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Nonstop in die Raketenfalle

Nonstop in die Raketenfalle

Titel: Nonstop in die Raketenfalle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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ich Ihnen verraten,
dass wir mit dem Gedanken spielen, den Dolch zu kaufen. Vielleicht. Genügt das,
um ihn aus dem Schaufenster zu nehmen?«
    »Komm mir nicht mit so billigen
Tricks. Ihr seht nicht aus, als könntet ihr auch nur ‘nen versilberten
Hosenknopf kaufen.«
    »Hoho!«, empörte sich Klößchen.
»Mein Vater ist Multimillionär, Schokoladenfabrikant mit mehr als 1000
Angestellten. Der könnte alles hier kaufen, einschließlich Ihrer schwarzen
Seele, mein Herr.«
    »Dann schick deinen Vater her«,
entgegnete der Mann humorlos. »Jedenfalls wird hier nicht fotografiert.«
    »Besonders freundlich sind Sie
nicht«, stellte Gaby fest.
    »Jetzt reicht es. Dort ist die
Tür.«
    »Gehen wir!«, murmelte Karl.
»Dieser Verkäufer des Jahres hat hier Hausrecht.«
    Gefrustet traten sie auf die
Straße.
    Tim schüttelte den Kopf. »Ich
dachte immer, wir machen einen seriösen Eindruck.«
    »Machen wir ja auch«, grinste
Klößchen. »Aber der Ski-lahm-drum, oder wie sich das Käsemesser nennt, ist ‘n
Beutestück. Geklaut, geraubt, Hehlerware. Deshalb dürfen wir ihn nicht
ablichten.«
    »Muss nicht so sein«, meinte
Tim. »Ich glaube eher, dieser Pitröder ist ein Armleuchter, wie mein Großvater
zu sagen pflegte, wenn er jemanden beleidigen wollte. Kunden vergraulen ist
sicherlich seine, Pitröders, Spezialität. Hammer und Vollnarkose! Jetzt war der
weite Weg umsonst!«
    Die Enttäuschung ließ sie
frösteln und das Wetter war auch danach. Tim griff in die Innentasche seiner
wasserdichten Nixnasstex-Jacke und überzeugte sich, dass die beiden Briefmarken
trocken waren.
    TKKG wandten sich zu ihren
Tretmühlen.
    Tim hörte hinter sich ein
Motorgeräusch, einen sich nähernden Wagen. Der Motor klang wie eine Mischung
aus Keuchhusten und handbetriebener Kaffeemühle. Ein Scheinwerfer — nur einer —
funzelte an Tim vorbei und beleuchtete Gaby, die vor ihm stand, rückseitig.
Dann hielt der Wagen in geringer Entfernung, und das klang, als fiele er
auseinander.
    Tim war noch mit seinem
Kabelschloss beschäftigt, aber Gaby drehte sich um.
    »Oh!«, rief sie erfreut. »Das
ist ja Frau Gloria Altwelt von Scheckerheim.«
    Hört sich gewaltig an, dachte
Tim. Wen Gaby nicht alles kennt!
    Während seine Freundin an ihm
vorbeieilte, beäugte er zunächst mal den Wagen. Dabei blieb ihm die Spucke weg.
    Vor Jahr und Tag, wusste er,
hatten diese Fahrzeuge, französische Kleinwagen, die Straßen bevölkert, beliebt
bei Studentenjungen Familien und Sparfüchsen; denn die »Ente« zeichnete sich
aus durch Genügsamkeit — notfalls konnte man sie aus dem Feuerzeug auftanken —
und bequeme Sitze.
    Glorias Ente war ein
Schrotthaufen. Von den außen liegenden Scheinwerfern war nur noch einer
vorhanden. Keine Scheibenwischer. Kein Kfz-Kennzeichen, wie Tim verblüfft
feststellte, jedenfalls vorn war keins. Stattdessen mehr Rostfraß als
Farbreste. Sicherlich waren Löcher im Dach.
    Die Frau, einzige Insassin,
stieg aus. Sie öffnete die Fahrertür. Das heißt, diese fiel auf die Straße. Die
Frau wand sich ins Freie, hob die Tür auf und passte sie ein mit einem einzigen
Griff, offenbar ein geübtes Verfahren. Die Frau war groß und schlank und
gehüllt in einen knöchellangen Regenmantel mit Kapuze. Den brauchte sie
vermutlich wegen der Löcher im Dach.
    »Kann ich Ihnen helfen, Frau
Altwelt von Scheckerheim?«, rief Gaby, jetzt noch erfreuter.
    Die Frau, beide Hände gegen die
Fahrertür gestemmt, wandte den Kopf. Die Dämmerung war fortgeschritten, aber
das Licht aus den Schaufenstern fiel auf ihr Gesicht.

    »Gaby! Hallo, Gaby! Wie schön!
Aber wie oft soll ich dir noch sagen, dass ich für dich die Gloria bin. Nein,
danke, es geht schon. Die Tür hält. Nur
das Klebeband lässt manchmal nach. Mein Entchen kommt eben auch in die Jahre.
Aber ich fahre ja keine Rallye mehr.«
    Hoffentlich, dachte Tim und
musterte sie interessiert. Die Frau mochte 70 sein oder 80 oder noch betagter.
Aber sie war geschminkt wie zu einem Model-Wettbewerb, gekonnt geschminkt mit
Lidschatten, Lidstrich. Rouge, etwas schwülstigem Lippenstift und dezenter
Wimperntusche. Die Ponyfransen waren fast so blond wie bei Gaby.
    Tims Freundin lachte. »Darf ich
Ihnen die Jungs vorstellen, Gloria. Mein Freund Tim, unser Häuptling, Karl und
Klößchen. Jungs, das ist Gloria Altwelt von Scheckerheim. Ja, staunt nur! Sie
ist es tatsächlich. Der einstige Weltstar, die Gloria, der damals die Welt zu
Füßen lag.«
    Zum Teufel!, dachte Tim und
lächelte strahlend. Nie

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