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Nonstop in die Raketenfalle

Nonstop in die Raketenfalle

Titel: Nonstop in die Raketenfalle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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meinst du?«
    »Auf deinem Schreibtisch liegt
der Briefumschlag dieser Schutzgelderpresser. Und daneben meine Postkarte aus
Afrika. Beide Briefmarken sind abgeschnitten.«
    »Äh... ja.«
    »Weshalb?«
    »Das... äh... war ich nicht.«
Paolos Stimme klang verlegen.
    »Was? Wer denn dann?«
    »Äh... Tim.«
    »Sammelt der Briefmarken?«
    »Weiß ich nicht. Der Typ ist er
eigentlich nicht. Aber darum geht’s auch nicht. Es ist... Also, Emilio, ich
habe gleich gesagt, dass das nicht sein kann. Aber TKKG — du weißt ja, wie die
sind — haben darauf bestanden.«
    »Worauf?«
    »Auf der Speichelanalyse.«
    »Wie? Was?« Er merkte, wie
schrill seine Stimme wurde, konnte aber nichts daran ändern.
    »Sie haben dich im Verdacht,
Emilio. Tim ist aufgefallen, dass etliche Formulierungen auf deiner Postkarte
genau so sind wie die Formulierungen in dem Brief. Und das lässt sich auch
nicht von der Hand weisen. Außerdem... Jedenfalls trauen sie dir zu, dass du’s
sein könntest. Die Briefmarken wollen sie der Kripo bringen, damit im
Gerichtsmedizinischen Labor die Speichelproben verglichen werden.«
    Emilios Hand krampfte sich um
das Handy. Das Gehäuse knackte.
    »Emilio? Hallo!«
    »Ich... ich bin sprachlos.«
Verdammt! Seine Stimme zitterte. »Die... die spinnen doch.«
    »Du klingst so komisch.«
    »Was?«
    »Du klingst, als würdest du dir
gerade in die Hose machen.« Paolos Stimme wurde schärfer. »Emilio, ich frage
dich jetzt: Steckst du dahinter? Bist du’s?«
    »Ihr... ihr seid wohl alle
übergeschnappt«, heulte der Erpresser.
    »Wenn du dahinter steckst,
Emilio, bringe ich dich um.«
    »Du... du kannst mich mal!
Mit... mit dir rede ich nicht mehr. Schert euch zum Teufel!«
    Er unterbrach die Verbindung.
Am ganzen Körper zitternd, lehnte er am Schreibtisch. Aus! Vorbei! Alles
vergeigt. Jetzt hatten sie ihn an der Hose. Auf beiden Briefmarken dieselbe
Spucke. Seine! Er musste abhauen. Paolo würde die Bullen alarmieren. Jeden
Moment konnten sie hier sein.
    Er stürmte hinaus auf den Hof,
warf sich in seinen Wagen, startete, riss beim Wenden zwei Mülltonnen um, jagte
durch die Einfahrt, war im Kopf wie betäubt und preschte auf die Straße, ohne
nach rechts oder links zu gucken. Ein Passant sprang beiseite und brüllte ihm
Verwünschungen nach. Emilios Mercedes querte die Fahrbahn und wollte nach
links. Aber da waren plötzlich diese riesige graue Masse, die neben ihm
aufwuchs, und das gellende Hupen.
    Der einzige Lkw, der an diesem
Spätnachmittag durch die Valleverde-Straße fuhr, erfasste den Mercedes, krachte
ihm nahezu ungebremst links in die Flanke. Den Trucker traf keine Schuld. Er
fuhr fast vorschriftsmäßig, wie spätere Messungen ergaben, nämlich 55 km/h. 50
waren erlaubt. Der Aufprall reichte. Der Mercedes wurde zum Schrotthaufen, der
vor dem Lkw hing wie ein Sinnbild des Schreckens — des Schreckens unserer
motorisierten Zeit.

    Der Trucker und zwei beherzte
Passanten konnten Emilio durch die geborstene Windschutzscheibe aus dem Wrack
ziehen. Nur Augenblicke später ging der Mercedes in Flammen auf. Er brannte
völlig aus. In ihm verglühte die Tonbandspule.
    Emilio war bewusstlos. Er hatte
schwere innere Verletzungen. Das Schicksal wollte, dass er am Leben blieb, aber
erst nach drei Wochen aus tiefem Koma erwachte.

9. Gloria
und ihre »Ente«
     
    Immerhin, dachte Tim, kann sich
dieser Kunsthändler Keul einen Angestellten leisten. Aber Pitröder sieht nicht
aus, als hätte er das richtige Verhältnis zur Kunst. Wahrscheinlich darf er nur
die Bilderrahmen abstauben und ist zu allem andern zu dämlich. Und dieser
Blick! Hat der Typ ‘nen Augenfehler oder will er uns mit Blicken durchbohren?
    Gaby krauste das Näschen. In
der Kunsthandlung Keul roch es wirklich stark muffig.
    »Wir sind Schüler, Herr
Pitröder«, begann Tim freundlich, »Reporter der Internatsschülerzeitung und
wollen ein Feature machen für unseren Kulturteil. Thema: Orientalische Dolche.
Die richtige Interview-Partnerin haben wir schon. Allein uns fehlt der optische
Aufhänger, will sagen, das Foto von einem prachtvollen Dolch. Sie haben ihn. Er
liegt in Ihrer Auslage. Dürfen wir den Chilànum fotografieren?«
    »Nein!«, kläffte Pitröder.
    »Nein?« Tim dehnte den
Einsilber und hob beide Brauen.
    »Ich nehme nichts aus dem
Schaufenster, das nicht verkauft wird.«
    »Es wäre nur für einen Moment.
Unser Fotoreporter Karl macht ganz rasch zwei, drei Aufnahmen.«
    »Ich habe Nein gesagt. Hier ist
kein Museum.«
    »Dann darf

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