Nonnenfürzle: Kriminalroman (German Edition)
Tod schützen
kann.
Oder doch
nicht? Unsterblichkeit, lächerlich.
Alles ist
bestens vorbereitet. Noch akribischer als beim letzten Mal willst du die anspruchsvolle
Arbeit verrichten. Vielleicht war der Misserfolg darin begründet, dass der Erste
viel zu lange eingefroren war. Er hatte schon Gefrierbrand. Am besten ist natürlich
immer ein ganz frischer Körper, das kann man jedoch nicht immer so beeinflussen.
Aber wahrscheinlich war die unausgewogene Mischung der Rezeptur mitverantwortlich,
dass es schiefging. Es wurde das Gegenteil erreicht, das Fleisch hatte sich aufgelöst,
es war schwammig geworden. Vor allem ging die schöne Muskelstruktur verloren. Das
sind jedoch alles Erfahrungswerte, dieses Mal wird es klappen, du bist dir ganz
sicher. Ein Triumph wird es werden!
Für die
jetzige Arbeit und die Probe am Schweinskopf hast du den Anteil des Glyzerins erhöht,
wohingegen Formalin reduziert wurde, auch die Anreicherung mit Zinksulfat und Chloriden
wurde variiert. Das Mischungsverhältnis der Alkohollösung mit Salicylsäure blieb
jedoch gleich.
Bei der
Generalprobe, dem Saukopf, hat es bestens geklappt. Das Gewebe hat seine Form behalten
und vor allem war er in kürzester Zeit ausgehärtet. Das war das Geniale an der eigenen
Methode, der chemische Prozess des Aushärtens. Es entstand zwar kurz Wärme, trotzdem
wurde das Gewebe nicht beschädigt. Man müsste sich das Verfahren patentieren lassen.
Geschickt rührst du in der großen Kunststoffwanne eine ausreichende Menge Zweikomponentenhärter
auf Epoxidbasis an. Ganz am Schluss die Verdünnung. Sie würde dir etwas Zeitspielraum
verschaffen.
Die Dämpfe
vernebeln kurzzeitig auf angenehme Art dein Gehirn.
Jetzt muss
alles schnell gehen. Trotzdem darfst du nicht pfuschen!
Du hättest
dich das letzte Mal nur nicht so hetzen lassen müssen. Das ist dein Hauptproblem,
wenn du dir etwas in den Kopf gesetzt hast, dann muss es sofort umgesetzt werden.
Etwas Ruhe wäre besser gewesen, auch gestern, dann wären die dilettantisch präparierten
Teile des Ersten für immer verschwunden. Am besten, du hättest den in gut tragbare
Portionen aufgeteilten Ersten einfach wieder in die Gefriertruhe zurückgelegt. Da
lag er doch schon ewig … und dein Keller – von dem weiß sowieso niemand. Nicht einmal
die! Ruckartig bewegst du deinen Kopf nach oben. Noch besser wäre es gewesen, es
wäre schon beim ersten Mal gelungen, ihn trefflich zu präparieren.
Doch der
zerteilte Körper musste endlich aus der Gefriertruhe. Er störte schon ein bisschen,
direkt neben dem Wild, vor allem, weil nun der Rehrücken mit Preiselbeeren nicht
mehr schmecken wollte. Obwohl das portionierte Rohmaterial bestens verpackt war.
Es hatte sogar den Umzug in der Gefriertruhe überstanden. Wie hatten die Herren
von der Umzugsfirma gescherzt, als sie zu dritt die mächtige Truhe in den Möbelwagen
hievten: Da haben Sie wohl noch eine Leiche drin.
Vielleicht
war es ganz gut so, mit dem Ersten diese Erfahrungen gemacht zu haben, denn das
Wiederzusammensetzen des Körpers wäre zu aufwendig gewesen. Da war es doch ein Wink
des Schicksals, den zweiten Leib nahtlos nach dem ersten auf dem Präsentierteller
… auf der Motorhaube serviert bekommen zu haben. Und genau betrachtet kann man es
wirklich als Unfall bezeichnen. Bewegt hatte er sich sowieso nicht mehr.
Du schüttelst
energisch den Kopf und beginnst mit der zeitaufwendigen Arbeit.
Du setzt
mit einem Skalpell den nötigen Venenschnitt an dem Leichnam, um das restliche Blut
aus dem Körper zu entfernen. Ein Rinnsal rotwässeriger Flüssigkeit sickert heraus.
Das ist der Auslauf. Mit einer Kanüle wird nun die Oberschenkelarterie angestochen.
Das ist der Zulauf. Mit einer rotbalgigen Gummihandpumpe saugt die zitternde Hand
erste Körpersäfte aus dem Venenschnitt an, dann das Öffnen des Ventils des Behälters
mit der eigens entwickelten Mixtur der wertvollen Balsamierungsflüssigkeit, der
von der Decke herab über dem gelblichen Leichnam hängt. Jetzt würde die Schwerkraft
den konservierenden Saft über die geöffnete Ader einleiten und das Blut aus allen
Gefäßröhren verdrängen. Wenn am unteren Venenschnitt kein Blut mehr austritt, sondern
die Konservierungsflüssigkeit, gemischt mit dem Härter, ist die richtige Zeit erreicht,
die Einschnitte zu verschließen.
Als du dir
sicher bist, dass genug der konservierenden Lösung den Körper des Toten durchströmt
hat, verschließt du mit wenigen Nadelstichen Zu- und Ablauf. Sicherheitshalber
Weitere Kostenlose Bücher