Nomaden des Weltalls
als Routinefall behandeln konnte, und stimmten darüber ab. Alle Nomaden schienen politisch sehr interessiert zu sein. Der Kapitän hatte weitreichende Befugnisse, und, wenn er ihn richtig benützte, einen noch weiter reichenden Einfluß. Die Tatsache, daß Joachim in eigener Verantwortung derartige Erkundungsfahrten mit der Peregrinus durchführen konnte, sprach für sich selbst. Wenn ...
Plötzlich spürte Trevelyan, wie sein Puls sich beschleunigte, und blickte auf. Nicki war eben hereingekommen.
Sie hatte ein Buch unter dem Arm, das sie wieder an seinen Platz stellte. »Wo sind Sie denn die letzten Tage gewesen?«
»Überall und nirgends«, sagte er vage. »Gibt's etwas Neues?«
Sie schüttelte den Kopf, und das Licht spielte auf ihrem schimmernden Haar. »Ich webe jetzt«, sagte sie. »Ferenczi Mai-Ling – Karls Frau – möchte einen neuen Teppich, und sie kann auch bezahlen.« Sie runzelte die Stirn. »Nie gibt es was wirklich Neues.«
»Und ich dachte, Ihr ganzes Nomadenleben beruhe darauf, daß immer wieder etwas Neues passiert«, sagte er.
»Oh, wir hüpfen von einem Planeten zum nächsten, der noch verrückter ist. Aber was hat das für einen Sinn?«
»Das Leben«, korrigierte er sie lächelnd, »hat keinen äußeren Zweck oder Sinn; es ist nur eine der vielen Erscheinungsformen des Universums. Das gilt auch für jede Gesellschaftsform. Sie ärgern sich nur, daß Sie für sich selbst keinen Lebenssinn finden können.«
Ihre rauchblauen Augen trafen die seinen. »Fangen Sie schon wieder damit an!« rief sie. »Können Sie denn gar nichts sehen oder tun, ohne es als ein ... einen spezifischen Fall eines allgemeinen Gesetzes betrachten zu müssen?«
Was das anbetrifft, dachte Trevelyan, nein.
»Ich habe meinen Spaß«, sagte er gutgelaunt. »Ein Glas Bier mag ich ebenso gern wie jeder andere. Apropos, wie wär's, wenn wir zusammen ...«
»Sie weichen der Antwort aus«, unterbrach sie ihn. »Es ist immer dasselbe. Frauen können nicht denken! Sollen sie in der Küche bei den Kindern bleiben. Das hängt mir allmählich zum Halse heraus!«
»Ich bin Solarier«, erinnerte er sie. »Wir sind die letzten, die sich solche Vorstellungen von männlicher Überlegenheit machen würden.«
»Sol ...« Fast andächtig sprach sie das Wort aus, um gleich darauf wieder abschätzig fortzufahren: »Was hat Sol denn zu bieten? Und was leistet ihr denn dort schon, außer, daß ihr versucht, das Universum mit Hilfe ... mit Hilfe von ein paar Gleichungen zu dirigieren? Aufgrund einer Theorie!«
»Jede Kultur gründet auf einer Theorie«, sagte er. »Die unsere ist halt nur genau formuliert.«
»Es gibt Momente, wo ich Sie hasse«, sagte sie und ballte die Fäuste.
»Ich versuche ja gar nicht, Sie zu belehren«, knurrte er. »Wenn ich Ihnen ein hübsches Gute-Nacht-Märchen erzählen wollte, würden Sie's gar nicht merken. Aber man sollte nicht einfach zurückweisen, was man nicht versteht!«
Sie wich seinem Blick nicht aus. Schließlich, zu seiner Überraschung, lächelte sie. »Also gut, ich gebe mich geschlagen«, sagte sie lachend. »Wollen wir noch dieses Bier miteinander trinken?«
Und ich hatte geglaubt, ein guter Psychologe zu sein, dachte Trevelyan.
Eine Sirene heulte. Nicki zuckte sichtlich zusammen.
»Was ist das?« fragte er.
»Signal«, antwortete sie knapp. »Alarm für die Gefechtsstände. Alles bereit für Hyperdrive.«
»So nahe an diesem Planeten?«
»Vielleicht ist es dringend.« Sie lief hinüber zum »Auge« der Bibliothek.
Überall auf dem Schiff gab es solche Televisor-Schirme. Man konnte sie auf jede der zahlreichen Kameras schalten, die alles, was an Bord von Interesse sein konnte, verfolgten. Hastig betätigte Nicki den Programmwähler. Trevelyan sah ihr über die Schulter.
Geraume Zeit verging, bis das richtige Bild gefunden war. Trevelyan erkannte das Tor eines der Hangars. Joachim kam eben heraus. Sein Gesicht war grimmig. Seine Worte dröhnten aus den Schiffslautsprechern. »Achtung, alle Peregrines! Hier spricht der Kapitän. Wir starten sofort mit Gravitationsantrieb. Verstanden, Maschinenraum? Sofort volle Kraft; Kurs nördlich der Eklipse. Bereithalten zum Übergang auf Hyper, wenn notwendig.« Seine Stimme verlor ein wenig an Schärfe. »Nein, ich glaube nicht, daß wir verfolgt werden oder daß man auf Erulan etwas gegen uns hat. Aber man kann nie wissen. Wir haben einige Informationen erhalten, die sehr wichtig sein können.«
Ein leises Zittern ging durch das Deck. Da
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