlung von Informationen – Ideen, Entdeckungen, Entwicklungen in der Heimat und in den Kolonien – erfolgte langsam. Koordination war völlig unmöglich – oh, natürlich beeinflußten sie einander, aber nur teilweise. Man bemerkte eigentlich kaum, wie sehr sich die Kolonien dem Mutterlande entfremdeten. Nordamerika war nicht England; das ganze Ethos veränderte sich. Hätte es damals schon das Radio gegeben, die Geschichte der Erde wäre völlig anders verlaufen.
    Nun, was haben wir heute? Ein Dutzend oder noch mehr hochzivilisierte Rassen, die über diesen Teil der Galaxis verstreut sind. Die Kommunikation ist beschränkt auf Raumschiffe, die unter Umständen Wochen brauchen, um von einer Sonne zur nächsten zu kommen. Nicht einmal die starken wirtschaftlichen Beziehungen gibt es, die immerhin Europa und seine Kolonien verbanden. Die Entwicklung geht in völlig verschiedene Richtungen, was eines Tages zum Konflikt führen muß. Dazu ist es schon mehrere Male gekommen – und es bedeutet Vernichtung.«
    »Hm – ja.« Sean fuhr sich mit der Hand durch sein struppiges Haar. Den anderen Arm hatte er um Ilaloa gelegt, und er spürte ihre innere Spannung – als ob sie auf etwas wartete.
    »Lo hat recht«, sagte Nicki. »Sie denken einfach zuviel, Micah, und in Ihrem Kopf sind Sie sehr einsam.« Sie deutete auf den Sichtschirm. »Sehen Sie da hinaus, Micah. Das ist unser Universum. Wir gehören hierher. Vergessen Sie doch einmal Ihre verdammte Wissenschaft. Dort liegt die Galaxis und wartet darauf, daß wir sie nehmen!«
    »Eine große Galaxis«, murmelte er.
    »Glauben Sie denn, die Nomaden wissen nicht, wie groß sie ist?« rief sie. »Haben wir denn nicht unser ganzes Leben dort draußen verbracht und Welten auf Welten gesehen und hinter jeder Sonne noch eine neue? Die Sterne wissen nicht, daß es uns gibt, und wenn wir einmal tot sind, werden sie genauso da sein wie immer – als hätten wir nie existiert. Und trotzdem – wir existieren, Micah! Wir sind ein Atom im Universum, aber das sind wir immerhin!«
    Ein wenig errötend hielt sie inne. »Ich rede heute wirklich zuviel«, sagte sie. »Daran ist Lo schuld. Die Art, wie sie spricht, ist einfach ansteckend.«
    Er lächelte wortlos.
    »Aber ich würde so etwas nicht sagen«, flüsterte Ilaloa. »Was mich betrifft, so sehe ich es anders.

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