Nora Roberts
strahlte ihn an. »Kann ich es denn haben?«
»Das kommt darauf
an. Ich wäre bereit, es dir zu geben, wenn du für
mich für ein Porträt Modell sitzt.«
»Du hast
das Porträt doch schon fertig.«
»Ich möchte
noch eins von dir malen.«
Sie zog
ihre Schuhe an. »Du hast schon zwei gemalt.«
»Eines Tages, wenn ich ein toter,
aber berühmter Künstler sein
werde, dessen lächerlich teure Werke man studiert,
werden sie das meine > Drusilla-Periode < nennen.«
»Interessant. Also gut,
wenn du das als Bezahlung forderst,
werde ich gern noch einmal für dich Modell sitzen.«
»Sonntag?«
»Geht in
Ordnung. Hast du denn schon irgendwelche Vorstellungen, was das Bild angeht?
Was soll ich tragen?«
»Ich habe
schon sehr konkrete Vorstellungen.« Seth ging zu ihr hinüber, legte seine Hände
auf ihre Schultern und küsste sie. »Und du wirst Blütenblätter tragen. Von
roten Rosen.«
»Wie
bitte?«
»Rote
Rosenblätter. Da du Floristin bist, solltest du in der Lage sein, mir einen
Vorrat zu besorgen.«
»Wenn du
glaubst, ich würde für dich Modell sitzen und nichts weiter tragen als
Rosenblätter ... Nein, das mache ich nicht.«
»Möchtest
du das Aquarell nun haben oder nicht?«
»Nicht so dringend, dass ich mich erpressen ließe.«
Sie wandte
sich ab, aber er bekam ihre Hand zu fassen und
wirbelte sie wieder zu sich herum. »Du bewunderst meine
Bilder immerhin so sehr, dass du sie besitzen möchtest.«
»Es stimmt,
ich bewundere deine Bilder, aber du wirst mich nicht nackt malen.«
»Also gut,
ich werde Klamotten tragen und du Rosenblätter. Psst.« Er legte ihr einen
Finger auf die Lippen, bevor sie etwas antworten konnte. »Offensichtlich
möchte ich dich nicht nackt zeichnen, um mit dir zu schlafen, denn das hat ja
schon geklappt. Und nur damit Klarheit herrscht: Ich habe noch nie eine Frau
gemalt, um sie ins Bett zu bekommen. Ich habe ein bestimmtes Porträt von dir in
meinem Kopf, seit ich dich das erste Mal gesehen habe. Ich muss es einfach
malen.«
Er ergriff
ihre Hände und wiederholte: »Ich muss es einfach malen. Aber lass uns eine
Abmachung treffen.«
»Was für eine Abmachung?«
»Ich werde
das Bild niemandem zeigen. Wenn es fertig ist, kannst
du entscheiden, was damit werden soll.«
Er erkannte
diesen Ausdruck auf ihrem Gesicht – eine Mischung
aus angestrengtem Nachdenken und Abwägen. Und er wusste, dass er gewonnen
hatte.
»Ich darf
es entscheiden?«
»Ich
vertraue deiner Entscheidung. Und du musst mir vertrauen bei dem, was ich male,
was ich sehe, was ich fühle. Abgemacht?«
»Rote
Rosenblätter.« Sie legte den Kopf zur Seite. »Ich denke, ich muss eine ganze
Menge Rosen bestellen.«
Am nächsten
Morgen spazierte
Seth pfeifend in die Bootswerkstatt. Er brachte eine Schachtel Doughnuts mit,
frisch aus der Bäckerei.
Garn
arbeitete bereits, bohrte Spannschrauben in einen Rumpf.
»Eine echte
Schönheit?«, rief Seth, als er auf die wohl proportionierte Jolle zuging. »Da
habt ihr euch ja Arme und Beine ausgerissen. Die ist ja schon fast fertig'«
»Ja. Bis
auf die Verzierungen und einige Kleinigkeiten in der Kajüte. Der Kunde will sie
am Sonntag abholen.«
»Tut mir
Leid, dass ich euch die letzten Tage nicht zur Hand gegangen bin.«
»Wir haben
es auch so geschafft.« Ein Hauch von Schärfe lag in Gams Stimme.
»Wo sind
denn die anderen?«
»Phil ist
oben. Ethan und Aubrey überprüfen heute Morgen Krebsfallen. Kevin kommt nach
der Schule vorbei. In einer Woche hat er Ferien, dann hat er mehr Zeit zu
helfen.«
»In einer
Woche sind schon Schulferien? Was zum Teufel ist denn heute für ein Tag?«
»Das
wüsstest du bestimmt, wenn du ab und zu einmal zu Hause vorbeischauen würdest.«
»Ich hatte
zu tun, Cam.«
»Ja.« Garn
setzte eine weitere Spannschraube. »Hab so was gehört.«
»Weshalb
bist du denn so sauer?« Seth schmiss die Schachtel mit den Doughnuts auf das
Deck der Jolle. »Ich bin doch hier, oder?«
»Du
stolzierst hier rein und raus wie es dir gefällt. Hast du dich heute etwa
entschieden, uns wieder einmal zu beehren, weil du gestern Nacht endlich einen
Treffer gelandet hast?«
»Was geht
dich das an?«
»Was mich
das angeht?« Cam legte die Drillmaschine zur Seite und sprang – sichtlich
verärgert – auf den Boden hinunter. »Du willst also wissen, was mich das
angeht, du Idiot? Es geht mich eine ganze Menge an, wenn du für den Großteil
einer Woche einfach so verschwindest. Erst marschierst du mit einer verdammt
düsteren Miene durch die
Weitere Kostenlose Bücher