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Noras großer Traum (German Edition)

Noras großer Traum (German Edition)

Titel: Noras großer Traum (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christin Busch
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Aborigines? Was, Kuno? Du würdest sicher zuhören – und wahrscheinlich mehr verstehen als mancher andere.«
    Seufzend wusch sie sich die Hände, machte sich dann daran, die Spülmaschine auszuräumen, den Tisch zu decken und das Essen vorzubereiten, bevor sie die Kinder vom Sport und Reiten abholen musste. Sie freute sich auf ein gemeinsames Abendessen, denn auch Max wollte heute Abend einmal früh zu Hause sein. Er hatte dafür keinen besonderen Grund genannt, aber sie nahm an, dass ihn seiner Familie gegenüber das schlechte Gewissen plagte, weil er praktisch immer erst aus dem Büro kam, wenn die Kinder schon schliefen. Nora lächelte. Manchmal schien ihm eben doch aufzufallen, dass sein Nachwuchs fast ohne ihn groß wurde.

2
    D er Arzt beugte sich über das etwa sechsjährige Mädchen, um die eben vorgenommene Naht am Haaransatz noch einmal zu kontrollieren. Zufrieden nickte er der Mutter zu, die besorgt neben ihm im Behandlungszimmer stand.
    »Keine Angst, Mrs. McKenzie, es wird gut verheilen. Und die Narbe wird später kaum zu sehen sein.« Er strich dem Kind über den Kopf und nickte nun der Schwester zu, die daraufhin eine flache Schublade mit Spielzeugfiguren aufzog und der Kleinen zulächelte.
    »Sieh mal, Laura, du darfst dir etwas aussuchen, weil du so tapfer warst.« Während das Mädchen verschiedene Tiere begutachtete, war die Mutter dem Arzt zum Schreibtisch gefolgt.
    »Dr. Morrison, wie schaut es aus, kann Laura schon mit nach Hause?« Sie nahm vor dem Schreibtisch Platz und blickte ihn erwartungsvoll an. Die Anspannung hatte offenbar noch nicht nachgelassen. Der Schreck über den Unfall ihrer Tochter schien ihr noch in den Knochen zu stecken, denn sie sah müde und mitgenommen aus. Der Arzt drehte einen Stift in der Hand und blickte auf.
    »Ich würde Laura gerne einen oder zwei Tage hier in der Klinik behalten.« Als er bemerkte, dass sie zusammenzuckte, hob er beschwichtigend die Hände. »Keine Angst, es ist eine reine Vorsichtsmaßnahme. Der Sturz vom Scheunendach war schließlich keine Kleinigkeit, und Sie sagten mir, sie sei kurz bewusstlos gewesen. Mit hoher Wahrscheinlichkeit hat sie nur eine Gehirnerschütterung. Um jedoch Schlimmeres völlig ausschließen zu können, möchte ich in der Klinik noch eine Röntgenaufnahme machen und sie zur Beobachtung dabehalten.«
    Die Mutter der Kleinen nickte zögernd. Sie fühlte sich schuldig, wie immer, wenn irgendetwas mit den Kindern nicht glatt lief. Draußen auf der Farm war sie von frühmorgens bis spätabends im Einsatz. Neben all den Arbeiten, die für sie dort anfielen, kümmerte sie sich auch sorgfältig darum, dass ihre Kinder immer pünktlich und vorbereitet am Funkunterricht, der »School of the Air«, teilnahmen. Bitter stellte sie für sich fest, dass all ihre Bemühungen offensichtlich nicht ausreichten. Hätte sie nicht verhindern müssen, dass ihre Tochter auf das Scheunendach kletterte? Mit gesenktem Kopf betrachtete sie ihre Hände im Schoß und drehte mechanisch ihren Ehering.
    Dem Arzt war ihre Niedergeschlagenheit nicht entgangen. Er arbeitete schon einige Jahre hier und hatte oft erleben müssen, dass sich die Menschen draußen auf den Farmen überforderten und zu viel von sich verlangten. Es gab aber meistens keinen Ausweg, denn wer – wenn nicht sie – sollte die ganze Arbeit, die anfiel, denn sonst erledigen? Die klimatischen Bedingungen in diesem Land machten es den Farmern nicht immer einfach; Missernten durch Dürre brachten sie nicht selten in finanzielle Schwierigkeiten. Nicht alle Farmerfamilien konnten sich Hilfskräfte leisten, und so stießen sie dann häufig an ihre eigenen Grenzen.
    Er war aufgestanden, langsam um den Schreibtisch herumgegangen und hatte sich vor ihr auf die Tischkante gesetzt. »Mrs. McKenzie, Sie dürfen sich keine Vorwürfe machen. Solche Dinge passieren früher oder später den meisten Kindern, ob es sich nun um ein Klettergerüst auf einem Spielplatz in der Stadt handelt oder um ein Scheunendach auf dem Land. Wir sollten jetzt einfach nur froh sein, dass es so glimpflich abgelaufen ist. Ich schätze, in zwei Tagen können Sie mit ihr nach Hause.«
    Unsicher sah sie den Arzt an und zwang sich zu einem Lächeln. »Danke, Dr. Morrison. Ich werde meinem Mann Bescheid geben und mir ein Zimmer nehmen, damit ich bei Laura bleiben kann.« Die junge Schwester, die sich mit der Kleinen und den Spielzeugtieren beschäftigt hatte, zwinkerte dem Mädchen zu. »Sag mal, bist du schon einmal in einem

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