Nonstop in die Raketenfalle
doch
alles.«
»Hier schon. An uns liegt es ja
nicht.«
»Sondern?«
»In Moskau und dem Vorfeld
läuft es schief.«
»Was machen die falsch?«
»Im Prinzip nichts. Aber beim
Weiterverkauf unserer Wagen sind ihnen die Bullen auf die Schliche gekommen.«
»Idioten!« Sie meinte natürlich
die Mafiosi in Moskau.
»Na na, Sonja! Die sind so
clever wie wir.«
»Trotzdem! Ich verstehe das
nicht.«
»So läuft es nun mal. Immerhin
konnten unsere Kumpel dort den Eindruck erwecken, es handele sich nur um wenige
Fahrzeuge. Und sie haben ein riesiges Schmiergeld geblecht, um einigermaßen
glimpflich davonzukommen. Aber bei den Bullen gibt’s auch welche, die nicht mit
sich reden lassen. Ein großer Fahndungserfolg ist attraktiver für sie. Deshalb
wurde ein Fahndungsgürtel rund um Moskau geschnürt. Unsere Routen sind
abgeriegelt.«
»Das heißt also«, schaltete
Hajo sich ein, »dass wir hier als Gruppe uns auflösen.«
»Nicht wirklich. Nur
vorübergehend. Wir machen Pause bis zum Frühsommer. Dann ist bei den Bullen die
Luft raus und ihr hört von mir. Ja, ich trommele euch wieder zusammen und
weiter geht’s wie gehabt.«
Betretenes Schweigen. Scheinbar
waren alle geknickt. Emilio hätte fast aufgelacht, so unecht war das alles.
Pitröder schnaufte. »Ich werde
mich nicht langweilen. Ich mache was auf eigene Rechnung.«
»Ein bisschen Auszeit wird ganz
erholsam sein«, grinste Hajo. »Dann kann ich mich mehr um Sonja kümmern. Nicht
wahr, mein Schatz?«
»Noch mehr kümmern?«, lachte
sie. »Das halte ich nicht aus. Aber vielleicht fliegen wir erst mal für einige
Wochen auf die Seychellen. Ich lechze nach Sonne.«
Wladimir, der nie viel redete,
hob nur die schmalen Schultern.
Dann, wie auf Kommando, sahen
alle Emilio an, mit flachen Blicken, in denen nur Kälte lag.
»Ich bin Gastronom«, grinste
er. »Da habe ich zu tun. Aber ich würde mich freuen, wenn es im nächsten Jahr
weitergeht.«
Damit war die Besprechung
beendet. Emilio wurde als Erster verabschiedet. Die andern ließen sich Zeit. Er
gab allen die Hand, ohne ihnen in die Augen zu sehen, und stahl sich hinaus. In
seinem Wagen war es kalt. Emilio fuhr durchs Tor auf die Straße und äugte in
den Rückspiegel, wo die anderen denn blieben, aber die steckten natürlich noch
die Köpfe zusammen.
Nur zu!, dachte er grinsend.
Euer Gequassel wird aufgezeichnet.
Sein Aufnahmegerät in der
Feldscheune war mit einem Tonband gekoppelt und feinstes Hightech. Das Band
schaltete sich nur bei Geräuschen ein, machte Pause bei Stille, vergeudete also
keine Tonspur mit Leerlauf. Da das Band eine Kapazität von sechs Stunden hatte,
musste es auch nicht so häufig ausgewechselt werden. Allerdings war noch heute
Abend der Wechsel fähig, egal ob noch mehr draufgepasst hätte oder nicht.
Er fuhr durch die Stadt, war
unentschlossen, ob er zur Trattoria zurücksollte oder erst mal nach Hause und
dann zur Feldscheune.
Währenddessen wurde im
Russenhaus eine Flasche Wodka geöffnet. Mit kleinen Gläsern prosteten die fünf
Mafiosi sich zu. Sonja war es, die dann gleich einen zweiten Schnaps in ihren
dünnlippigen Mund kippte.
»Den wären wir los«, sagte
Dowasch, »den Nichtsnutz. In Moskau hätten wir ihn liquidiert und auf ‘ner
Müllkippe verscharrt. Aber hier sind wir ja im westlichen Abendland. Da geht so
was nicht ohne Ärger.«
»Jedenfalls konnten wir ihn
nicht einfach rausschmeißen«, ergänzte Wladimir. »Er wäre beleidigt. Er würde
uns hassen. Er könnte zum Verräter werden. Ein anonymer Hinweis bei den Bullen
— und schon sind wir im Visier. Aber das haben wir elegant vermieden. Denn für
das, was nun kommt, hätten wir mit ihm einen Klotz am Bein. Selbst wenn wir ihm
nur die kleinste Aufgabe übertragen, könnte er alles vermasseln.«
Für Wladimir war das eine
erstaunlich lange Rede. Verblüfft sahen die Komplizen ihn an.
»So«, sagte Sonja, »ihr beide«,
gemeint waren die Russen, »habt uns am Telefon mit Andeutungen angeheizt. Jetzt
würde ich gern hören, was da im Busch ist.«
Dowasch grinste. »Der größte
Coup aller Zeiten.«
Wladimir nickte. »Der Wert der
Beute lässt sich kaum beziffern.«
»Vielleicht 500 Millionen«,
sagte Dowasch. »Oder eine Milliarde. Natürlich sind das nur Schätzungen. Wenn
wir die Sore ( Hehlerware ) Weiterverkäufen, erzielen wir 30 Prozent,
eventuell 35. Aber das wäre immer noch genug. Unter 50 Millionen geht keiner
von uns nach Hause. Natürlich brauchen wir kapitalstarke Abnehmer. Und
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