Nonnenfürzle: Kriminalroman (German Edition)
mich warf. Zunächst ging ich einfach davon aus, dass der Walder Bräu-Gott
mir eine kurzfristige Finsternis schickte, um mich zu mahnen. Eine Plage in Form
einer sehr lokalen Finsternis. Die ersten Worte klärten alles:
»Herr Benle,
warom trenket Se des Bier? Schmeckt des? So, etzt sehn mr ons schon s zwoite Mol
seit geschtern. Traget Se eigentlich emmer dr gleiche Anzug?«
Monika Magen,
die Metzgereifachverkäuferin meines Vertrauens, wuchtete sich in einem fliederfarbenen
Kostüm mit zweieurostückgroßen, grünen Punkten auf den Barhocker rechts neben mich.
Ihr Rock rutschte dabei in unanständige Höhe und gab den Blick auf ihre rosafarbenen
Vorderschinken frei. Auf dem Kopf trug sie etwas, das an eine Schwarzwälder Kirschtorte
im Einkaufsnetz erinnerte. Das wuchtige Komplettpaket neben mir duftete süß nach
Veilchen oder Flieder oder Schneeglöckchen oder Tulpe.
»Guten Abend,
Fräulein Magen, was machen denn Sie hier? Tolles Kostüm. Geht’s noch auf
die Fasnet?«
» Frau Magen für Siiie, ond was soll denn des hoißa, des isch koi Fasnetshääs, des ischt
mei beschts Kostümle. Ond d‹ Klääbr ischt jo it bloß für verwahrloste Lehrer mit
ma Samschtigsobendblues!«
Ich musste
vorsichtig sein, sie war offensichtlich in Kampfstimmung oder auf Männerfang, was
auf das Gleiche herauskam.
»Danke für
das freundliche Kompliment, Frau Magen, nehmen Sie gern Platz.«
Ich deutete
auf den ehemals leeren Barhocker mit der Wuchtigen neben mir.
»I hock
schon. Sie müsset dringendscht zom Frisör. Da muss an Schnitt nei! Mir hend heit
a Veranschtaltong, wissen Sie, tas ist heute auch nicht mehr so oinfach, wir müssen
uns auch weiterpilten. Wir sint anschließent im Nepenraum!«
Um die große
Bedeutung der Worte zu unterstreichen, war sie im geschäftlichen Teil der Aussage
in ihr herrliches Metzgereifachverkäuferinnenfräuleinhonoratiorenschwäbisch, das
sie für exzellentes Schriftdeutsch hielt, verfallen.
Ich erinnerte
mich, sie hatte gestern bei meinem kulinarischen Abstecher eine Fortpiltung erwähnt. Eine Weiterbildungsveranstaltung in den Mauern der ehrwürdigen Kleber Post
und das am Samstag – können Männer auch Metzgereifachverkäuferinnen werden?
»Das ist
schön, Fräulein Magen, haben Sie dann im Nebenraum eine farbige Schautafel mit einer
Sau, eine sogenannte Sauschautafel, mit deren besten Stücken aufgehängt, und essen
Sie dann gemeinsam den Saukopf aus Ihrer Schautheke und führen ein Fleischbeschau-Protokoll?«
»Se könnat
manchmol an richtiger Depp sei, tas hoite Apent ist eine informatische Veranschtaltung!
Der zwoite Teil ist tann am Montak im Kloschter. Ond außerdem ist der Saukopf verkauft.«
»Wer kauft
denn einen Saukopf?«
»Des geht
Sie gar nix an, außertem ischt des a Schpezialität, wenn man’s mag! Die Bäckle!
Vielleicht braucht man en ja au für d Fasnet.«
Schnippisch
und sehr hochdeutsch zupfte sie am tiefgezogenen Fliederausschnitt ihrer Jacke,
um ihn noch tiefer zu positionieren. Vermutlich kamen auch ein paar attraktive Jungmetzger
zur fleischlichen Veranstaltung.
»Hend Ses
schon ghört, des Ällerneiaschte von der Leich, vom Kopf? Dr. Härmle war direkt noch
Ihna en dr Metzg ond hat an Floischkiachleswecka geholt, der hot mr älls, gar älls
verzählt … s Neiaschte!«
Was ich
dann von Monika Magen, der Drallen, erfuhr, war recht interessant. Brühwurstwarm
offenbarte mir ihr redseliger Mund die wichtigsten ermittlungstechnischen Neuigkeiten.
Die Leiche
war noch nicht identifiziert. Es war ein Mann zwischen 30 und 40 Jahren. Eventuell
ein Handwerker. Und was das Interessanteste war, er wurde wohl fachgerecht zerlegt,
und der Täter hatte wohl erfolglos versucht, die Leiche zu konservieren. Unterschiedlichste
chemische Substanzen waren an Kopf und Hand gefunden worden. Chemikalien, die nahelegten,
dass sich der Täter mit dem Präparieren von Mensch oder Tier auskannte.
Es sah wohl
so aus, als hätte ein ambitionierter, technisch versierter Pfuscher versucht, aus
einem entseelten menschlichen Körper so etwas wie ein Plastinat herzustellen.
»Da haben
die in Tübingen aber schnell gearbeitet.«
»Oberschte
Tringlichkeit, hot dr Härmle gesagt!«
8
Klosterfreuden
Sonnengesang
oder Lob der Schöpfung des Heiligen Franziskus
Gelobt seist
du, mein Herr, mit allen deinen
Geschöpfen,
zumal dem
Herrn Bruder Sonne;
er ist der
Tag, und du spendest uns das Licht durch ihn.
Und schön
ist er und strahlend in großem Glanz,
dein Sinnbild,
o
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