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Noras großer Traum (German Edition)

Noras großer Traum (German Edition)

Titel: Noras großer Traum (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christin Busch
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sie fragend an. Sie zögerte und betrachtete unschlüssig die Infusion neben sich.
    Er nahm erneut ihre Hand. »Was ist? Sag schon.«
    »Ich ... ich habe vorhin mit Bill ... gesprochen. Er hat mir gesagt ... Max ist unterwegs hierher. Du ... du solltest das wissen.« Er versuchte, sich nichts anmerken zu lassen, aber sie konnte sehen, wie er die Zähne zusammenbiss. Schließlich riss er sich zusammen, strich sacht über ihre Hand und sagte leise: »Mach dir keine Sorgen, Nora. Es ist schon okay. Ich respektiere deine Entscheidung. Glaub nicht, dass es mir leicht fällt, aber ich hatte Zeit, über uns nachzudenken.«
    Traurig sah sie ihn an. Sie hatte Mühe, die Tränen zurückzuhalten.
    »Du weißt doch aber, wie viel du mir bedeutest, nicht?«
    Sie versuchte ruhig zu atmen. Nun rollten doch langsam zwei Tränen über ihre Wangen. Er sah sie an. In seinem Blick lag so viel Liebe, aber auch Enttäuschung, dass es ihr fast körperlich wehtat. Nie zuvor in ihrem Leben war ihr irgendetwas auch nur annähernd so schwer gefallen. Sie hatte das Gefühl, ein Teil von ihr müsse sterben. Tom spürte, dass er die Fassung verlieren würde, wenn er jetzt nicht ginge. Er beugte sich über sie und gab ihr einen schnellen Kuss. Seine Stimme klang rau.
    »Ich vermisse dich jetzt schon, mein Herz.« Dann trat er zur Tür und blickte sich noch einmal um. Sie brauchte nichts zu sagen. Er sah in ihren Augen, dass es ihr genauso ging. Wortlos beeilte er sich, auf dem Gang an Lisa vorbeizukommen, die ihm ein fröhliches »Oh, hallo, Tom!« zurief und ihm schließlich verwundert nachsah.
    Als sie zu Nora kam, fand sie diese zutiefst verstört vor. Sie lag in ihrem Bett und gab keinen Laut von sich. Tränen liefen ihr unablässig übers Gesicht. Sie schien sich ziemlich aufgeregt zu haben, denn auch ihre Werte hatten sich verschlechtert, was Lisa sofort nach einem Blick auf die Geräte feststellte. Sanft beugte sie sich über sie.
    »Nora? Was ist denn? Haben Sie Schmerzen?«
    Als Nora den Kopf zur Seite wandte, durchfuhr sie wieder ein heftiger Schmerz, aber sie schloss einfach die Augen. Sie wollte nicht mehr sprechen. Lisa hätte doch nicht helfen können. Niemand konnte es. Das hier, das war ihr ganz persönlicher Schlamassel. Es war ihr im Moment auch egal, dass sie Schmerzen hatte. Im Grunde empfand sie es passend, dass sie nun physisch den gleichen Schmerz verspürte, der in ihrem Inneren brannte. Vielleicht hatte sie das ja verdient.
    »Bill, hast du einen Moment Zeit?« Lisa kam eilig in das Sprechzimmer ihres Mannes.
    Er sah sie fragend an. »Was ist denn? Ist etwas passiert?«
    Sie ließ sich auf der Kante seines Schreibtisches nieder.
    »Es geht um Nora. Ich war eben bei ihr, und sie scheint todunglücklich zu sein. Sie spricht nicht und liegt nur da und weint. Ich habe sie gefragt, ob sie Schmerzen habe, aber sie reagiert nicht.« Sie machte eine Pause und überlegte.
    »Hm. Ein verspäteter Schock kann es jetzt eigentlich nicht mehr sein, dafür war sie vorhin auch zu vernünftig. Hast du eine Ahnung?«
    Lisa sah ihn nachdenklich an. »Nun, wenn du mich fragst, ich meine, es muss etwas mit Tom zu tun haben. Er kam vorhin aus ihrem Zimmer, sagte kein Wort und hat mich beinahe über den Haufen gerannt.«
    Bill nickte langsam. »Ich glaube, du hast Recht. Wissen Sie eigentlich, dass Sie eine hervorragende Krankenschwester sind?«
    Sie strahlte ihn an. »Ja, Dr. Jarrett, mir ist so, als hätte ich das schon einmal gehört.«
    Er legte beide Arme um sie und gab ihr einen Kuss. Dann wurde er wieder ernst und sah sie an.
    »Lisa, das zwischen Tom und Nora geht uns nichts an. Wenn sie uns um Rat bitten, ist das etwas anderes, ansonsten müssen sie allein damit klarkommen. Wir sind nur für die medizinische Seite verantwortlich, okay?«
    Sie nickte. »Ich weiß, Bill. Sie tun mir nur so Leid ...«
    Er griff nach seinem Stethoskop. »Ich schau jetzt mal nach ihr.«
    Tom hatte sich in den Wagen gesetzt und war einfach losgefahren. Er mochte jetzt niemanden sehen – und erst recht nicht reden. Wie immer in den entscheidenden Situationen seines Lebens machte er alles mit sich selbst ab.
    Warum war das eigentlich so? Hatte er niemanden, dem er vertraute? Er dachte nach. Er mochte Bill und Lisa, sie waren echte Freunde. Auch Jason mit seiner ruhigen Art und seinem hintergründigen Humor war ihm ein Freund geworden. Tom ließ den Wagen ausrollen, stieg aus und setzte sich unter einen Baum. Er seufzte und drehte zwei Grashalme in den Händen.

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