Nora Roberts
zur
Salzsäule erstarrt und hat geschwiegen, rief Dru sich in Erinnerung. »Nein, du
bist wirklich nicht wie Jonah. Wir haben niemals ein Picknick veranstaltet und
dabei deri Nudelsalat seiner Schwester gegessen.«
»Abendessen
bei Jean-Louis im Watergate – oder welcher
schicke Laden auch gerade in sein mochte. Eröffnungen im Kennedy Center.
Raffinierte Cocktailpartys in den besten Wohngegenden und gelegentlich ein
Sonntagsbrunch mit vornehmen Freunden.« Seth wartete einen Moment, ehe er
fragte: »Wie nah war ich dran?«
»Ziemlich
nah.« Mitten ins Schwarze getroffen, fügte Dru in Gedanken hinzu.
»Und jetzt
hast du mit all dem nichts mehr am Hut. Sein Pech.«
»Er scheint
es mit Fassung zu tragen.«
»Hast du
ihn geliebt?«
Sie öffnete
den Mund und stellte zu ihrer Überraschung fest, dass sie ihm spontan eine
vollkommen ehrliche Antwort gab: »Ich weiß es nicht. Ich habe einmal geglaubt,
ihn zu lieben, sonst hätte ich nicht vorgehabt, ihn zu
heiraten. Er ist attraktiv und sehr intelligent, besitzt einen vernichtenden
Sarkasmus, der meist als geistreich durchgeht – und es manchmal auch ist –, und
zudem die Treue eines streunenden Katers. Besser, so etwas vor der Hochzeit
herauszufinden als hinterher. Aber ich habe aufgrund dieser Erfahrung etwas
sehr Wertvolles über mich gelernt: Wer mich betrügt, muss mit Konsequenzen rechnen.«
»Hast du
ihm richtig eins in die Weichteile gegeben?«
»Oh, viel
schlimmer.« Dru knabberte an ihrer Pastete. »Er hatte neben einigen anderen
Dingen seinen Kaschmirmantel bei mir gelassen. Als ich seine Sachen zusammenpackte,
habe ich die Ärmel, den Kragen und die Köpfe abgeschnitten. Und da mir das
noch nicht die richtige Befriedigung verschafft hat, habe ich seine sämtlichen
Melissa-Etheridge-CDs in die Mikrowelle getan – eine nach der anderen. Sie ist
eine wundervolle Künstlerin, aber ich kann mir ihre Musik heute noch nicht
anhören, ohne einen zerstörerischen Drang zu verspüren. Dann habe ich seine
Ferragamo-Schuhe in die Waschmaschine gesteckt. Diese Aktionen haben zwar
meinen Haushaltsgeräten ziemlich zugesetzt, aber sie waren gut für meine Seele.
Und da ich gerade dabei war, wollte ich auch gleich meinen dreikarätigen
Diamant-Verlobungsring die Toilette hinunterspülen, aber dann hat doch mein
Verstand gesiegt.«
»Was hast
du mit dem Ring angestellt?«
»Ich habe
ihn in einen Umschlag gesteckt, vorn darauf geschrieben > Für seine
Sünden < und ihn dann in den Kollektenbehälter einer kleinen Kirche in
Georgetown geworfen. Es mag ein bisschen überzogen wirken, aber auch das war
sehr befriedigend für mich.«
Seth beugte
sich vor und berührte ihre Lippen mit den seinen. »Das hast du klasse gemacht.«
»Ja, das
finde ich auch.« Sie zog die Knie an und nahm einen Schluck von ihrem Wein,
während sie auf den Fluss hinausblickte. »Eine ganze Reihe von meinen Bekannten
glaubt, dass ich wegen Jonah aus Washington weggegangen und hierher gezogen
bin. Aber das stimmt nicht. Seit ich das erste Mal mit meinem Großvater hier
gewesen bin, habe ich mein Herz an dieses Städtchen verloren. Als mir klar
wurde, dass ich mein Leben umkrempeln und ganz neu anfangen wollte, da
versuchte ich mir vorzustellen, an welchen Orten ich leben könnte, vielleicht
sogar im Ausland. Aber meine Gedanken kehrten immer wieder hierher zurück. Es
war also keine impulsive Entscheidung, obwohl auch das eine Menge Leute
glauben. Der Wunsch ist sozusagen über Jahre in mir gewachsen. Das passt zu
meiner Art, an Dinge heranzugehen – ich plane nämlich gern alles genau, Schritt
für Schritt.«
Sie schwieg
für einen Moment und stützte ihr Kinn auf die Knie, während sie ihn eingehend
musterte. »Ganz offensichtlich habe ich bei dir irgendwann einen Schritt
übersprungen, denn sonst würde ich nicht an einem Sonntagnachmittag mit dir
auf einer Decke sitzen und Wein trinken und dir Dinge erzählen, über die ich
eigentlich gar nicht reden wollte.«
Sie hob den
Kopf und nahm erneut einen Schluck von ihrem Wein. »Du kannst gut zuhören. Das
ist ein Geschenk – und eine Waffe.«
»Ich werde
dich nicht verletzen.«
»Vernünftige
Menschen beginnen keine Beziehung mit der Absicht, einander zu verletzten, und
doch kommt es viel zu oft dazu. Vielleicht werde ich am Ende diejenige sein,
die dich verletzt.«
»Warten wir
es ab.« Seth legte die Hand um ihren Nacken und rieb leicht darüber hinweg,
als er sich vorbeugte, um sie zu küssen. »Nein, ich kann noch keine blauen
Weitere Kostenlose Bücher