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Nora Roberts

Nora Roberts

Titel: Nora Roberts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Quinn 4 - Ufer der Hoffnung
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immer noch Holzboote
nach den individuellen Wünschen der Kunden gebaut, und seit der Gründung der
Firma vor achtzehn Jahren – an deren Anfang ein Traum, List und Tücke und viel
Schweiß gestanden hatten – haftete ihr der Ruf an, für Qualität und
handwerkliches Können zu stehen.
    Wahrscheinlich
wären seine Brüder um diese Uhrzeit noch da und arbeiteten: Cam, der
herumfluchte, während er die letzten Feinarbeiten in einer Kajüte erledigte, Ethan, der
schweigend die Planken bearbeitete, und Phil, der sich oben im Büro irgendeine
flotte Werbekampagne einfallen ließ.
    Er könnte
bei Crawford's vorbeifahren und ein Sechserpack Bier holen. Vielleicht
würden sich seine Brüder ein kühles Schlückchen genehmigen. Aber es war eher
anzunehmen, dass Cam ihm einen Hammer in die Hand drücken und ihn auffordern
würde, seinen Hintern an die Arbeit zu bewegen.
    Es hätte
ihm Spaß gemacht, aber es war nicht das, wonach ihm jetzt der Sinn stand.
Irgendetwas zog ihn geradezu magisch über diese schmale Landstraße entlang des
Sumpfes, wo die Bäume ihre knorrigen Äste mit den zart-grünen Blättern
ausbreiteten.
    Von allen
Orten, die er gesehen hatte – ob es Florenz mit seinen großartigen Kuppeln und
Türmen war, Paris mit seiner reich verzierten Schönheit oder Irland mit seinen
atemberaubend grünen Hügel – gab es doch nur einen, bei dessen Anblick ihm die
Kehle eng wurde und das Herz aufging: Es war das alte weiße Haus mit dem verblassten
blauen Holzwerk, das auf einer unebenen Wiese am Rande eines ruhigen Gewässers
stand.
    Seth bog in
die Auffahrt und hielt hinter der alten, weißen Corvette, die einmal Ray und Stella
Quinn gehört hatte. Der Wagen sah noch genauso tadellos aus wie an jenem Tag,
als er den Ausstellungsraum verlassen hatte. Das war Cams Verdienst. Er würde
sagen, es gehöre sich eben, einem so außergewöhnlichen Wagen den Respekt zu zollen,
den er verdiente, aber Seth wusste, dass es dabei allein um Ray und Stella
ging. Um die Familie. Um Liebe.
    Der Flieder
im Vorgarten stand in voller Blüte. Seth hatte Anna den kleinen Busch zum
Muttertag geschenkt, als er zwölf war.
    Anna war
Cams Frau und dadurch auf gewisse Art Seths
Schwester. Aber tief in seinem Inneren, wo es wirklich zählte, war sie wie
eine Mutter für ihn.
    Die Quinns
hatten sich immer schon gut in andere Menschen einfühlen können.
    Er
schaltete den Motor aus und stieg aus dem Wagen. Ringsum herrschte eine
herrliche Stille. Als er das erste Mal vor diesem Haus gestanden hatte, war er
noch ein magerer Junge mit zu großen Füßen und Misstrauen im Blick gewesen.
    Er war
sozusagen in diese Füße hineingewachsen. Heute maß er einen Meter
fünfundachtzig und besaß einen drahtigen Körper, der zur Schlaksigkeit neigte.
Sein Haar war zu einem Bronzebraun nachgedunkelt und erinnerte nur noch
entfernt an das Rotblond seiner Mähne in jugendlichen Jahren. Seth legte wenig
Wert auf seine Frisur, und als er sich jetzt mit der Hand durch die Haare fuhr,
fiel ihm mit Schrecken ein, dass er sie sich eigentlich vor seiner Abreise in
Rom noch hatte schneiden lassen wollen.
    Die Jungs
würden ihn wegen des kleinen Pferdeschwanzes aufziehen, was bedeutete, dass er
ihn noch eine Weile behalten musste – schon aus Prinzip.
    Er zuckte
mit den Schultern, stopfte die Hände in die Taschen seiner abgetragenen Jeans
und machte sich auf den Weg. Sein Blick schweifte über Annas Blumen, die
Schaukelstühle auf der vorderen Veranda, den Wald, der an den Seiten bis an die
Grundstücksgrenzen heranreichte und in dem er als Junge so gern herumgetobt
war.
    An dem
alten, über dem Wasser schwankenden Anlegesteg war die weiße Schaluppe
vertäut.
    Seth stand
da, das Gesicht hohlwangig und gebräunt, und blickte aufs Wasser hinaus.
    Seine
vollen, festen Lippen verzogen sich zu einem Lächeln. Er spürte, wie sich ein
Gewicht, von dem er gar nicht gewusst hatte, wie schwer es auf seinem Herzen
lastete, zu heben begann.
    Als er ein
Rascheln im Wald vernahm, drehte er sich blitzartig um, um sich notfalls sofort
verteidigen zu können – ein Überbleibsel aus jener Zeit, als er noch ein misstrauischer
kleiner Junge gewesen war. Zwischen den Bäumen kam eine schwarze Kugel
hervorgeschossen.
    »Witless!«
Seths Stimme hatte einen autoritären Klang, in dem aber eine gute Portion von
Amüsiertheit mitschwang. Der Hund blieb stehen und musterte den Mann mit
baumelnden Ohren und heraushängender Zunge.
    »Komm schon,
so lange ist es doch nun wirklich nicht

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