Noras großer Traum (German Edition)
ihm wie betäubt vor Schreck zusah.
»Laura, funken Sie sofort unsere Maschine an. Dann laufen Sie da vorn auf die Straße und schauen, ob Sie unser Flugzeug schon entdecken können. Vielleicht können Sie Zeichen geben, dass sie mit der Maschine näher herankommen. Los, schnell, bitte!«
Sekunden später griff Laura nach der Sprechfunktaste und rief das RFDS-Flugzeug. Sie berichtete kurz, was geschehen war, und lief anschließend auf die Straße, in der Hoffnung, schon in Sichtkontakt zu sein. Tom verabreichte Nora eine weitere Spritze und hoffte, dass sie schnell Wirkung zeigte. Matt hatte einige starke Äste unter den in einem mit Gräsern zugewucherten Loch abgesackten Reifen gestopft. Obwohl niemand diese gut getarnte Vertiefung hätte entdecken können, machte er sich Vorwürfe.
Phil hatte die mit beiden Armen in der Luft wedelnde Laura zuerst entdeckt. »Dahinten sind sie! Los, schnell einsteigen! Ich versuche so dicht wie möglich heranzukommen.«
Als das Flugzeug vor Laura ausrollte, sprangen Lisa und Bill sofort hinaus und liefen mit der tragbaren Ausrüstung hinter ihr her. Am Wagen angelangt, öffneten sie rasch die hinteren Türen, und noch während Bill zu Tom hineinkletterte, hatte dieser ihm schon die notwendigen Informationen zu Noras augenblicklichem Zustand gegeben. Aber auch ohne Toms Erläuterungen konnte Bill sehen, dass ihr Kreislauf gerade dramatisch abgesackt war. Beide bemühten sich nun nach Kräften mit der erweiterten Ausstattung, die Lage in den Griff zu bekommen. Nach einigen Minuten schien sich die Situation zumindest nicht weiter zu verschlechtern. Tom und Bill nahmen je einen Griff der Trage aus der Hängematte, während Phil jetzt bereits am Fußende wartete. Zuvor war er Matt mit dem Reifen behilflich gewesen. Lisa stand einsatzbereit neben der geöffneten Wagentür. Ein Blick auf Noras Gesicht verriet ihr, wie ernst es stand. Ein weiterer Blick zu Tom bestätigte all ihre Vermutungen. Sie übernahm den Infusionsbeutel. Dann registrierte sie Toms Fußverletzung und reichte den Beutel an ihn weiter.
»Tom, lass mich an die Trage. Komm schon!« Sie wusste, wie sie ihn überzeugen konnte. »Mit deinem Fuß sind wir zu langsam.«
Wie sie den Flug und den Transport in die Klinik hinter sich brachten, hätte Tom später nicht mehr sagen können. Bill und Lisa hatten routinemäßig die Situation an Bord im Griff, und es gelang ihnen, Noras Kreislauf wieder zu stabilisieren, und danach sogar, Tom auf seinem Sitz zu halten. Er war viel zu erschöpft, um sich weiter dagegen zu wehren, und sank – noch während Lisa seinen Fuß und die Abschürfungen versorgte – in einen tiefen Schlaf.
Nach zwei Operationen verbrachte Nora die nächsten Tage in der Klinik in einer Art Dämmerzustand, der sie ruhig stellte. An einem späten Nachmittag schlug sie die Augen auf, als Kim eine neue Infusion anschloss.
»Hallo, wie fühlen Sie sich jetzt?«, fragte sie lächelnd.
Nora versuchte zurückzulächeln. »Wenn ich nichts ... bewege, sind die Schmerzen jetzt ... erträglicher.«
»Na, dann bleiben Sie aber auch hübsch artig liegen. Ich hole Bill.« Kim verschwand auf dem Gang und ließ Nora allein zurück.
Diese versuchte krampfhaft, sich zu erinnern, aber ihr Gedächtnis wies offenbar einige Lücken auf. Bevor sie sich darüber ärgern konnte, trat Bill an ihr Bett.
»Hallo, Nora. Sie haben uns Sorgen gemacht. Schön, dass es Ihnen etwas besser geht.« Er lächelte sie aufmunternd an. »Sollten die Schmerzen wieder stärker werden, sagen Sie uns das bitte, ja?«
»Bill ... wie geht es Tom? Ich ... ich kann mich einfach nicht an einen Unfall erinnern, weiß aber, dass er ... darüber zu mir gesprochen hat. Ist er ... verletzt?«
Bill versuchte sie zu beruhigen. »Machen Sie sich keine Gedanken. Tom geht es gut. Er hat einen verstauchten Fuß und ein paar Abschürfungen, sonst ist er okay. Es ist übrigens völlig normal, Nora, dass Sie nichts von dem Unfall wissen. Ja, es ist ein Wunder, dass Sie sich überhaupt schon an einiges erinnern. Sie haben unwahrscheinliches Glück gehabt, wissen Sie das?«
Sie schluckte. »Sicher ... haben Sie Recht. Erzählen Sie mir bitte ... wie es passiert ist.«
Als Bill ihr eine kurze Schilderung zum Unfallhergang gab, hörte sie aufmerksam zu. Sie schloss einen Moment die Augen, als könnte sie sich so besser konzentrieren. Schließlich fragte sie: »Wie ... wie lange bin ich denn schon hier? Wie geht es meiner Familie? Hat sie schon jemand ...
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