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Noras großer Traum (German Edition)

Noras großer Traum (German Edition)

Titel: Noras großer Traum (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christin Busch
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hatte kommen lassen. Als er dann im Krankenhaus war, hatte ihn sein Freund und Kollege Dr. William Jarrett schon so merkwürdig angesehen. Er kannte diesen Blick, wollte ihn aber nicht wahrhaben und fragte atemlos: »Wie geht es Sarah? Wie schwer sind die Verletzungen, Bill?«
    Bill hatte ihn nicht aus den Augen gelassen. »Tom, bleib ruhig. Sarah wird überleben. Sie hat eine Gehirnerschütterung und einen komplizierten Armbruch. Ich bin schon auf dem Weg zum OP, wir müssen gleich operieren.« Er machte eine Pause, in der er sich umständlich die Manschetten seines Hemdes aufknöpfte.
    Tom sah ihn gespannt an. »Und das Baby?«
    Bill hatte ernst und bedauernd den Kopf geschüttelt.
    »Sie hat es eben verloren. Tom, es tut mir so Leid, wir konnten nichts mehr für ihn tun. Es war einfach zu früh.«
    Wortlos hatte Tom sich umgedreht und war langsam den Gang hinuntergegangen, bis er am Ende vor einem Fenster stehen geblieben war. Er hatte seine Stirn gegen das kühle Glas gelehnt und die Augen geschlossen. Sein Kind – sein Sohn – war tot, weil seine Eltern sich unbedingt hatten streiten müssen. Ihm war übel geworden, und er hatte sich mit den Händen auf der Fensterbank abgestützt und mit gesenktem Kopf auf die Schattierungen des Marmors gestarrt, als wollte er sich jede Einzelheit einprägen. Lisa Jarrett war leise herangekommen und hatte ihm eine Hand auf die Schulter gelegt.
    »Tom? Sarah fragt nach dir. Möchtest du sie vor der Operation nicht noch einmal kurz sehen?« Sie wartete ab, und als keine Reaktion von ihm kam, fuhr sie fort: »Tom, sie braucht dich jetzt besonders.«
    Er hatte den Kopf gehoben und nach draußen geschaut. Sein Herz hatte schneller geschlagen. Als er sich zu Lisa umwandte, konnte sie die Bitterkeit in seinen Augen erkennen.
    »Sarah braucht niemanden.« Er hatte eine Pause gemacht, bevor er hinzufügte: »Nicht einmal das Baby.«
    Lisa hatte nach seiner Hand gegriffen und ihn ernst angesehen. »Komm schon, Tom. Das ist ja nicht dein Ernst. Du bist unendlich enttäuscht, und das ist auch dein gutes Recht. Aber du bist auch verheiratet, und deine Frau braucht dich jetzt. Sie hat das Baby genauso verloren wie du.«
    Langsam hatte sich sein Blick von einer Grünpflanze gelöst, die in einem viel zu kleinen Topf vor sich hin kümmerte. Es hatte wohl noch niemand Zeit gefunden, sie umzutopfen. Etwas in Tom war zerbrochen. Er drehte sich wieder zu Lisa um und schaute ihr ins Gesicht. »Sie hat unser Kind nie gewollt, Lisa.« Diese hatte ihn betroffen angesehen. Ihr war für den Moment nichts mehr eingefallen, was sie darauf hätte erwidern können. Also hatte er sich abgewandt und war langsam zum Operationsraum gegangen. Innerlich aufgewühlt und verzweifelt, vermochte er sich nicht im Geringsten vorzustellen, wie er seiner Frau jetzt eine Hilfe sein könnte. Natürlich war er froh, dass sie nicht schwer verletzt worden war, aber der Verlust des Kindes hatte ihn so getroffen, wie er es selbst nicht für möglich gehalten hätte. Er hatte sich unsagbar auf das Baby gefreut, auf sein erstes Kind.
    Als er vor dem OP-Bereich angekommen war, hatte er sich mechanisch einen Kittel übergestreift und die Tür aufgestoßen. Der Anästhesist stand schon bereit, während Bill sich im Nebenraum noch die Hände bis zu den Ellbogen schrubbte. Sarah blickte ihm unglücklich entgegen. Trotz der komischen OP-Haube und des großen Pflasters auf der Stirn sah sie schön aus. Als er bei ihr angelangt war, schaute sie ihn aus großen Augen forschend an. »Tom, du glaubst doch nicht etwa, ich hätte es absichtlich getan?« Der Gedanke war ihm zwar kurz durch den Kopf geschossen, aber er hatte ihn als abwegig beiseite geschoben. Er strich ihr über die Wange und schüttelte stumm den Kopf. Plötzlich stand Verzweiflung in ihren Augen. Sie spürte, dass Tom seelisch aus dem Gleichgewicht geraten war; er war sonst nie um eine Antwort verlegen. »Bitte glaub nicht, dass ich es nicht gewollt habe, Tom. Ich habe mir dieses Kind mit dir gewünscht, nur wäre ich lieber in Sydney schwanger geworden als hier in Cameron Downs. Ich habe mich hier doch nie zu Hause gefühlt.« Ihre Augen wanderten von der OP-Beleuchtung zum Beatmungsgerät. »Tom, was passiert jetzt mit mir? Wirst du dabei sein?«
    Er hatte ihre Hand in seine genommen. »Mach dir keine Sorgen, Sarah. Bill wird eine Ausschabung vornehmen müssen, und hinterher bringt er noch deinen Arm in Ordnung.« Er hatte ihr in die Augen gesehen. »Ich bleibe bei dir,

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