Nonnenfürzle: Kriminalroman (German Edition)
Prischen
Salz gefehlt, war zu viel Pfeffer am Sößchen dran, waren die Klöpschen nicht ebenmäßig
genug oder war zu wenig Kaperngeschmack am Arrangement oder sind gar zu viele Bröckelchen
vom Klops abgekocht und haben das werte Gourmet-Auge geschändet oder waren vielleicht
die Nudeln nicht al dente genug? Waren die Töpfe versaut vom Übergekochten, der
Herd zu dreckig, weil man ihn benutzt hat?«
Sie hatte
es auf den Nenner gebracht, der scharfsinnigen Analyse war meinerseits nichts hinzuzufügen.
Ihre schönen Fäuste waren in die schmale Hüfte zementiert, kakaobraun funkelte sie
mich an, die Lippen leicht geöffnet, die mutige Zungenspitze harrte gespannt an
der Oberlippe.
»Du siehst
toll aus, wenn du wütend bist.«
»Das hat
schon Herr Neandertaler zu Frau Neandertaler gesagt, lass dir was Besseres einfallen!
Und nimm diese fürchterliche Krawatte vom Boden weg!«
Energisch
stampfte sie, das stolperfallige Halsbändel umschiffend, mit einem Topf in der Hand
in die Küche, was vom bewegungsästhetischen Standpunkt aus betrachtet kein Nachteil
war. Noch kein Nachteil!
Ich wusste
nicht, warum die postkulinarische Stimmung so schnell gekippt war, und unternahm
einen eleganten Rettungsversuch:
»Cäci, nicht
jede Frau muss gut kochen können, es reicht, wenn sie gut aussieht, sparsam einkaufen
kann und den Unterschied zwischen einem Latte Macchiatto und einem Cappuccino con
panna kennt. Außerdem, soo schlimm sind deine Kochkünste ja auch nicht. Vor zwei
Jahren hast du mal Spiegelei mit Tiefkühlspinat gemacht, das war echt klasse, ich
erinnere mich jetzt noch gern daran. Und vor sechs Jahren hattest du mal ein Frühstücksei
gekocht, das nicht hart war. Auch die Salzkartoffeln in dem Jahr, als wir uns kennenlernten,
delikat.«
Sie drehte
sich um, setzte den Topf wieder auf den Tisch, sich auf meinen Schoß und küsste
mich. Der Geschmack der Klopse auf ihrer Zunge war gar nicht so unangenehm. Sie
unterbrach ihre rührende Zungentätigkeit und flüsterte mir lachend ins Ohr:
»Du Spinner!
Sag mal, wolltest du nicht irgendwann mit deinen Schülern zu den Franziskanerinnen
nach Sießen?«
»Doch, kommenden
Montag.«
»Das ist
ja schon in drei Tagen. Kann ich mit?«
»Warum nicht?
Du hast Semesterferien.«
Ich staunte
über den Arbeitseifer meiner angehenden Psychologin.
»Vielleicht
kann ich ja herausbekommen, wer die Schwester war, die den Kopf gefunden hat. Das
wäre für mich ganz interessant, wie eine Ordensschwester mit diesem Fund umgeht.
Das könnte ich sogar in meine Diplomarbeit einbringen.«
Sie sprang
von meinem Schoß auf und funkelte mich mit ihren Kaffee-mit Milch-Augen begeistert
an:
»Ja, da
geh ich mit, eventuell bekommen wir sogar noch mehr heraus.«
»Nicht wir,
du. Da bin ich nur aus religionspädagogischen Gründen. Ich möchte mit der Mordsache
nichts zu tun haben. Stell dir vor, ich begegne am Montag dem Kommissar Härmle oder
schlimmer noch dem blonden Gift im Kloster. Die bekommen einen Schock, wenn sie
mich sehen. Außerdem übernimm dich nicht, wir bekommen einen Sohn und der Fußmarsch
ins Kloster … Es soll richtig viel Schnee kommen.«
»Keine Sorge,
ich nehme das Auto, wir treffen uns einfach im Kloster.«
Dann drückte
sie sich ganz eng an mich und gurrte:
»Toll, du
hast wirgesagt. Danke, dass auch ich ein Kind bekomme! Und Kommissar Härmle
und die Blonde haben dich beim letzten Mal ganz gut verkraftet. Bei der Blonden,
der Krieger, da bin ich mir auch nicht sicher, ob sie ein Auge auf dich geworfen
hat … und ohne unsere Hilfe damals … wer weiß, was passiert wäre. Dann hätte es
eine Tote mehr gegeben und meine Knochen würden im Ried modern.«
Cäci drückte
sich fest an mich. Ich drückte zurück, nicht zu heftig, um meinen Sohn nicht zu
stören oder in andere Bedrängnis zu bringen.
Ich dachte
zurück an diesen heißen Sommer, roch Verwesung. Ich nickte Cäci zu und schluckte
trocken. Die Kapern!
6
Kellerarbeit
O Sündenmensch,
bedenk den Tod
O Sündenmensch,
bedenk den Tod,
Der letzten
Stunde Angst und Not.
Mach dich
mit wahrer Buß bereit,
Zu leben
in der Ewigkeit.
Erschallt
in deinen Ohren nicht:
Ihr Toten,
kommet vor Gericht?
Ist doch
der jüngste Tag nicht weit,
Dem folgen
wird die Ewigkeit.
Wenn du
begehrest Gottes Huld,
So meid
der Sünden schwere Schuld,
Die wider
deine Seele streit,
So bist
du frei in Ewigkeit.
Georg Philipp
Harsdörfer (1607 – 1658)
Mit ganzer Kraft schiebst du den
leblosen, bereits
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