Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Nonstop in die Raketenfalle

Nonstop in die Raketenfalle

Titel: Nonstop in die Raketenfalle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
Vom Netzwerk:
hören, dann eine dumpfe Männerstimme. »Wodka?« — »Gern.« Eine
Frauenstimme, sehr stählern. — »Ich nicht.« Eine schmelzige Männerstimme. »Muss
noch fahren. Aber nun mal genau: Wann werden die Lkws hier sein?« — »Morgen im
Laufe des Tages.« Wieder die dumpfe Stimme. — »Und die werden hier abgestellt?«
Der Schmelzige. — »Nein. Gleich vor Ort. Ich zeig’s euch nachher auf der Karte.
Habe eine erstklassige Geländekarte. Da ist jeder Baum eingezeichnet. Olaf hat
sie mir besorgt.«
    Tim schaltete aus. »Weißt du,
was das ist?«
    »Ein Hörspiel?«
    »Gewissermaßen schon. Aber
nicht erdacht. Sondern knallhart aus der Wirklichkeit. Dieser Ghettoblaster,
Leon, ist das Empfangsgerät einer Abhöranlage. Und darüber verlierst du kein
Wort. Ist das klar? Kein Wort! Mit dem Geldraub hat das garantiert nichts zu
tun. Interessiert mich aber trotzdem brennend. Ist vielleicht ein Fall für
TKKG. Also Maul halten! Das Gerät nehme ich mit und jetzt putzen wir die
Platte. Wo hast du dein Rad?«

18. Den
Empfänger ins Schließfach
     
    Von unterwegs rief Tim in der
Internatsschule an und teilte der Sekretärin im Vorzimmer des Direktors mit, er
und Leon seien auf dem Weg zum Polizeipräsidium wegen einer brandheißen,
unaufschiebbaren Angelegenheit.
    »Wie lange wir dort gebraucht
werden für Aussage und eventuelle Gegenüberstellung«, erklärte er, »lässt sich
nicht Vorhersagen. Also keine Panik! Und Rückfragen bitte an Gabys Vater, an
Kommissar Glockner.«
    Die Sekretärin seufzte und
sagte, sie werde den Direktor verständigen.
    Tim fuhr mit einer Hand. Unter
dem anderen Arm trug er den gewaltigen Ghettoblaster, mit dem er aber nicht im
Präsidium antanzen wollte. Es hätte nur zu Fragen geführt. Und er war viel zu
versessen darauf, das »Hörspiel« erst einmal in ganzer Länge zu hören. Deshalb
bewilligte er sich einen kleinen Umweg zum Hauptbahnhof und verstaute das Gerät
in einem der Gepäckschließfächer. Witzigerweise war es das mit der Zahl 778,
also direkt neben jenem, in dem Paolo sein Schutzgeld hätte deponieren sollen
nach Emilios tückischem Plan.
    Leon war aufgeregt. Tim
beruhigte ihn mit Worten, echt lässiger Haltung und dem Hinweis darauf, dass
sie sich an Kommissar Glockner wenden würden. Der war nicht nur der Kriminalist
mit der höchsten Aufklärungsquote im Bereich »Schwerverbrechen«, sondern auch
als Freund und Helfer von einnehmender Freundlichkeit.
    Im Präsidium herrschte
Hochbetrieb. Tim ist hier bekannt, vor allem als Gabys Freund und
TKKG-Häuptling. Doch den Jungs wurde gesagt, Glockner sei im Moment wichtigst
beschäftigt und dürfe nicht gestört werden.
    Sie warteten auf dem breiten
Flur vor seinem Büro im zweiten Stock. Ab und zu öffneten sich Türen, und
Kriminalbeamte kamen vorbei, um in andere Büros zu gehen, in Verhörzimmer,
Archive oder Räume mit technischer Ausstattung. Und Leon konnte sich einen
Begriff machen von Tims Bekannt- und Beliebtheit.
    »Hallo, Tim!« — »Na, Häuptling,
wie geht’s denn?« — »Nanu, Tim! Ganz ohne Gaby?« — »Keine Schule heute, Häuptling?«

    Tim antwortete schlagfertig,
und Leon rutschte auf der harten Holzbank herum, als rechne er mit seiner
Verhaftung.
    Die Bank stand gegenüber der
Tür zu jenem Büro, in dem Wespe, Glockners Assistent, Dienst tut und dank einer
Verbindungstür ständigen Kontakt hat zum Chef. Tim hatte Stimmen gehört,
hauptsächlich die von Wespe. Aber nichts war zu verstehen und Tim achtete auch
nicht weiter darauf.
    Jetzt, nach mehr als einer
halben Stunde, wurde die Tür geöffnet. Wespe trat auf den Flur und sah wie
immer unmöglich aus in seinen schrillen Klamotten, seinem Outfit des
ausgeflippten Szenegängers, als der er sich gefiel. Wohin er wollte, war
unersichtlich, vielleicht nur zum Klo. Aber jetzt verhielt er in gespieltem
Entsetzen.
    »Himmel, das Monster der
Heimschule lauert vor meiner Tür.«
    »Leon«, sagte Tim, »dieser
Clown ist tatsächlich ein Kriminalist, obwohl er aussieht wie der missratene
Ableger eines Späthippies. Als Inspektor Bienert richtet er hier Chaos an, und
als Wespe versucht er, bei TKKG Ehrenmitglied zu werden. Aber wir nehmen ihn
nicht auf.«
    Wespe grinste und schlug Tim
auf die Schulter. »Was führt dich hierher? Und wer ist der andere?«
    Tim wollte antworten, aber Leon
gab einen Laut von sich, als werde er gewürgt. Tim wandte den Kopf. Leon hatte
sich zur Seite gebeugt und starrte durch die halb geöffnete Tür in Wespes Büro.
Dort

Weitere Kostenlose Bücher