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Noras großer Traum (German Edition)

Noras großer Traum (German Edition)

Titel: Noras großer Traum (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christin Busch
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wenn sie die Kinder vom Sport oder Musikunterricht abholte, schienen sich mit ihrem Leben völlig zu arrangieren, redeten über Schulausflüge, Fremdsprachenunterricht oder die Wäscheberge. Die Berufstätigen unter ihnen kamen meistens abgehetzt, aber selbstbewusst daher und vergaßen selten zu erwähnen, dass sie dringende Termine hätten, dass ihr Leben aber hervorragend funktioniere, besonders seit die Kinder selber Aufgaben übernähmen, morgens allein aus dem Haus gingen und mittags ins leere Haus zurückkehrten. Man müsse ihnen diese Selbstständigkeit einfach nur zutrauen. Nora konnte sich weder mit der einen noch mit der anderen Seite so richtig anfreunden. Sie hatte sich ihre Kinder sehr gewünscht und wollte sich auch um sie kümmern. Sie hätte es gar nicht ertragen, sie sich selbst oder einer Tagesmutter zu überlassen. Sie genoss das Gefühl, die wichtigste Bezugsperson in ihrem Leben zu sein und darüber Bescheid zu wissen, wenn die beiden etwas bedrückte. Dennoch fehlte ihr was. Das war nicht unbedingt die Berufstätigkeit. Als Mutter hätte sie doch nur eine Teilzeitbeschäftigung ausüben können, was ihrem Anspruch an eine echte, eine wichtige Aufgabe nicht hätte gerecht werden können. Sie vermisste den Umgang mit gleichgesinnten Erwachsenen, interessante Gespräche, lebendige Diskussionen – so wie sie sie mit Sophie geführt hatte. Sie fehlte ihr so.
    Aus ihrer inneren Einsamkeit heraus hatte sie begonnen sich selbst Themen zu suchen, die sie interessierten. Abends stand ihr viel Zeit zur Verfügung, wenn die Kinder schliefen. Max kam meistens spät nach Hause. Tagsüber war er in seiner Funktion als Marketingleiter bei Johann & Sohn, einem großen Verlag in Hamburg, viel in Besprechungen, so dass er immer am Abend seinen Papierkram erledigte, wenn es im Verlag ruhiger wurde. Nachdem Nora so ziemlich alle Bücher über Kinderpsychologie und -erziehung gelesen hatte, war ihr zufällig einmal ein Bericht über die Gründung des Royal Flying Doctor Service in Australien in die Hände gefallen. Voller Interesse las sie von John Flynn, dem presbyterianischen Geistlichen und Arzt, der 1912 in Oodnadatta in Südaustralien ein kleines, von Schwestern versorgtes Krankenhaus eingerichtet hatte, das ein so großer Erfolg wurde, dass er gebeten wurde, weitere Krankenhäuser zu bauen. Um jedoch den viel zu hohen Bau- und Betriebskosten aus dem Weg zu gehen, beschloss er, die Idee eines jungen Medizinstudenten namens Clifford Peel umzusetzen, die weit verstreuten Farmen mit einem ärztlichen Flugdienst zu versorgen. Peel fiel vor der Verwirklichung seines Einfalls als Kampfflieger im Ersten Weltkrieg. Erst 1928 hatte Flynn die erforderlichen Geldmittel durch Spenden aufgetrieben und mithilfe von Piloten und Technikern ein Funknetz aufgebaut, das die einsamen Farmen miteinander verband. Der Flying Doctor Service wurde auf Anhieb ein Erfolg und schnell erweitert, obwohl er bis zum heutigen Tag auf Spendengelder angewiesen ist. Nora war fasziniert davon, dass ein Land so groß sein konnte und dass die Menschen dort zum Teil so weit auseinander wohnten, dass es der Einführung eines fliegenden Ärztedienstes bedurfte, um die abgelegenen Farmen medizinisch zu versorgen. Ihre Neugier war geweckt, und sie interessierte sich brennend für alles, was mit diesem Kontinent zu tun hatte – die Geschichte Australiens, die Aborigines, ihre Kultur, ihre Kunst. Mit Bestürzung las sie über die Unterdrückung, Folter und fast vollzogene Ausrottung der Ureinwohner, dann registrierte sie teilweise einen langsamen Wandel im Bewusstsein der weißen Australier, den Weg einer allmählichen Umkehr, der aber noch lange nicht abgeschlossen schien. Als Nora die Eröffnungsfeier der Olympischen Spiele 2000 in Sydney am Bildschirm verfolgte, kämpfte sie mit den Tränen, als Kathy Freeman, eine junge australische Sportlerin vom Stamm der Aborigines, das olympische Feuer im Stadion entzündete.
    Aber niemand teilte Noras Ergriffenheit, die Faszination, die dieses Land auf sie ausübte. Immer wieder versuchte sie an den Wochenenden Max davon zu erzählen. Er hörte auch zu, schien zu erkennen, wie tief ihr Interesse ging, war aber einfach nicht fähig, die gleiche echte Begeisterung zu entwickeln. Meist endeten die Gespräche mit Sätzen wie: »Schatz, da fliegen wir hin, wenn die Kinder größer sind. Versprochen!«, oder er zwinkerte Niklas und Marie am Frühstückstisch zu und sagte: »Meine Güte, was die Mama alles weiß! Ist

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