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Nonstop in die Raketenfalle

Nonstop in die Raketenfalle

Titel: Nonstop in die Raketenfalle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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ausnahmslos
renovierungsbedürftig.
    Keine Gegend für einen
Kunsthändler, dachte Tim. Es sei denn, er hat seine Stammkunden, die er
benachrichtigt, wenn neue Sore eintrifft. Aber erwischt hat man ihn offenbar
noch nicht bei krummer Tour. Und so lange gilt er als unbescholten.
    Vor dem Geschäft stiegen TKKG
von den Bikes. Die Straße war menschenleer. In den Kandelaberlaternen brannte
schon Licht. Die Kunsthandlung besaß zwei Schaufenster, rechts und links vom
Eingang. Die Auslagen türmten sich: Kleinkram, Gemälde, Puppen, alter Schmuck,
Zigarettenetuis — dafür schien Hermann Keul, dessen Name groß über dem Eingang
stand, Spezialist zu sein.
    Karl steuerte sofort auf das
rechte Schaufenster zu. »Gott sei Dank! Der Dolch ist noch da.«
    Alle betrachteten ihn. Er sah
prächtig aus, hatte eine geschwungene Klinge, und die Scheide war aus
gehämmertem Silber und bezogen mit Samt.
    »Ich glaube, ein Chilànum«,
erklärte Karl. »Aus Nepal. Vermutlich 18. Jahrhundert. Auf’nem Foto, denke ich,
macht der sich super.«
    »Faszinierende Waffe«, meinte
Tim. »Zu schade, um damit zu meucheln. Das Ding ist Prunk.«
    »Aber nicht zu vergleichen«,
lachte Gaby, »mit deinem 18-teiligen Taschenmesser. Das hat doch wenigstens
eine Nagelschere und einen Schraubenzieher, ist eben ein Produkt der Moderne.«
    »Ich liebe alten Plunder«,
sagte Klößchen, »weil da noch Handwerkskunst drinsteckt.«
    Tim spähte ins Geschäft, einen
schmalen Raum, der sich tief ins Haus erstreckte. Der Hintergrund war überfüllt
mit Gemälden, und Tim erkannte glasklar: amerikanische Impressionisten. Seine
Kundigkeit rührte her von einer Ausstellung mit ebendiesem Thema, einer
Ausstellung in der hiesigen Kunsthalle. Zusammen mit Gaby war er dort vor zwei
Wochen gewesen.
    »Sieh mal, Häuptling!« Seine
Freundin deutete auf die Gemälde. »Amerikanische Impressionisten.«
    »Du sagst es. Aber das hier
sind sicherlich Kopien. Sonst wäre ja bei Hermann Keul ein Vermögen versammelt.
Also, Amigos, auf geht’s!«
    Tim voran, betraten TKKG das
Geschäft. Beim Öffnen der Tür ertönte ein altmodisches Glöckchen und auch der
lang gestreckte Raum roch nach vorvorigem Jahrhundert, nämlich muffig.
    Im Hintergrund öffnete sich
eine Tür und ein Mann trat hervor; nein, dachte Tim, eine Type. Er war
mittelgroß, feist und stabil. Sein Blick schien Blitze zu schleudern. Der Typ
starrte die Kids an, als wollte er sie fressen. Für betuchte Kunden hielt er
sie offenbar nicht, deshalb war auch keine Spur Freundlichkeit in seiner Miene.
    Hier sind wir richtig, dachte
Tim und lächelte, so breit er nur konnte.
    »Hallo! Wir kommen mit einem
Anliegen. Sind Sie Herr Keul?«
    »Bin ich nicht«, erwiderte der
Kerl.
    »Wie dürfen wir Sie anreden?«,
fragte Tim höflich.
    »Mein Name ist Pitröder, Olaf
Pitröder. Worum geht’s?«

8. Crash
     
    Emilio fuhr zur Feldscheune.
Sie war alt, baufällig, wurde vom Bauern, auf dessen Grund sie stand, nicht
mehr benutzt und sah sicherlich im nächsten Frühjahr ihrem Abbruch entgegen. In
der Ecke hinter einem Bretterhaufen hatte Emilio sein Empfangsgerät versteckt.
Es sah aus wie ein Ghettoblaster. Das Tonbandgerät war eingebaut.
    Er nahm die Kassette heraus,
legte eine neue ein und fuhr in die Stadt zurück. Zur Trattoria trieb ihn
Neugier. Hatte Paolo schon mit der Hausbank gesprochen? Lag das Schutzgeld
bereit?
    Er parkte auf dem Hof und ging
ins Büro. Dort brannte Licht, aber Paolo war nicht da. Auch sein Mantel fehlte.
Jetzt fiel Emilio ein, dass er auch den Wagen seines Kompagnons nicht gesehen
hatte, die Lancia-Limousine, die sonst immer an der Straße parkte. Also war
Paolo noch unterwegs.
    Emilios Blick fiel auf den
Schreibtisch. Dort lag sein Erpresserbrief, das Kuvert und... ja, tatsächlich
die Ansichtskarte aus Südafrika!
    Emilio trat näher. Verblüfft
sah er, dass die Briefmarken fehlten, sauber herausgeschnitten waren aus Karte
und Umschlag.
    Sein maskenhaftes Grinsen wurde
schwächer. Unsichtbare Alarmglocken, die nur er hörte, läuteten. Verdammt! Was
hatte das zu bedeuten? Seine Zähne mahlten.
    Er griff zum Handy und wählte
Paolos Taschenfernsprecher an.
    Der Kompagnon meldete sich
sofort und hatte auf dem Display natürlich gesehen, wer anrief.
    »Emilio?«
    »Ja. Ich bin’s. Wo steckst du?«
    »Eigentlich wollte ich zur
Bank. Aber dort ist schon geschlossen. Ich sitze im Wagen und überlege. Wo bist
du?«
    »Im Büro.«
    »Ah ja.«
    »Seit wann sammelst du
Briefmarken?«
    »Was? Was

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