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Nonnenfürzle: Kriminalroman (German Edition)

Nonnenfürzle: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Nonnenfürzle: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Boenke
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rumscharwenzelten?«
    »Um mich?
Und außerdem leben die in festen, harmonischen Beziehungen.«
    Erstaunt
ließ ich meine Augenbrauen Aufzug fahren, hielt sie kurz im obersten Stock, um sie
dann wieder langsam in die Ausgangsposition zu manövrieren; mimte den Entsetzten,
zog die Schultern Richtung Ohren, deutete beidhändig auf meine Brust. Eine Oktave
höher wiederholte ich:
    »Um mich,
ausgerechnet um mich? Mein Gott, wir haben ein Verhältnis Männer zu Frauen im Kollegium
von gefühlten 1.000.000 zu 1.«
    »Gott sei
Dank! Um wen sollen die sonst rumtigern, so wie du dich angezogen hast, bestimmt
nicht um Saitling, der als Osttiroler verkleidet war. Und an Fasnet interessiert
hier niemanden eine feste, harmonische Beziehung … so ein Geschwätz! Und das bei
deinem Aufzug, das war ja voll daneben … als Religionslehrer. Ich wollte von Anfang
an nicht, dass du als Leder-Schwuler gehst. Man kann es ja auch provozieren, angemacht
zu werden! Außerdem bist du in deinem Kollegium noch unter den Jüngsten und hast
selbst in diesen ekelhaften Lederklamotten noch einigermaßen gut ausgesehen. Dann
bist du unverheiratet … immer noch, was deine Chancen ebenfalls erhöht. Unverheiratet,
obwohl du bald Vater wirst, und hast auch noch genug Kohle, was dich als Unverheirateten
auch nicht gerade unattraktiver macht.«
    Bei dem
trinomischen Gebrauch des Wortes ›unverheiratet‹ durch die Wortgewaltige bemerkte
ich einen leicht vorwurfsvollen Unterton. Eine atmosphärische Verstimmung. Fast
schon einen Hauch von Verärgerung. Ich wollte zu dem Thema nichts sagen, nickte
einfach mit dem Kopf und blickte der geschwätzigen Geschwängerten ganz kurz auf
den Bauch. Man sah immer noch nichts.
    »Wir können
auch das Thema wechseln, Cäci, nicht dass da … ich meine halt, Aufregung vermeiden
und so … Sturzgeburt. Da gab es schon ganz andere, nichtigere Anlässe für Früh-,
Fehl- und Sturzgeburten als retrospektive Eifersucht.«
    Mit ernstem
Nicken unterstrich ich meine bedeutungsschwangere Aussage.
    Cäci verdrehte
die herrlich braunen Augen, sodass für kurze Zeit nur das jungfräuliche Weiß zu
sehen war, und tippte kurz gegen ihre Stirn. Eine Bewegung, die mir gegenüber zu
ihren stereotypen Handlungen gehörte. Es kränkte mich schon lange nicht mehr. Und
aus Rücksicht auf meinen ahnungslosen Sohn wollte ich nicht kontern. Er sollte nicht
schon in diesem frühen Stadium seines Lebens mit den unumgänglichen Diskrepanzen
zwischen Mann und Frau konfrontiert werden. Nicht, dass er das in den falschen Hals
bekam. Pränatale unverarbeitete, zu Psychosen führende Rollenkonflikte, die mein
Sohn ja noch nicht einordnen konnte. Galant wechselte Cäci das Thema, eine gewisse
Sensibilität für die Situation meines Sohnes war auch ihr nicht abzusprechen:
    »Aber zum
Friseur müsstest du mal wieder, du siehst ja langsam aus wie eine Mischung zwischen
Winnetou und Ozzy Osbourne!«
    »Häää? Sag
mal, spinnst du? Für meine Kolleginnen bin ich wohl attraktiv genug? Außerdem hinkt
der Vergleich mit Ozzy, ich bin eindeutig der Jüngere.«
    »Ich meine
ja die Länge und die Farbe. Außerdem habe ich ja auch noch Winnetou gesagt. Du wächst
ja ganz zu! Beschwert sich dein Chef nicht, wenn du so durch die Schule gehst?«
    »Mein Chef
findet mein Outfit sehr cool, er ist begeistert von meinem Anzug, vor allem meine
Frisur findet er ganz toll, einfach jugendgerecht und modern, der ist etwas toleranter
als du.«
    »Du bist
doch nur zu geizig, dir einen neuen Anzug zu kaufen. Wenigstens bist du ein Anzugtyp,
aber wenn dein Chef wüsste, dass du das Gleiche an Fasnet trägst …«
    »Lass den
Geiz aus dem Spiel, das ist es nicht, ich liebe diese zeitlose Eleganz des Schnittes
und der schwarzen Farbe.«
    »Altbacken
nennt man das und nicht zeitlose Eleganz!«
    Die Frau
von immer noch edler Statur verdrehte lediglich ihre Augen und tippte sich mit ihrem
hübschen Zeigefinger dreimal gegen die rechte Schläfe. Die stereotype Bewegung!
Sie stand auf und fing an, die Teller abzuräumen. Kritisch begutachtete sie die
angetrockneten Nahrungsrelikte auf dem goldumrandeten Teller.
    »Du könntest
auch mal sagen, es hat geschmeckt!«
    »War echt
lecker … super, genau, wie ichs mag«, murmelte ich, »… aber das nächste Mal würde
ich gern wieder kochen, du weißt ja, mein Hobby.«
    Ich setzte
ein neutrales Lächeln auf. Cäci schien es misszuverstehen.
    »Was war
jetzt wieder auszusetzen, hat dem verwöhnten Herrn Meisterkoch wieder ein

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