Nora Roberts
als dabei der Rock hochrutschte, zog sie ihn herunter und
strich ihn über ihren Beinen glatt.
»Ach, komm
schon.« Er kniete nieder. Ihre Augen wurden zu schmalen Schlitzen, als er den
Rocksaum wieder nach oben zog und ihr linkes Bein bis zur Mitte des Oberschenkels
entblößte.
»Solltest
du an dieser Stelle nicht betonen, dass du nicht etwa versuchst, mich
anzubaggern, sondern das alles nur der Kunst zuliebe tust?«
»Ich tue es
der Kunst zuliebe.« Seth strich mit den Rückseiten seiner Finger über ihren
Oberschenkel, als er sich bemühte, den Stoff ihres Rocks genau nach seinen
Vorstellungen zu drapieren. »Aber natürlich versuche ich dabei auch, dich
anzubaggern.« Er schob ihr den einen Spaghettiträger von der Schulter,
betrachtete das Ergebnis und nickte zufrieden.
»Entspann
dich. Fang mit deinen Zehen an.« Er rieb mit der Hand über ihren nackten Fuß.
»Und arbeite dich von dort aus weiter nach oben vor.« Während er sie beobachtete,
ließ er seine Hand an ihrer Wade hinauf und über ihr Knie gleiten. »Dreh deinen
Kopf zu mir.«
Sie tat es
und blickte zu den Malerutensilien hinüber, die er neben seiner Staffelei
aufgebaut hatte. »Sind das nicht Aquarellfarben? Ich dachte, du wolltest mich
in Öl malen.«
»Heute
werde ich Aquarellfarben verwenden. Mit den Ölfarben habe ich etwas anderes im
Sinn.«
»Das hast
du mir jetzt schon ein paar Mal gesagt. Was glaubst du, wie oft du mich noch
dazu überreden kannst, für dich Modell zu sitzen?«
»So oft wie
nötig. So und jetzt stell dir vor, du würdest einen geruhsamen Nachmittag am
Wasser verbringen«, erklärte er, während er sie mit leichten Bewegungen auf
der Leinwand zu
skizzieren begann, die er bereits vorbereitet hatte. »Du bist ein wenig schläfrig
vom Wein und vom Lesen.«
»Bin ich
allein?«
»Im Moment
ja. Du hängst Tagträumen nach. Lass deine Gedanken einfach schweifen.«
»Wenn es
wärmer wäre, würde ich im Fluss schwimmen.«
»Es ist so
warm wie du es haben willst. Schließ die Augen, Dru. Träum ein wenig.«
Sie tat,
worum er sie bat. Die leise, romantische Musik lag wie eine Liebkosung in der
Luft.
»Woran
denkst du, wenn du malst?«, fragte sie ihn.
»Woran ich
denke?« Er wusste ganz und gar nicht, wie er diese Frage beantworten sollte.
»Ich weiß nicht. Nun ja, an ... Formen, schätze ich. An Licht, an Schatten.
Stimmungen. Oh Gott, ich weiß darauf wirklich keine Antwort.«
»Du hast
mir doch schon eine gegeben: Du denkst an nichts, sondern setzt dein Talent
instinktiv ein. Eigentlich kann es gar nicht anders sein, weil du schon so früh
so wunderbar gezeichnet hast.«
»Was
wolltest du als Kind eigentlich einmal werden?«
»Oh, eine ganze Menge.
Ballerina, Filmstar, Forscherin. Und später Missionarin.«
»Du liebe
Güte, eine Missionarin. Wirklich?« Die Sonne spähte durch die Zweige und lag
sanft auf ihrer Haut; ein Spiel von Licht und Schatten.
»Ja, aber
es hat nicht lange angehalten. Komischerweise hatte ich nie den Wunsch,
Geschäftsfrau zu werden.«
»Aber es gefällt dir?«
»Ich habe
einen Riesenspaß daran. Ist es nicht wunderbar, einen Blumenladen eröffnen zu
können, wenn man Blumen wahnsinnig liebt?« Ihre Gedanken begaben sich auf
Wanderschaft, trieben dahin wie der Fluss neben ihr. »Ich habe noch nie
jemanden getroffen, mit dem ich mich so unterhalten kann, wie mit dir.«
Mit ihren
exotisch geschnittenen Augen und dem kurzen dunklem Haar sah Dru aus wie eine
Feenkönigin, die allein auf einer kleinen Lichtung vor sich hindöste.
»Warum glaubst
du, ist das so?«, fragte er.
»Ich habe
keine Ahnung.« Dru stieß einen Seufzer aus und schlief ein.
Die
Musik hatte sich
verändert. Eine Frau mit einer Stimme, die so klang, als hätte sie eine Menge
Kummer erlebt, sang über die Liebe. Dru bewegte sich, immer noch halb im
Schlaf. »Wer singt da?«, murmelte sie.
»Darcy
Gallagher. Tolle Stimme, nicht wahr? Ich habe sie vor zwei Jahren im County
Waterford bei einem Konzert mit ihren beiden Brüdern erlebt. In einem kleinen
Ort namens Ardmore. Es war unglaublich.«
»Hm. Ich
glaube, ich habe schon einmal ...« Sie verstummte, als sie die Augen öffnete
und feststellte, dass Seth mit einem Skizzenbuch neben ihr auf der Decke saß,
statt an seiner Staffelei zu stehen. »Was machst du da?«
»Ich warte
darauf, dass du aufwachst.«
»Bin ich
tatsächlich eingeschlafen?« Verlegen rappelte sie sich auf und stützte sich auf
einem Ellenbogen ab. »Das tut mir Leid. War ich lange
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